Die Weißeritztalbahn von A bis Z

 
 
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15.06.2017
ritztalbahn von A bis Z
Endlich angekommen: Ab Sonnabend fährt die Weißeritztalbahn nach Fahrplan bis Kipsdorf.

© Egbert Kamprath

Kipsdorf/Freital. Am Sonnabend wird die nun bis ins Osterzgebirge wiederaufgebaute Strecke der Schmalspurbahn eröffnet. Sie steckt voller Überraschungen. Die SZ hat die wichtigsten Fakten zu diesem Millionenprojekt zusammengefasst.

Wichtiges zur Bahn von A bis Z

Adolf taufte der Volksmund die erste Lok, die jemals auf der Weißeritztalbahn rollte. Am 14. Juli 1882 traf die zweiachsige Dampflok auf einem Acht-Pferde-Gespann in Dippoldiswalde ein, wo sie in die Schienen gehoben wurde und zunächst Bauzüge zog. Unzählige Schaulustige kamen, um das neumodische Dampfross zu bewundern und zu befühlen.

Der Bahnhof Kipsdorf ist der größte Schmalspurbahn-Kopfbahnhof in Deutschland. Das Empfangsgebäude wurde 1934 errichtet, nachdem der alte Bahnhof zu eng geworden war. Die Stadt Altenberg hat den Bahnhof sanieren lassen, die Empfangshalle ist im historischen Stil erhalten.

Mit den Namen von zwei Chefs ist der Wiederaufbau der Weißeritztalbahn seit Jahren verbunden: Roland Richter ist Geschäftsführer der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft, die auch den Lößnitzdackel und die Fichtelbergbahn betreibt. Mirko Froß ist Bahnbetriebsleiter. Zwei Männer, die stets unter Druck liefern müssen. Der kommt von Bahnfreunden, Politikern, Verkehrsverbund, Geldgebern.

Wo Dampf rauskommt, muss zuvor Wasser rein: Die Wasserkästen der Weißeritztalbahn-Lok-Baureihe 99.73-76 fassen 5,8 Kubikmeter. Auf einer Fahrt von Freital nach Kipsdorf verbraucht die Lok bis zu vier Kubikmeter Wasser.

Das Eröffnungsfest zum Wiederaufbau findet in zwei Teilen statt. Dieses Wochenende wird vor allem in Kipsdorf gefeiert. Vier Wochen später zum Schmalspurbahnfestival, das zum ersten Mal auf der gesamten Strecke von Freital bis Kipsdorf stattfindet, sind zusätzliche Züge bestellt und Veranstaltungen in verschiedenen Bahnhöfen organisiert.

Der Fahrplan der Weißeritztalbahn ändert sich. Bisher gab es täglich sechs Fahrten von Freital bis Dippoldiswalde und zurück, mit dem neuen regulären Fahrplan gibt es ab 19. Juni täglich zwei Fahrten nach Kipsdorf und zurück sowie eine bis Dippoldiswalde.

Gäste An die 400 Gäste fahren tagtäglich im Schnitt mit der Weißeritztalbahn. Nach der jüngsten Statistik der Betreibergesellschaft waren es im vergangenen Jahr insgesamt 145000. Dank des neuen Abschnitts dürften es einige mehr werden.

Hochwasser hat die Weißeritztalbahn seit ihrem Bestehen immer wieder erlitten. Aber keines war so verheerend wie das im August 2002. Am 12. August fielen in Altenberg 312Liter Regen pro Quadratmeter. Diese Regenmenge war Ursache für die schweren Schäden auch an der Bahnstrecke.

Die Interessengemeinschaft Weißeritztalbahn hat mit dem Wiederaufbau ein wesentliches Ziel erreicht. Sie hat schnell nach dem Hochwasser Sonderfahrten auf verschiedenen Teilstrecken wie zwischen Seifersdorf und Dippoldiswalde organisiert, damit der Bahnbetrieb nicht in Vergessenheit geriet.

Jungfernfahrt: Der erste reguläre Personenzug auf der Weißeritz-Strecke fuhr am 1.November 1882. Die Bahnstrecke war zu dieser Zeit zwischen Freital und Naundorf bei Dippoldiswalde fertiggestellt.

Die Kosten für den Wiederaufbau der gesamten Strecke belaufen sich auf voraussichtlich rund 40 Millionen Euro. Noch gibt es keine endgültige Zahl, da noch nicht alles abgerechnet ist.

Die Loks der Weißeritztalbahn sind zumeist sächsische Einheitslokomotiven bzw. DR-Neubauloks der Baureihen 99.73-79.

Zwei Modelle zeigen das Leben an der Schmalspurbahn vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Münchner Martin Brendel hat sie angefertigt. Eines steht im Bürgerhaus Schmiedeberg, eines im Bahnhof Kipsdorf.

Das Nass für den Dampf bekommen die Loks in Kipsdorf aus einer eigenen Quelle an der Tellkoppe. Aus dem Brunnen im Wald fließt Wasser in ein Reservoir oberhalb des Bahnhofs.

Barbusig und sehnsuchtsvoll schaut eine junge Frau aus dem Zugfenster. Dieses Bild entstand vor Jahren für den Playboy Corinna Poschinger aus München posierte als Playmate März 2005 in der Weißeritztalbahn. Es war nicht das einzige Mal, dass der Zug als Kulisse diente. Auch im Hollywood-Streifen „Grand Budapest Hotel“ ist er verewigt.

Mehrere Querungen der Bahn führen über die Weißeritz. Eine besondere Konstruktion ist dabei die Brücke in Obercarsdorf. Sie kann bei Hochwassergefahr angehoben werden.

Die Reisezeit auf der 26 Kilometer langen Strecke von Freital-Hainsberg nach Kurort Kipsdorf beträgt 93 Minuten. Macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 17 km/h.

Die Weißeritztalbahn nutzt eine Spurweite von 750 Millimetern. Für diese „Schmalspur“ entschied man sich vor dem Bau der Strecke tatsächlich aus reinen Kosten-Erwägungen heraus. Eine normalspurige Strecke zu bauen, wäre im engen Tal der Roten Weißeritz wesentlich aufwendiger und teurer geworden.

Tickets für die Bahn kann man bequem im Zug kaufen. Erwachsene zahlen ab 2,30 Euro, um einsteigen zu können, Kinder bis 6 Jahre nichts.

Unterschriftensammlung: Meine Unterschrift für den Wiederaufbau: Im Herbst 2003, ein Jahr nach der Flut, fordern fast 35000 Freunde der Kleinbahn, dass es endlich losgeht. Die Initiative geht auf SZ-Regionalgeschäftsführer Jörg Seidel und den Altenberger SZ-Fotografen Egbert Kamprath zurück. Der Druck auf die Politik hilft. Ende 2003 sagt die Bundesregierung Fördermittel zu. Sachsen schließt sich an.

Das Viadukt in Schmiedeberg wurde beim Umbau der Strecke von 1920 bis 1924 errichtet. Es überbrückt den Pöbelbach und das Ortszentrum.

Der Wiederaufbau der Bahnstrecke nach der Flut von 2002 zog sich über fast 15Jahre hin, der eigentliche Bahnbau 1880 bis 1883 dauerte dreieinhalb Jahre – einschließlich Planung.

Zerstörung: Der 12. August 2002 ist ein schwarzer Tag in der Geschichte der Schmalspurbahn. Die Fluten der Weißeritz vernichten die Strecke zu weiten Teilen. Erst gut sechs Jahre später rollt wieder ein Zug.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/die-weisseritztalbahn-von-a-bis-z-3706301.html

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