Jubiläum auf dem Bahnsteig

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Seit sechs Jahren schnauft die Weißeritztalbahn wieder. Am Sonnabend hat sie ihren millionsten Fahrgast begrüßt.

30.11.2014 Von Sebastian Martin

auf dem Bahnsteig
Das Rabenauer Rußhörnchen und Mobilius haben am Sonnabend auf dem Bahnhof in Freital-Hainsberg den millionsten Fahrgast der Weißeritztalbahn empfangen. Es ist eigentlich nicht nur einer, sondern es sind vier. Janet und Torsten Scholtis aus Freital und ihre Kinder Cassandra und Nathaniel können es unter sich ausmachen, wer von ihnen nun tatsächlich die Million vollgemacht hat.
Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Das Rabenauer Rußhörnchen und Mobilius können es kaum erwarten. Die Maskottchen der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft und des Verkehrsverbundes Oberelbe stehen auf dem Bahnsteig in Freital-Hainsberg. Immer wieder blicken sie auf die Uhr. Es ist 11.20 Uhr. In fünf Minuten müsste die aus Dippoldiswalde kommende Weißeritztalbahn eintreffen. Ein historisches Ereignis. Denn im Zug sitzt der millionste Fahrgast. Gezählt wird seit der Wiedereröffnung des ersten Streckenabschnittes am 13. Dezember 2008.

Die Wartezeit nutzen die Maskottchen, um Pfefferkuchen zu verteilen. Schließlich veranstalten ihre Arbeitgeber gemeinsam mit der IG Weißeritztalbahn parallel den traditionellen Kleinbahnadvent. Diesmal kann man allerdings nicht in einem Sonderzug von Dippoldiswalde noch ein Stück weiterfahren fahren, da in diesem Jahr die Bauarbeiten in diesem Abschnitt begonnen haben, sagt Mirko Froß, Eisenbahnbetriebsleiter bei der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft.

Macht nichts. An vielen Stationen der Weißeritztalbahn herrscht an diesem Wochenende vorweihnachtliches Treiben. Das Angebot reicht vom Pyramidenanschub in Spechtritz über den Weihnachtsmarkt am Bahnhof in Malter bis hin zu der Teddybärenausstellung in Dippoldiswalde. In Freital-Hainsberg gibt es für Kinder eine Bastelecke sowie eine Modellbahnausstellung. Doch um die zu bestaunen, hat gerade kaum einer wirklich Zeit. In drei Minuten soll der Zug mit dem millionsten Fahrgast eintreffen.

Am Anfang des Jahres hat vermutlich kaum einer erwartet, dass heute schon das Jubiläum gefeiert wird. Eher Ende Dezember oder Anfang Januar hätte man damit gerechnet. Doch die Zahlen entwickelten sich 2014 wieder besser, nachdem es seit dem Rekordjahr 2009 mit damals mehr als 200 000 Fahrgästen bergab ging. „In diesem Jahr geht es erstmals seit vier Jahren mit den Fahrgastzahlen nach oben“, sagt Mirko Froß. Rund zehn Prozent beträgt der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Statt 137 000 werden es 2014 am Ende wahrscheinlich rund 145 000 Fahrgäste sein, hört man auf dem Bahnsteig in Freital-Hainsberg. Schließlich würden noch einige Veranstaltungen anstehen – wie die am 6. und 7. Dezember mit dem Nikolaus.

11.23 Uhr. Janet und Torsten Scholtis bereiten sich mit ihren Kindern auf die Ankunft vor. In zwei Minuten werden sie mit der Weißeritztalbahn in Freital-Hainsberg eintreffen. Also Jacken an, Mützen auf, Schal um. Heute früh, als sie die Tickets kauften, hat die Freitaler Familie erfahren, dass einer von ihnen der millionste Fahrgast ist. Deshalb wurde der Ausflug umgeplant. Denn eigentlich wollte man bis nach Malter fahren. Doch weil das Jubiläum in Hainsberg gefeiert werden sollte und die Familie neben einer Urkunde mit einer kostenlosen Hin- und Rückfahrt für alle bis Dippoldiswalde gelockt wurde, ließ man sich von der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft überreden. Also stiege Scholtis in Rabenau aus, gingen ein bisschen wandern und setzten sich um 11.09 Uhr wieder in den Zug in Richtung Freital-Hainsberg. Fleißig winkten die beiden Kinder auf der Fahrt durch den Rabenauer Grund den Spaziergängern zu.

Nun winken das Rabenauer Rußhörnchen und Mobilius. Denn in Freital-Hainsberg trifft gerade der Zug ein. Ein lautes Signal ertönt, als die weihnachtlich dekorierten Wagen an den Maskottchen vorbeifahren. Deren Blicke scannen die Abteile ab. Irgendwo muss die Familie doch sein. Da – aus dem vierten Wagen steigt sie. Tochter Cassandra freut sich, dass Mobilius sie gleich in den Arm nimmt. Sohn Nathaniel ist etwas zurückhaltender. „Zwei-, dreimal im Jahr fahren wir mit der Weißeritztalbahn“, sagt die Mutter nach der Ankunft, während die Fotoapparate blitzen.

Die Kinder wollen weiter. Sie wollen den Kleinbahnadvent noch nutzen und im Hainsberger Bahnhof basteln. Im Gebäude angekommen, bestaunen sie aber erst einmal die Modelleisenbahn der IG Weißeritztalbahn. Jedes Teil sei Handarbeit, sagt Axel Arlt und lässt per Fernbedienung noch einmal Dampf aus der Lok aufsteigen. Das Jubiläum hat er nur am Rand mitbekommen. Er hofft, dass der Trend aber anhalte und noch mehr das Erlebnis Weißeritztalbahn genießen. Denn die sei noch eine richtige Eisenbahn. „Ein echtes Kulturgut“, sagt er.

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