Fahrten mit der Bimmelbahn werden teurer

Freital. Die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft will die Tarife auf der Weißeritztalbahn erhöhen. Ab 1. November werden die Fahrten teurer, kündigte der Betreiber in einem Gespräch mit der Sächsischen Zeitung an. Familientickets sollen von der Preiserhöhung ausgenommen bleiben. Andere Tarife hingegen werden um fünf bis sieben Prozent angehoben. Davon betroffen seien alle drei Schmalspurbahnen die die Dampfeisenbahngesellschaft betreibt. Das sind neben der Weißeritztalbahn noch der Lößnitzdackel und die Fichtelbergbahn.
Als Grund für die Preiserhöhung nannte der Betreiber gestiegene Kosten. So sei Steinkohle, die für die Dampfrösser gebraucht wird, heute doppelt so teuer wie noch vor fünf Jahren.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3070268
„Der Dampf ist so teuer“

Freital/Dippoldiswalde
Die Bimmel ist nach ihrer Wiedereröffnung 2008 in der Realität angekommen. Zwei Jahre in Folge sanken die Fahrgastzahlen. Nun steigen die Preise.

Die Strecke zwischen Freital und Dippoldiswalde ist bei der SDG derzeit die kürzeste, aber auch die teuerste. Warum, darüber sprach die SZ mit Mirko Froß von der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) und Christian Schlemper vom Verkehrsverbund Oberelbe (VVO).

Warum werden keine vergleichbaren Tarife zu den anderen Bahnen angeboten?

Froß: Das ist so nicht ganz richtig. Man muss von jeder Bahn individuell ausgehen. Der Unterschied zwischen der Lößnitzgrundbahn und der Weißeritztalbahn zum Beispiel begründet sich aus dem unterschiedlichen Angebot auf den Strecken. 100 Prozent der Züge verkehren zwischen Radebeul und Moritzburg, und nur 50 Prozent bis Radeburg. Radeburg als Ziel ist nicht so attraktiv und deswegen bekommt man auf der Rückfahrt dieses Stück für einen geringen Obolus oben drauf. Das Tarifangebot auf der Weißeritztalbahn ist ein linearer Tarif. Wir betrachten dabei immer die Komplettstrecke bzw. den jeweiligen Abschnitt.

Wie erklärt es sich, dass sich der Preis für eine Einzelfahrkarte innerhalb der letzten zehn Jahre mehr als verdoppelt hat?

Schlemper: 2001 hat der VVO einen Verkehrsvertrag mit der Bahn abgeschlossen. Nach dem Hochwasser 2002 wurden die Bahnen an die BVO-Bahn abgegeben, die später zur SDG geworden ist. Deshalb ist es schwierig, die Preise einfach zu vergleichen, da früher durch den großen Verkehrsvertrag mit der DB Regio eine Quersubventionierung möglich war – das heißt, dass die hohen Kosten der Schmalspurbahnen durch Gewinne andere Strecken wieder wett gemacht wurden. Das gibt es heute nicht mehr. Es gibt aber den ganz klaren Wunsch von der Politik, dass die Bahnen erhalten bleiben sollen. Der VVO gibt pro Jahr rund vier Millionen Euro für die beiden Schmalspurbahnen aus, um überhaupt Züge fahren zu lassen, aber das deckt die hohen Kosten des Dampfbetriebs nicht.

Sind denn weitere Tariferhöhungen in nächster Zeit geplant?

Froß: Wir werden zum 1. November auf allen drei Bahnen der SDG die Preise anheben, allerdings nicht in allen Segmenten. Familien bleiben hierbei ausgenommen, ganz bewusst. Es geht um fünf bis sieben Prozent. Grund ist dafür die Kostensteigerung, die es in den letzten Jahren gegeben hat. In fünf Jahren gab es eine Preissteigerung bei Steinkohle von 100 Prozent. Lokomotivkohle wird nicht mehr von vielen hergestellt. Von Wettbewerb kann dort kaum die Rede sein.

Schlemper: Wir führen jedes Jahr die Grundsatzdiskussion: Wenn ich die Preise erhöhe, verliere ich dann nicht Fahrgäste? Da leben wir genauso in der Marktwirtschaft wie alle anderen. Wenn es Preisanpassungen gibt, dann in Maßen. Wir wollen die Leute ja nicht verärgern.

Wenn das Fahren immer teurer wird – lohnt sich da noch der Ausbau der Strecke bis Kipsdorf?

Schlemper: Vor dem Hintergrund des Tourismus ist es ein Gewinn für die Region. Das Problem ist, dass uns durch die Kürzungen des Freistaats Mittel weggefallen sind, so dass wir uns den täglichen Betrieb auf dem oberen Abschnitt nicht leisten können. Der Freistaat gibt das Geld für den Wiederaufbau, das ist ein Versprechen der Politik. Aber wenn dieser abgeschlossen ist, haben wir aufgrund der Haushaltskonsolidierung des Freistaates gar nicht das Geld bekommen, um da täglich Züge fahren zu lassen.

Das ist ja nicht das einzige Problem. So fehlen auch Ausflugsziele entlang der Bahnstrecke…

Schlemper: Ein Ausflugsprodukt wie die Bahn lebt von der Region, in der sie fährt. Da muss auch die Umgebung touristisch interessant sein.

Froß: Mit der Inbetriebnahme 2008 entstand ein großer Hype bis Mitte 2009 – und dann hat uns die Normalität eingeholt. Wir sprechen immer vom „Frauenkircheneffekt“. Die Leute haben die Strecke gesehen. Und es gibt in der Region einfach noch viel zu tun. Aus diesem Grund müssen wir in andere Richtungen denken, einmal die Bahn selbst, und das Umfeld als Erlebnis ausbauen.

Das Gespräch führte Lisa Fritsche.

Kommentar
Matthias Weigel
über die Preiserhöhung bei der Bimmel

Die Bahn braucht wieder Euphorie

Es ist eine Nachricht, mit der zu rechnen war. Auch die Dampfeisenbahner kommen an den Preissteigerungen nicht mehr vorbei. Der Kunde muss ab Herbst die Zeche für teurere Kohle zahlen – die Fahrpreise steigen.
Einen weiteren Einbruch der Fahrgastzahlen dürften die teureren Tickets aber kaum verursachen. Wer Bahn fahren will, der fährt. Das Problem der sowieso sinkenden Gästezahlen ist ein ganz anderes: Alle wollten den Wiederaufbau – dann kam er und die große Euphorie verschwand.
Die Bahn aber braucht Leute, die das Feuer am Brennen halten. Und das dürfen nicht nur Interessensgemeinschaft und Betreiber sein, wobei es beim Marketing sicher auch noch Reserven gibt. Die politisch und touristisch Verantwortlichen müssen die Bahn als Teil ihrer Anlieger-Kommunen begreifen und entsprechend investieren. Und letztlich die Bürger, die hin und wieder – mal mit, mal ohne Besuch – mitfahren.

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung – Dienstag, 29. Mai 2012

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