Der Skibus soll wieder fahren

 
 
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Altenberg will ein zusätzliches Angebot etablieren – über den Winter hinaus. Davon haben auch Einheimische etwas.

15.09.2017
Von Mandy Schaks

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Mancher Reisebus holt schon jetzt seine Gäste in Kipsdorf am Bahnhof von der Weißeritztalbahn ab. Künftig sollen alle Fahrgäste regulär an der Haltestelle einen Busanschluss in die Umgebung und wieder zurück haben. Darauf freuen sich Silke Zimmermann vom Zinnwalder Hotel Lugsteinhof, Volker Weidemann vom RVD und der Altenberger Tourismuschef Marcel Reuter (v.li.).

© Egbert Kamprath

Altenberg. Seit die Weißeritztalbahn wieder bis ins obere Osterzgebirge dampft, hält auch der eine oder andere Bus am Endpunkt, am Bahnhof in Kipsdorf. Mal große, mal kleine. Doch einsteigen dürfen aber nicht alle. Reiseveranstalter oder Vermieter sammeln nach einer Bahnfahrt ihre Leute wieder ein und bringen sie in die Unterkünfte. Das soll sich ändern, mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember.

Dann ist geplant, wieder einen öffentlichen Skibus an den Start zu bringen – und nicht nur für ein paar Wochen wie in der Testphase im vergangenen Winter. Die neue Linie soll die Bimmelbahn-Passagiere in die Altenberger Skigebiete und nach dem Ausflug zurück zum Bahnhof bringen. Aber auch die Wintersportorte in der Urlaubsregion besser miteinander verbinden. Damit wird das bestehende Angebot im öffentlichen Nahverkehr ausgebaut und werden Lücken im Busfahrplan geschlossen. „Das soll aber keine rein touristische Linie sein“, betonte der Altenberger Tourismuschef Marcel Reuter am Donnerstag, als er das Projekt mit der Regionalverkehr Dresden GmbH (RVD) Hoteliers und touristischen Anbietern in Kipsdorf vorstellte.

„Wir wollen alle Fahrgäste zum Tarif mitnehmen und die Busse voll machen. Das ist auch ein Mehrwert für die Einwohner.“ Denn Ziel ist, das Angebot wirtschaftlich zu gestalten, damit den Skibus über die Wintersaison hinaus in Betrieb zu halten und das ganze Jahr über – dann als Wanderbus – fahren zu lassen. Der Königsweg: Die Sonderlinie in das bestehende Busnetz integrieren. Dann könnten Übernachtungsgäste, welche von ihrem Vermieter eine neue Altenberg Card bekommen, alle Busse – gleich ob Linie oder Sonderbus – kostenlos in der Urlaubsregion Altenberg nutzen. Ein Wunsch, den Vermieter im oberen Osterzgebirge schon lange haben.

Vor allem der Wirtestammtisch Altenberg/Geising, dem etwa 20 Hoteliers und Gastronomen angehören, sieht in dem fehlenden Angebot einen Standortnachteil für die Tourismusbranche im Vergleich zu anderen Regionen. Der Tourismusverband Erzgebirge hatte zwar 2010 schon einmal ein Pilotprojekt gestartet, sodass ein Skibus wenigstens zu Ferienhochzeiten zwischen Zinnwald und Rechenberg-Bienenmühle pendelte. Doch das Angebot scheiterte 2014 endgültig an der Finanzierung.

Noch einiges zu klären

Auch die Stadt Altenberg, die das Projekt für ihr Gemeindegebiet aufgreifen wollte, stand lange vor der Frage: Wer bezahlt das? Dazu kamen bürokratische Hürden. Erst eine Änderung des sächsischen Kommunalabgabengesetzes im Herbst 2016 machte es möglich, Einnahmen aus der Gästetaxe, die Übernachtungsgäste für die touristische Infrastruktur an die Stadt zahlen, auch für Verkehrsleistungen einzusetzen. Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) startete in den Winterferien mit dem RVD kurzfristig einen Pilotversuch, der vom Wirtestammtisch mitfinanziert wurde. Der Skibus fuhr im Februar und wurde dann noch einmal bis 19. März verlängert, da der Bedarf da war. „Die Erfahrungen sind grundsätzlich positiv“, fasste Reuter die Ergebnisse zusammen.

Hinter den Kulissen liefen seither Gespräche zwischen der Stadt und dem Wirtestammtisch. Im August machte der Stadtrat den Weg frei, um die Sonderlinie zu etablieren. Die Gästetaxe wurde so verändert, dass sie am Ende mehr Geld in die Kasse bringt. Mit den zusätzlichen Einnahmen soll der Ski- und Wanderbus zu 50 Prozent finanziert werden. Die Stadt hofft, RVD und Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) mit ins Boot zu bekommen. Vorrangig sollen sich aber auch die Beherbergungsbetriebe beteiligen. Für das kommende Jahr geht Reuter davon aus, dass der Betrag bei 40 Cent pro Übernachtung liegt, den Hoteliers und Pensionsbetreiber freiwillig dafür zahlen. Deren Gäste können dann aber auch kostenlos mitfahren. „Je mehr Gastgeber mitmachen, umso weniger muss jeder dafür zahlen.“ Wie der Fahrplan aussehen könnte und wie viel Geld dafür gebraucht wird, steht noch nicht fest. Und damit auch noch nicht, wie weit und für welche Lösung das Geld reicht. „Projektstart war diese Woche“, sagt Volker Weidemann, Leiter Markt und Vertrieb beim RVD. Das Verkehrsunternehmen tritt jetzt in Verhandlungen mit dem VVO.

Für Silke Zimmermann vom Hotel Lugsteinhof in Zinnwald kommt das alles zu spät. „Wir bewerben unsere Gäste seit einem halben bis Dreiviertel Jahr“, sagte sie. Trotzdem ist sie froh, dass es endlich dieses Angebot geben wird. „40 Cent pro Übernachtung tun uns weh“, verhehlte sie nicht. „Wir sind aber sehr interessiert, damit wir mehr Gäste bekommen, die auch zufriedener sind und dann auch länger bleiben.“

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/sachsen/der-skibus-soll-wieder-fahren-3774280.html

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