Kunstatelier mitten im Bahnhof

Rings um das Empfangsgebäude der Weißeritztalbahn in Schmiedeberg laufen die Bauarbeiten. Hier treffen sich Kreativität und Eisenbahn.

01.05.2016 Von Franz Herz

ier mitten im Bahnhof

Die Vogelperspektive bietet einen schönen Überblick über das Bahngelände in Schmiedeberg. Rechts sind die früheren Ladestraßen und Gütergleise zu sehen, in der Mitte das Empfangsgebäude, in dem heute das Mosaikatelier Dyroff arbeitet, und links das Areal, wo die Gleise ins Pöbeltal geplant waren. Fotos: Egbert Kamprath

Schmiedeberg war einst ein großer Umschlagplatz an der Bahnstrecke zwischen Freital und Kipsdorf. Gießerei und Maschinenbau erhielten ihr Material über die Bahn, ebenso die Landwirte in der Umgebung. Ähnlich betriebsam geht es zurzeit rings um den Bahnhof zu. Auf beiden Seiten des Empfangsgebäudes laufen die Bauarbeiten für den Wiederaufbau der Weißeritztalbahn.

Ralf Kempe, der örtliche Betriebsleiter und Bahnmeister bei der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft, sieht hier nach dem Rechten. Ein Bagger verlädt alte Schwellen auf einen großen Laster. Die Holzbalken sind nicht mehr brauchbar, nachdem sie seit 2002 bei Wind und Wetter draußen lagen. Der Laster manövriert dann vorsichtig um die Ecke. Er bringt die Holzschwellen zu einer Sondermülldeponie. Sie müssen entsorgt werden. Betonschwellen, die noch in Ordnung sind und wieder eingebaut werden sollen, liegen auf einem großen Stapel.

Zwei Bagger räumen das Gleisbett auf. Sie stellen das sogenannte Planum her. So nennen die Bauleute die ebene Fläche, auf welcher der Neuaufbau beginnen kann. Was nicht mehr brauchbar ist, wird entsorgt. Was sich für den Neueinbau eignet, wird sorgfältig an der Seite aufgestapelt.

Die Situation auf dem Bahnhof Schmiedeberg ist merkwürdig. Das Empfangsgebäude in der Mitte hat seinerzeit die Deutsche Bahn an Klaus-Peter Dyroff verkauft, der hier mit seiner Tochter Anna eine Mosaikwerkstatt betreibt. Man sieht dem Gebäude an, dass es belebt ist und gepflegt wird. „Die Bauarbeiten stören uns nicht“, sagt Anna Dyroff. Sie wüsste nur gerne, wann und mit welchem Fahrplan die Züge wieder bis Kipsdorf fahren. Dann könnte sie auch verschiedene Aktivitäten besser planen. Sie ist auch aktiv in der IG Bahn in Schmiedeberg, die das touristische Angebot im Ort beleben will, vor allem im Hinblick auf Bahnfahrgäste, die mit der Bimmelbahn ankommen. Die nächste Aktion wird aber noch während der Bauphase stattfinden. Am 14. Mai findet die dritte Kreativmeile rund um das Bahnhofsgebäude statt.

Ringsherum gehört das Gelände der Dampfeisenbahngesellschaft. Es reicht vom Ufer der Weißeritz über die alte Ladestraße und das Ladegleis bis zu dem Garagenkomplex auf der anderen Seite des Bahnhofsgebäudes. Hier hat sich die Reichsbahn vor über hundert Jahren das Gelände gesichert für die geplante Pöbeltalbahn, die von Schmiedeberg nach Moldava führen sollte. Das Projekt ist aber nach ersten Baumaßnahmen Anfang der 1920er-Jahre wieder eingeschlafen.

Die heutigen Bauarbeiten konzentrieren sich aber auf die Gleise, die für den Betrieb der Weißeritztalbahn erforderlich sind. Auf dem Hauptgleis, dem Gleis 2, das direkt am Empfangsgebäude in Schmiedeberg vorbeiführt, können derzeit sogar Straßenfahrzeuge rollen. So eben ist die Trasse nach dem Abbau der Schienen und des Schotterbetts. Hier wird der reguläre Verkehr zwischen Kipsdorf und Freital-Hainsberg rollen. Die früheren Gleise 1 und 3 sind schon vor Jahren abgebaut worden. Sie werden auch nicht wieder errichtet. Allerdings behalten die Gleise ihre ursprünglichen Nummern, auch wenn es zwischendurch Lücken gibt. So werden die Gleise 6 und 7 auch wieder aufgebaut. Hier wurden bis 1995 Güter umgeschlagen. Kohle für die Industriebetriebe kam an. Der Forst hat in Schmiedeberg Holz auf die Bahn verladen. Der Güterverkehr ist seit 21 Jahren eingestellt worden, die Gleise werden aber wieder aufgebaut, weil sie so wie die ganze Bahnstrecke unter Denkmalschutz stehen. Es wird künftig auch möglich sein, beispielsweise bei Bahnfesten hier einen Zug abzustellen. Wer weiß, welche Möglichkeiten sich damit in künftigen Jahren für die Kreativmeile am Schmiedeberger Bahnhof bieten?

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