Stopfen, stopfen, stopfen

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Der Bahnübergang in Kipsdorf ist geschafft. Dafür brauchte es Pickel aus Stahl.

07.11.2016 Von Carina Brestrich

stopfen, stopfen

Die Gleisstopfmaschine der Erfurter Gleisbau GmbH ist deutschlandweit unterwegs. Nachdem sie zuletzt in Köln und Münster im Einsatz war, verdichtete sie vergangenes Wochenende am Bahnübergang in Kipsdorf das Schotterbett.
© Frank Baldauf

Kipsdorf. Rein, kurz gerüttelt, wieder raus und weiter. Der gelbe Koloss rollt wenige Zentimeter nach vorn, zur nächsten Bahnschwelle. Dann beginnt die Gleisstopfmaschine mit ihrem Prozedere von vorn: Ein Haken greift die Schiene, hebt sie wenige Millimeter an, die stählernen Stopfpickel bohren sich in den Schotter, vibrieren – und fertig. Was simpel aussieht, ist Millimeterarbeit: Denn die Gleisstopfmaschine verdichtet nicht nur den Schotter unter den Bahnschwellen, sondern richtet auch die Gleise aus – damit die Weißeritztalbahn später ruckelfrei rollen kann.

Mit ihrem tonnenschweren Kollegen bleibt der Erfurter Gleisbau GmbH nur wenig Zeit. Rund 60 Meter lang ist der Abschnitt über die Bundesstraße B 170 in Kipsdorf. Am Montag muss die Straße wieder offen sein. Seit Freitag, 19 Uhr, hindert eine Sperrscheibe am Durchkommen. Noch am Abend haben die Bauarbeiter den Asphalt am Bahnübergang abgefräst, um Platz für die neuen Gleise zu machen. Die liegen seit Sonnabend früh. Seit fünf Uhr sind die Bauarbeiter im Einsatz. Später sollen noch die Schweißer kommen, um die Gleise miteinander zu verbinden. Der Asphalt hat sich für Sonntag angekündigt.

Viele Zuschauer

Was für die Profis Alltag ist, ist für Bahn-Fans Spannung pur: Am Gleisrand zücken immer wieder Beobachter den Fotoapparat. Einer von ihnen ist Stefan Müller. Der studierte Verkehrswirt verfasst eine Broschüre über den Wiederaufbau der Schmalspurbahn zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf. Jede Woche ist er draußen, um den Baufortschritt zu dokumentieren: „500 Fotos sind schon zusammengekommen“, erzählt er.

Jens Sauer bekommt von den Zuschauern nichts mit. Umgeben von Knöpfen, Hebeln und Tachos sitzt er am Steuerpult des gelben Kolosses, den Blick auf den Computerbildschirm gerichtet. Nach zwei Stopfdurchgängen ist es die alles entscheidende Messfahrt. Minuten später ist klar: Mensch und Maschine haben gute Arbeit geleistet, die Gleise liegen perfekt. Sauer hebt den Daumen: „Vom Feinsten – so soll es sein.“

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