Noch sieben Tage bis zur Ankunft

 
 
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Im Bahnhof Kipsdorf hat ein Gästeführer seine Arbeit aufgenommen. Bis der Dampfzug anrollt, ist noch einiges zu tun.

09.06.2017

 

en Tage bis zur Ankunft

Ricardo Lammel ist der Bahnhofsguide in Kipsdorf. Er soll die Gäste, die mit der Weißeritztalbahn anreisen, in Empfang nehmen und sie so gut durch das Osterzgebirge leiten, dass sie möglichst gern wiederkommen. Dafür macht die Stadt zurzeit das Bahnhofsgebäude innen schick. Der Blick ins Innere des Bahnhofes ist beeindruckend. © Egbert Kamprath

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Die einstige Empfangshalle lässt erahnen, was hier vor Jahrzehnten für ein Betrieb herrschte. © Egbert Kamprath

Kipsdorf. Vorm Kipsdorfer Bahnhof stehen ein paar Autos. Kleintransporter. Doch weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Mal vorsichtig an einer der schweren Holztüren am Eingang gerüttelt – und tatsächlich, der Bahnhof öffnet sich für den Durchreisenden. So wie es der Altenberger Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) jeden Tag haben will, wenn ab dem 17. Juni die Schmalspurbahn wieder im Gebirge angedampft kommt. Knapp 15 Jahre nach dem

Dafür flitzt schon jetzt Ricardo Lammel durch das Bahngebäude und hat die Bauarbeiten im Blick, die bis zur Ankunft des ersten Zuges die Stadt in Auftrag gegeben hat. Hier die künftige Gäste-Information, dort ein kleiner Warteraum mit Snackautomaten, der Mehrzweckraum, der schick gemacht wird, damit auch mal ein paar Veranstaltungen stattfinden können. „Die erste Hochzeit ist schon gebucht“, sagt Ricardo Lammel und lächelt. Er freut sich auf seine neue Aufgabe als Bahnhofsguide, obgleich sie mit einem Wermutstropfen beginnt. Er musste das R 2, ein kleines Café mit Bar, das er in Kipsdorf zuletzt im Nebenerwerb betrieb, schließen. „Tut schon weh“, sagt er. „Aber es ging nicht anders.“ Und vielleicht öffnen sich eines Tages wieder im Lokal die Türen, wenn die Weißeritztalbahn das bringt, was sich viele Osterzgebirgler von ihr erhoffen: Gäste. Dafür macht jetzt Lammel Dampf, der beruflich schon ein zweites Standbein im Bahnhof hatte, dort bereits die Kegelbahn betrieb und die eine oder andere Veranstaltung organisierte.

Nun soll er sich mit Unterstützung der Kipsdorfer noch um die Fahrgäste kümmern, die mit der Weißeritztalbahn ankommen. „Über seine Hausmeistertätigkeit hinaus, die bereits mit der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Altenberg vereinbart ist, wird er die Gäste begrüßen, Sehenswürdigkeiten erklären, den Bahnhof thematisch gestalten und besser vermarkten“, nennt Bürgermeister Kirsten Ziele. Darüber hinaus hat er angeregt, mit den Anliegergemeinden, also mit Freital, Rabenau und Dippoldiswalde, für die nächsten drei Jahre mithilfe von Fördermitteln einen Projektmanager für die Bahn zu engagieren. Der soll touristische Potenziale erkunden und erschließen. „Man muss ja die Bahn nach 15 Jahren erst einmal wieder an den Markt bringen“, sagt Kirsten und hofft, dass seine Stadträte wie auch die seiner Amtskollegen das mittragen. So soll sich der Projektmanager um den Abriss von Ruinen an der Strecke genauso kümmern wie um Wünsche der Gäste. „Wenn sie gern mit dem Rad kommen, brauchen wir mehr Radwege und dafür Fördermittel“, nennt Kirsten ein Beispiel.

Inzwischen rückte der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) mit der Sprache heraus, wie die Wiedereröffnung des zweiten Abschnittes von Dippoldiswalde nach Kipsdorf gefeiert wird: nämlich doppelt. Zum einen mit einem Eröffnungswochenende am 17./18. Juni, zum anderen mit dem Schmalspurbahn-Festival am 3. Juli-Wochenende, an dem noch mal eine Schippe draufgelegt werden soll, sagt VVO-Sprecher Christian Schlemper . Dann wird an der gesamten Strecke gefeiert, es gibt insgesamt 34 Dampfzug-Fahrten ins Osterzgebirge.

Freigegeben wird die Strecke am 17. Juni, 11 Uhr, in Dippoldiswalde. 11.30 Uhr setzt sich der erste Zug mit Förderern und Unterstützern des Wiederaufbaus sowie Vertretern Sachsens und der anliegenden Kommunen nach Kipsdorf in Bewegung. „Die ersten planmäßigen Fahrten starten zu einem historischen Zeitpunkt: Die Züge dampfen um 13.22 Uhr in Freital-Hainsberg und 13.42 Uhr in Kurort Kipsdorf los“, so Schlemper. „Beide sind so annähernd zu den Zeiten unterwegs wie die letzten zwei Züge, die am 12. August 2002 ihre Ziele wegen der Flut und der Zerstörung der Strecke nicht mehr erreichten.“ Da eine hohe Nachfrage erwartet wird, seien Reservierungen nicht möglich. Die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft werde aber alle verfügbaren Wagen einsetzen.

Eröffnungsfahrplan unter www.weisseritztalbahn.com

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