Wie die Weißeritztalbahn Fahrt aufnimmt

Wenn der Zug bis Kipsdorf dampft, sollen die Gäste empfangen werden. Ein Bürgermeister hat einen Plan.

sz vom 22.04.2017
Von Mandy Schaks

eißeritztalbahn Fahrt aufnimmt

Gewerkelt wird an der Bahnstrecke emsig. Doch außer Arbeitszügen rollte bisher nichts am Bahnhof Kipsdorf ein. © Egbert Kamprath

Freital/Dippoldiswalde. Noch ist immer nicht klar, wann die Weißeritztalbahn auf dem zweiten Streckenabschnitt von Dippoldiswalde ins Gebirge rollen wird. „Das Letzte, was ich gehört habe: Im April soll sie noch nicht fahren“, sagt Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler). Aber irgendwann muss die Bimmel in Kurort Kipsdorf ja angedampft kommen. „Es hat immer wieder Arbeitskreise gegeben“, resümiert Kirsten. „Wir hatten 15 Jahre Zeit, uns darauf einzustellen.“ Doch ein Konzept lege weder vom Verkehrsverbund Oberelbe noch von den Arbeitskreisen vor. Das soll kein Vorwurf sein, betont Kirsten. Alle warteten irgendwie darauf, dass es mal losgeht, erklärt er sich die Situation. Die Leute sind wahrscheinlich so etwas wie im Standby-Modus. Kirsten will nun auf Betrieb schalten und hat einen Drei-Punkte-Plan entwickelt. Die SZ erklärt die wichtigsten Schaltstellen.

Punkt I: Bahnhofsguide empfängt Gäste

Bürgermeister Kirsten will, dass der Bahnhof in Kurort Kipsdorf jeden Tag offen ist, sobald die Weißeritztalbahn anrollt. „Ansonsten kommt keiner mehr“, ist er sich sicher. Die Gäste, die aussteigen, sollen nicht einsam und alleinsam herumstehen, sondern empfangen und ins schöne Osterzgebirge geführt werden. Kirsten habe mit der kommunalen Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Altenberg, die auch das städtische Bahnhofsgebäude betreut, eine Möglichkeit gefunden, dass sich eine Person um den Bahnhof kümmern kann. Immerhin ist das der größte Kopfbahnhof der Schmalspurbahnen in Deutschland. Als eine Art Bahnhofsguide soll er als Erstes die Gäste begrüßen und ihnen die Freizeitangebote in der näheren Umgebung erläutern, ob nun das Glockenspiel im Kurpark Bärenfels, den Aussichtsturm in Oberbärenburg oder Botanischen Garten in Schellerhau. Zudem soll dieser Gästeführer dem Bahnhofsgebäude ein wechselndes Ambiente verpassen und das Haus liebevoll thematisch gestalten wie in der Weihnachtszeit, damit sich die Gäste wohlfühlen. Die Idee ist außerdem, im Bahnhof schon einmal wichtige Attraktionen, für die Altenberg über die Region hinaus steht, erlebbar zu machen. Kirsten denkt da zum Beispiel an Laserschießen als internationaler Biathlonstandort oder an eine kleine Anschubstrecke für Kinder als Symbol für den Kufensport. „Wir versuchen, das ein Jahr zu probieren“, sagt er. Doch wer den Job auch immer macht, kann nicht 365 Tage hintereinander auf dem Bahnhof sein. Deshalb hofft der Rathauschef auch auf Unterstützung durch den Kipsdorfer Ortschaftsrat und freiwillige Kräfte.

Punkt II: Bahnhof wird gastfreundlicher

Der Kipsdorfer Bahnhof ist zum Glück schon weitestgehend in Schuss. Nach dem Hochwasser im August 2002 konnte die Stadt Altenberg das Gebäude günstig erwerben und zu einem Bürgerzentrum ausbauen. 1,5 Millionen Euro wurde investiert. Kipsdorfer Vereine haben hier ihr Domizil gefunden. Der Bahnhof verfügt auch über eine Kegelbahn. Das soll nun alles noch mehr auf Gäste ausgerichtet werden, angefangen von einem Empfangsraum über Toiletten bis hin zum Wickeltisch. Selbst Snackautomaten sollen aufgestellt werden. Auch ein kleines Catering soll möglich sein, sodass mal Hochzeiten oder andere Veranstaltungen gefeiert werden können. „Es gibt Anfragen“, so Kirsten.

Punkt III: Manager fürs Projekt Bahn

Dem Altenberger Bürgermeister ist klar, damit ist es nicht getan. Es müssen Angebote her, die Gäste immer wieder einladen, mit der Weißeritztalbahn mitzufahren. Deshalb bringt Thomas Kirsten einen Projektmanager ins Gespräch. Der soll für drei Jahre einen Job bekommen und sich mit dem Verkehrsverbund, der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft, der Interessengemeinschaft Weißeritztalbahn und den Anliegergemeinden entlang der Strecke um die Vermarktung kümmern. Der Projektmanager soll alle Ideen, die bisher entwickelt wurden, zusammentragen. Dann müsste er herausfinden, was die Gäste von der Weißeritztalbahn erwarten – von der Zugfahrt, aber auch von den Orten, in denen sie ankommt. Das wäre die Basis für die Bürgermeister und Stadträte von Freital, Rabenau, Dippoldiswalde und Altenberg, damit sie wissen, was zu tun ist, um die Fahrgastzahlen zu steigern. Der Projektmanager soll auch eng mit Behörden zusammenarbeiten, Angebote auf den Weg bringen, sich um Fördermittelanträge für weitere Investitionen oder auch den Abriss von Ruinen an der Strecke bemühen. Mit dem Verein Landschaf(f)t Zukunft wollen die Bürgermeister am Montag dazu beraten, ob und was da möglich ist. Finanziert werden könnte die Stelle über das EU-Förderprogramm Leader. Doch Eigenmittel werden dafür auch nötig sein.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/wie-die-weisseritztalbahn-fahrt-aufnimmt-3664799.htm

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