„Das Bus- und Bahnangebot wird schlechter“

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Mittwoch, 18. August 2010
Weil sich Kommunen und Freistaat immer stärker aus der Finanzierung des ÖPNV zurückziehen, sieht VVO- Chef Burkhard Ehlen kein Ende für Preiserhöhungen.

Die Landesregierung will ihre Förderung für den öffentlichen Personennahverkehr um 7,5 Prozent kürzen. Im Gebiet des Verkehrsverbunds Oberelbe (VVO) entspricht das Ausfällen von 8,4 Millionen Euro. Diese müssen die Kunden kompensieren, wie sich nach dem Gespräch der sächsischen Nahverkehrs-Chefs mit dem Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) gestern bestätigte. „In Zeiten der Krise kann leider kein Bereich von Kürzungen verschont bleiben“, erklärte Morlok.

Die SZ fragte den VVO-Chef Burkhard Ehlen, was das für den ÖPNV heißt.

Herr Ehlen, der VVO hat bereits 3,2 Prozent höhere Ticketpreise ab November beschlossen. Das müsste doch die geplanten Kürzungen ausgleichen?

Der Minister hat die Hintergründe für die Haushaltskürzungen dargelegt. Der Verkehrsverbund Oberelbe muss die weiteren Vorstellungen des Freistaates zunächst abwarten, mit seiner Verbandsversammlung auswerten und diskutieren. Hier kann ich nicht vorgreifen, ich gehe aber davon aus, dass es nicht auf eine, sondern auf mehrere Reaktionshebel hinauslaufen wird, wenn es bei dieser Kürzung bleibt. Dabei können höhere Fahrpreise eine Rolle spielen. Wir befürchten, dass diese Einnahmen nicht ausreichen, um das bisherige Niveau des öffentlichen Nahverkehrs im Verbundraum zu erhalten.

Was heißt das für den Kunden?

Das heißt: Bus- und Bahnfahren wird nicht nur deutlich teurer, sondern das Angebot wird gleichzeitig schlechter.

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Reicht das denn als Sparbemühung?

Nein. Das ist nur ein Baustein. Wir müssen auch prüfen, ob wir Schmalspurbahnen auf einen touristischen Betrieb ausrichten können. Mir ist sehr bewusst, welchen emotionalen Stellenwert die Kleinbahnen haben. Kritisch sehe ich aber den Weiterbau der Weißeritztalbahn.

Kritiker, vor allem und gerade in Dresden, stellen den VVO infrage …

Ich kenne die Stimmen, die sagen, Dresden zahlt den ÖPNV im Umland mit. Das stimmt aber nicht. Kein Cent der DVB-Einnahmen fließt an das Umland. Aber das Ticket im Verbund ist viel günstiger, als bei jedem Verkehrsunternehmen ein einzelnes zu kaufen.

Damit erreichen wir viele Menschen, die zum Arbeiten und Einkaufen nach Dresden kommen oder ihre Freizeit in der Region verbringen.

Gespräch: Denni Klein
Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2537607

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