Der Schwerstarbeiter

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Für den Wiederaufbau der Weißeritztalbahn rollt jetzt die Gleisstopfmaschine. Der Koloss ist zugleich ein Sensibelchen.

11.08.2016 Von Franz Herz

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Thomas Busch kontrolliert die Arbeit der Stopfmaschine an den Bimmelbahngleisen oberhalb des Bahnhofs in Dippoldiswalde. Hier sind die grauen Stopfpickel zu sehen, die sich in den Schotter rütteln und diesen unter die Schwellen drücken.

© Egbert Kamprath

Freital. Für den Laien sehen die Gleise der Schmalspurbahn zwischen dem Dippser Bahnhof und Ulberndorf schon gut aus. Dort rollen sogar schon Arbeitszüge. Aber die sind mit größter Vorsicht unterwegs, und das ist auch gut so. Denn teilweise liegen die Schienen noch zu hoch oder zu weit auseinander. Ja, wo die Schienenabschnitte aneinander stoßen, sind sogar noch Lücken. Aber all das wird derzeit in Ordnung gebracht, und dafür ist ein 42 Tonnen schwerer, gelber Koloss verantwortlich, der dort ebenfalls auf den Schienen steht: eine Richt- und Gleisstopfmaschine. Auf den ersten Blick ist es eine robuste Arbeitsmaschine, die mit grobem Schotter umzugehen versteht. Auf den zweiten Blick ist der Koloss ein sensibles Gerät, das mit modernster Lasermesstechnik auf den Millimeter genau arbeitet.

Das ist an den zwei blauen Laserpunkten zu sehen, welche die Maschine vorne und hinten auf die Schienen wirft. Damit misst der Koloss, wie die Schienen liegen. In seinem Computer hat er die Planungsunterlagen gespeichert, wie die Gleise richtig liegen müssen. Wenn das nicht zusammenpasst, dann greift eine Rollenzange zu und hebt die Schienen an oder rückt sie zur Seite. Die Bewegung ist kaum zu sehen, es geht ja höchstens um wenige Zentimeter. Nun passt die Lage der Schienen. Aber wie behalten sie ihre exakte Position?

Dafür ist die robuste Arbeitsmaschine gefragt. In ihrer Mitte ragen acht Metallfinger nach unten, die sogenannten Stopfpickel. Das sind massive Stahlmeißel, geschätzte 40 Zentimeter lang. Diese beginnen zu vibrieren und drücken auf jeder Seite einer Schwelle in den Schotter und pressen ihn unter der Schwelle zusammen. Das Schotterbett wird dann so hoch, wie es für die Schiene erforderlich ist. Das funktioniert auch andersherum, dann drückt die Maschine das Gleis nach unten und rüttelt es in den Schotter hinein, erklärt Ralf Kempe, Betriebsleiter der Weißeritztalbahn.

Bei diesem Arbeitsschritt haben die Bediener der Maschine einen Gehörschutz auf ihren Ohren, denn der dumpfe Lärm der acht Pickel ist weithin in Dippoldiswalde zu hören. So geht es Schwelle für Schwelle voran. Die Rollenzange hält die Schiene exakt in der richtigen Position und die Stopfpickel drücken von unten her den Schotter gegen die Schwelle, damit die den exakt in der richtigen Position bekommt.

In der Regel sind dafür zwei Stopfdurchgänge erforderlich, beim ersten ist noch nicht die erforderliche Genauigkeit zu erreichen, die kommt erst beim zweiten Mal. So hat die Maschine am Mittwochmittag die Schiene über den Firstenweg in Dippoldiswalde gestopft, dann rückte sie ein Stück Richtung Bahnhof Dippoldiswalde. Dort war hinter der ersten Weiche noch ein Nebengleis zu richten. Nun arbeitet sie sich schrittweise voran bis nach Kipsdorf.

Die Maschine gehört Metrico, einem Tochterunternehmen der Gleisbaufirma Sersa, die mit zwei Partnerfirmen für den Wiederaufbau der Weißeritztalbahn bis Kipsdorf verantwortlich ist. Sie ist in ganz Europa unterwegs, in Belgien, Frankreich, der Schweiz. Zuletzt war sie in Vorchdorf in Österreich, erzählt Thomas Busch, der zu ihrer Bedienmannschaft gehört. Sie ist auf Schmalspurbahnen spezialisiert, kann aber auf 750 Millimeter Spurweite und auf 1 000 Millimeter wie auf der Harz-Querbahn eingesetzt werden.

Diese Woche arbeitet das Stopfteam auf dem Abschnitt zwischen dem Dippser Bahnhof und dem Übergang über die B 170 in Ulberndorf. Am Freitagabend kommt dann der Bahnübergang an die Reihe. Dafür wird die Bundesstraße B 170 komplett gesperrt. Am Bahnübergang wurde bisher noch gar nicht gearbeitet, daher sind außer dem Stopfen der Gleise auch noch andere Arbeitsschritte erforderlich. Die Sperrung ist daher für das ganze Wochenende geplant. Ab Montag haben die Autos wieder freie Fahrt, bis am Wochenende darauf die B 170 am Bahnübergang in Obercarsdorf ebenfalls über das Wochenende gesperrt ist. Die Umleitung läuft über Reichstädt und Sadisdorf.

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