Die Bimmel kommt angedampft

 
 
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Nach 15 Jahren Bangen und Hoffen erreicht die Weißeritztalbahn Kipsdorf. Nun steht der Eröffnungstermin.

17.05.2017
Von Mandy Schaks

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Am Donnerstag vor einer Woche rollte zum ersten Mal seit 2002 wieder ein Dampfzug auf dem Bahnhof in Kurort Kipsdorf ein. Der Probefahrt soll nun bald ein regulärer Betrieb auf der Strecke folgen. Foto: Egbert Kamprath

Eines der größten Staatsgeheimnisse Sachsens ist gelüftet. Dienstag, 14.46 Uhr, gaben Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft und Verkehrsverbund Oberelbe VVO bekannt: Die Weißeritztalbahn fährt ab 17. Juni wieder bis Kurort Kipsdorf. Nach dem Bau, der mit hohen Anforderungen verbunden war, und trotz fehlender zusätzlicher Gelder in der Finanzierungsverordnung des Freistaates für den Betrieb seien durch konstruktives Zusammenwirken aller Beteiligten nun alle Hürden genommen, zeigte sich VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen erleichtert.

Gerüchte über den Eröffnungstermin machten seit Tagen die Runde, sodass Ortsvorsteher Gunther Gericke keine Ruhe mehr hatte und am Dienstag selbst zum Telefonhörer griff. Die Nummer, die er anrufen musste, kannte er ja schon seit fast 15 Jahren, seit die Flut die Bahnstrecke zerstörte und der Wiederaufbau immer mal wieder auf der Kippe stand. „Wir freuen uns nun unheimlich, dass es endlich losgeht“, freute sich der Kipsdorfer für seinen Ort an der Bundesstraße B 170, für das Osterzgebirge und die Bahn-Fans. „Jetzt geht es los, und das ist gut so – allen Unkenrufen zum Trotz.“ Nun wollen sich die Kipsdorfer mit dem VVO ins Zeug legen, dass es eine ordentliche Eröffnungssause gibt und danach Kipsdorf noch ein Stück vorankommt, damit sich die Gäste, die hier aussteigen, auch willkommen fühlen.

Die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft SDG wird, wie sich das bereits seit Dezember abzeichnete, ab 17. Juni zweimal täglich Fahrten auf der gesamten Strecke von Freital-Hainsberg bis Kurort Kipsdorf anbieten, in der Mittagszeit bis Dipps und zurück. „Mit den Fahrten nach Kipsdorf morgens und nachmittags setzen wir einen neuen Impuls für den Tourismus im Osterzgebirge“, sagte SDG-Geschäftsführer Roland Richter. Bahnbetreiber und VVO haben die Kritik insbesondere von Hoteliers und Gastronomen aus dem Osterzgebirge an dem ursprünglich dünnen Fahrplan ernst genommen, der erst nur eine Fahrt täglich nach Kipsdorf vorsah, und darauf reagiert. „Wir haben den Fahrplan sehr auf den Tourismus abgestimmt“, sagte VVO-Sprecher Christian Schlemper. So wird voraussichtlich der erste Zug 9.25 Uhr in Hainsberg starten, 11.11 Uhr von Kipsdorf wieder losfahren, 15.42 Uhr noch einmal von Freital ins Gebirge schnaufen und zurück 17.28 Uhr. „Die Gäste haben also ausreichend Zeit, etwas zu unternehmen.“ Die Fahrtzeiten sind auch so abgestimmt, dass Ausflügler Anschluss von und in Richtung Dresden und Tharandt haben. Zu dem regulären Fahrplan soll es noch 16 Tage im Jahr geben, an denen ein zweiter Zug zum Einsatz kommt und so jeweils vier Fahrten bis Kipsdorf angeboten werden.

Und was fängt nun die Tourismusbranche mit dem Geschenk an? „Jetzt fahren wir mal“, sagt Anke Eichler vom Tourismusverband Erzgebirge und lacht. Die vergangenen Wochen seien schlimm gewesen. Es sei kein Tag vergangen, an denen Leute nicht nachfragten, wann die Weißeritztalbahn auf der gesamten Strecke wieder rollt. „Sie planten Klassentreffen, Geburtstagsfeiern – und wir mussten die Leute immer wieder vertrösten.“ Dabei sei die Weißeritztalbahn als dienstälteste Schmalspurbahn Deutschlands eine Besonderheit in der Region. „Wenn wir nun wissen, wann sie fährt, können wir auch in die Vorplanung und Werbung gehen.“

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