Weißeritztalbahn erneut Flutopfer

Gleise sind zum Teil unterspült. Eine Reparatur ist derzeit offen. Doch die Bahn fährt – verkürzt, und nur am Wochenende.

06.06.2013 Von Matthias Weigel

Schäden an der Strecke der Weißeritztalbahn: In Spechtritz ist auf etwa 200 Metern der Bahndamm ausgespült. Links im Foto tost die Weißeritz. In der Talsperre wird ordentlich Wasser abgelassen. Foto: Frank Baldauf

 

Bis die Weißeritztalbahn nach dem aktuellen Hochwasser wieder zwischen Freital und Dippoldiswalde schnaufen kann, werden wohl ein paar Wochen ins Land gehen. Wie der Leiter Infrastruktur der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) Mirko Froß auf Anfrage erklärt, ist die Strecke beschädigt. Das betrifft im Wesentlichen den Kilometer 5,9 bis 6,1 zwischen Rabenau und Spechtritz. Auf über 200 Metern ist hier das Gleisbett ausgespült. Die Hälfte des Schotters und des Unterbaus ist weg. Muss jetzt also wieder aufwendig gebaut werden?

Froß verneint. „Die Reparatur ist durchaus nicht ohne, aber wir reden hier nicht über einen grundsätzlichen Neubau“, sagt er. Noch könne und wolle man nichts Genaueres über Umfang und Dauer sagen. Wer für die Schäden aufkommt, werde derzeit ebenfalls noch geklärt, hieß es. Auf alle Fälle soll es kommende Woche schon Aufräumarbeiten geben. Im Abschnitt zwischen Freital-Hainsberg und Rabenau sind die Schäden eher gering. Dort gibt es an den Brücken kleinere Ausspülungen.

Ob die Brücken standsicher sind, werde heute noch ermittelt, so Froß. Die Begutachtungen könnten erst mit einem weiter abgesunkenen Pegel ausgeführt werden. „Nach den ersten Sichtprüfungen sind wir zuversichtlich. Das sah nicht so schlecht aus“, sagt Froß. Er rechnet nicht mit bösen Überraschungen. Außerdem war die SDG bereits mit einer leichten Diesellok auf dem befahrbaren Teilstück unterwegs – dieser erste Test verlief schon mal positiv.

Der Zugverkehr war mit dem 3. Juni eingestellt worden. Seit Mittwoch fährt ein Schienenersatzverkehr die Haltepunkte bzw. Orte entlang der Strecke an. Werden die Busse aber für Evakuierungsmaßnahmen abgezogen, fallen die Fahrten ersatzlos aus. Fürs Wochenende hat die SDG gestern Sonderfahrten der Bimmel angekündigt. Zwischen Freital und Rabenau fahren jeweils sechs Zugpaare je Tag.

 

Schäden trotz Flutschutz?

In Sachen Hochwasser bleiben dennoch Fragen. Denn der Wiederaufbau der Strecke hatte immer unter der Maßgabe stattgefunden, dass die Bahn dann vor einem 200-jährigen Hochwasser geschützt ist. Nicht zuletzt deswegen waren am Ende auch Mehrkosten ins Feld geführt worden. So kostete der erste Abschnitt knapp 22,5Millionen Euro, 3,5 Millionen mehr als einst vorgesehen. Wie lassen sich da die neuerlichen Schäden erklären? „Wenn wir die Strecke nicht so sicher wieder aufgebaut hätten, würden wir jetzt über ganz andere Schäden reden“, sagt Froß. Und man müsse auch 200 Meter Schaden auf einer insgesamt 15 Kilometer langen Strecke im Verhältnis sehen. Im Übrigen, so Froß, sei die Situation bis zum Überlaufen der Malter am Montag völlig unproblematisch gewesen. Die technische Ausführung des ersten Bauabschnittes hätten sich bei dem Hochwasser bewährt. „In Einzelnen kann man sicher nachbessern. Wie heißt es so schön: Im Nachhinein ist man immer schlauer“, sagt der Infrastrukturchef.

Maßstab soll der Spruch bei der SDG allerdings nicht sein. Deswegen habe sich Froß während des Hochwassers auch den Abschnitt bis Kipsdorf angesehen. Der Wiederaufbau dort ist derzeit in der Planungsphase. „Nach Einschätzung der Situation werden die Lösungen und Erfahrungen aus dem ersten Bauabschnitt auch hier oben funktionieren“, sagt Froß. Details würden bei der Planung noch berücksichtigt. Alles habe natürlich seine Grenzen im Verhältnis von Kosten und Nutzen. Auf alle Extreme vorbereitet sein könne man nicht.

Die Weißeritztalbahn war 2002 vom Hochwasser stark zerstört worden. Es dauerte bis 2008, ehe der erste Bauabschnitt wieder in Betrieb ging. Wegen der alten Flutschäden geht es derzeit aber nur bis Dippoldiswalde. Erst ab 2014/15 soll die 26 Kilometer lange Gesamtstrecke bis Kipsdorf wieder aufgebaut sein. Der Freistaat stellt dafür rund 15 Millionen Euro zur Verfügung. In diesem Jahr feiert die 1883 eröffnete Strecke 130-jähriges Bestehen.

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