Mit Volldampf in den Advent

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Montag, 3. Dezember 2012
Von Verena Weiß

Entlang der Weißeritz war das Wochenende besinnlich. Die Kleinbahn fuhr sogar bis Schmiedeberg. Das sorgte für Freude und Erstaunen.

Dieser Anblick lässt nicht nur die Herzen der Kleinbahnfreunde höherschlagen: Zum Kleinbahnadvent dampft und schnauft die Weißeritztalbahn, die alle nur liebevoll Bimmel nennen, zwischen Obercarsdorf und Schmiedeberg durch tief verschneite Wälder. Vielleicht fährt die Kleinbahn ja bald wieder ganz nach Fahrplan bis Schmiedeberg. Der erste Schritt dazu ist getan. Fotos: Frank Baldauf (2)

Dieser Anblick lässt nicht nur die Herzen der Kleinbahnfreunde höherschlagen: Zum Kleinbahnadvent dampft und schnauft die Weißeritztalbahn, die alle nur liebevoll Bimmel nennen, zwischen Obercarsdorf und Schmiedeberg durch tief verschneite Wälder. Vielleicht fährt die Kleinbahn ja bald wieder ganz nach Fahrplan bis Schmiedeberg. Der erste Schritt dazu ist getan. Fotos: Frank Baldauf (2)

Unter der dicken Wollmütze blinzeln Augen hervor, fixieren gespannt den Horizont. Dann ist es soweit. Mit einem lauten, langen Pfeifton macht sie auf sich aufmerksam. Die schwarze Silhouette der Lokomotive nimmt Gestalt an, langsam faucht sie heran. Weißer Dampf wirbelt auf, mischt sich unter das satte Himmelblau. Fotoapparate klicken, als die schwarze Lok mit der Nummer 991608-1 in den verschneiten Bahnhof von Obercarsdorf einfährt. „Achtung, zurücktreten“, ruft der Lokomotivführer den Schnappschussjägern entgegen, die sich zu weit an die Gleise gewagt haben.

Ein kurzer Ruck, dann kommt die Lok samt der vier Waggons zum Stehen. „Guck mal, der Lokomotivführer hat gewunken“, ruft der kleine Marius seinem Papa zu und strahlt übers ganze Gesicht. „Er ist vernarrt in Eisenbahnen“, kommentiert Daniel Liliensiek die Freude seines Sohnes beim Anblick des großen, schnaufenden Zugpferdes.

Schon voriges Jahr hatten die beiden Dippoldiswalder die Gunst der Stunde genutzt und sind zum Kleinbahnadvent in einen Zug der Weißeritztalbahn gestiegen. „Es ist super und immer ein Erlebnis“, sagt Daniel Liliensiek. Die Strecke der Weißeritztalbahn von Freital-Hainsberg bis Dipps kennt er gut. Doch wieder einmal zwischen Obercarsdorf und Schmiedeberg mit der Bahn fahren zu können, sei eben nur zum Kleinbahnadvent möglich. Eine Gelegenheit, die dieses Wochenende rund 3500Bahnfans ins Osterzgebirge lockte.

Seit dem Hochwasser 2002 ist das immer noch eine Ausnahme. Anders als die Strecke zwischen Obercarsdorf und Schmiedeberg, blieben viele Abschnitte bis Kipsdorf nicht von den Fluten verschont. Immerhin: Die ersten Schritte für den zweiten Bauabschnitt an der Strecke der Weißeritztalbahn sind getan. Mit der Unterzeichnung des Bau- und Finanzierungsvertrages im Juli dieses Jahres ist der Wiederaufbau der Kleinbahnstrecke bis Kipsdorf beschlossene Sache. Bis die Kleinbahn aber wieder ihr ursprüngliches Ziel erreicht, werden noch einige Handgriffe nötig sein – sicher noch mehr als in Vorbereitung auf den Kleinbahnadvent an diesem Wochenende.

Schon Tage zuvor waren Mitarbeiter mit Säge und Schaufel entlang der Strecke im Einsatz, um herabgestürzte Äste und Schnee von den Gleisen zu räumen. Vor allem hier, zwischen Obercarsdorf und Schmiedeberg, wo die Gleise sonst ruhen, sah es wild aus, sagt Kati Schmidt, Sprecherin der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG), die zusammen mit der Interessengemeinschaft Weißeritztalbahn (IGW) und dem Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) die Bahnfahrt zum ersten Adventswochenende ermöglicht. „Wir freuen uns, dass die Veranstaltung und natürlich unser Angebot zwischen Obercarsdorf und Schmiedeberg zu fahren, so gut von den Leuten angenommen wird“, sagt Kati Schmidt. Viel wichtiger sei aber, dass die Kleinbahn auch in Zukunft ihre Passagiere begeistert, besonders dann, wenn sie wieder über Dipps hinaus fahren soll.

Die Lok vor der Linse

Der kleine Marius ist schon begeistert. Er darf endlich im Waggon Platz nehmen. Dann ertönt er wieder, dieser lange, hohe Pfeifton, der Zug setzt sich in Bewegung. „Jetzt geht’s los“, ruft Marius lauthals und winkt aufgeregt aus dem Fenster. Eine Frau im hellen Mantel lächelt und winkt hinterher.

Langsam zuckelt die Bahn an verschneiten Nadelbäumen entlang, vorbei an schneebedeckten Dächern. Menschen drehen sich um, zeigen mit dem Finger auf das dampfende Ross. Einige stehen nahe an den Gleisen, halten den Fotoapparat vors Gesicht und knipsen. So wie Bernhard Bsufka. „Ich bin Bahnfan“, sagt der Dresdner gerade heraus und lacht: „Diesmal werden einige gute Motive dabei sein.“

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3218493

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