Archiv für die Kategorie „2. Bauabschnitt“

Die Bimmelbahner hoffen auf den Frühling

sz-online.de | Sachsen im Netz

Schnee blockiert die letzten Bauarbeiten bis Kipsdorf. Viele Angebote stehen fest, aber die Eröffnung noch nicht.

06.02.2017

lbahner hoffen auf den Frühling
Hier dampft die Weißeritztalbahn am Bahnhof Seifersdorf vorbei. Die Strecke zwischen Freital-Coßmannsdorf und der Talsperre Malter ist bei den Fahrgästen am beliebtesten.

© Egbert Kamprath

Freital. Frühestens Ende April wird der erste reguläre Zug der Weißeritztalbahn in den Bahnhof Kipsdorf einfahren. Genauer kann es selbst Mirko Froß, der Betriebsleiter der Sächsischen Dampf-eisenbahngesellschaft (SDG), welche die Bahnstrecke betreibt, nicht sagen. „Das hängt vom Wetter ab. Wir brauchen es dauerhaft frost- und schneefrei. Dann erfordern die noch ausstehenden Arbeiten rund sechs Wochen Zeit“, ehe die Strecke mit allen erforderlichen Abnahmen fertig ist, sagte Froß am Montag auf der gemeinsamen Pressekonferenz von SDG und Verkehrsverbund Oberelbe (VVO). Aus heutiger Sicht weiß er schon, dass dieser Termin bestimmt nicht vor dem 23. April liegen wird.

Außerdem gewinnen damit alle Beteiligten noch etwas Zeit, um am Fahrplan zu feilen. Denn der steht immer noch nicht endgültig fest. Dazu teilten sowohl Froß als auch Christian Schlemper, VVO-Sprecher, nur mit, dass beide Seiten in Verhandlungen stehen. Der Entwurf, der auf der Vollversammlung des Verkehrsverbunds vor zwei Monaten vorgestellt wurde, sieht vor, dass zwei Züge am Tag von Freital bis Kipsdorf fahren und einer bis nach Dippoldiswalde. Ob es dabei bleibt, ist weiter umstritten. Im unteren Streckenabschnitt, der 2008 wieder aufgebaut war, fielen damit Fahrten weg. Das steht im Widerspruch zu den Beobachtungen, welche die Bahner bisher bei den Fahrgästen machen. Der beliebteste Abschnitt führt durch den Rabenauer Grund, teilte Froß mit. Zwischen Freital-Coßmannsdorf und Malter fahren die meisten Leute mit. Diese Strecke lässt sich mit einer Wanderung kombinieren.

Das ist mit ein Grund, warum die Bimmelbahn nicht nur bei den Bauarbeiten, sondern auch beim Publikumszuspruch stark vom Wetter abhängt. Die meisten Fahrgäste zählt die Bahn im Sommerhalbjahr, an Wochenenden, Feiertagen oder Brückentagen. „Und dann kommt es aufs Wetter an. Die Leute entscheiden kurzfristig, ob sie mitfahren, und so ein Ausflug ist eben nicht indoor“, sagte Froß. Im vergangenen Jahr sind rund 145 000 Fahrgäste auf der Weißeritztalbahn mitgefahren, gleich viele wie im Jahr zuvor.

Um die Bahnstrecke weiter attraktiv zu machen, bieten der Verkehrsverbund, die Dampfeisenbahngesellschaft und die IG Weißeritztalbahn wieder eine Reihe von Veranstaltungen an. Das Programm beginnt in den Winterferien. Komplett neu ist der Bibliothekszug, der vom 19. Februar an eine Woche lang täglich um 14.12 Uhr in Freital-Hainsberg startet, bis Dippoldiswalde und zurück rollt. „Die Kinderbuchautorin Anja Schenk fährt mit und liest aus ihrem Buch ,Max und die Eisenbahn’. Außerdem stehen im Lesewagen Bücher bereit zum Schmökern, und man kann eigene Bücher mitbringen und gegen die vorhandenen tauschen“, erklärt Gabriele Clauss, Marketingleiterin des Verkehrsverbunds, die fahrende Bibliothek. Wer mitfahren will, muss eine Fahrkarte kaufen und zwei Euro extra zahlen.

Angebot für Großeltern und Enkel

Zum zweiten Mal bietet die Weißeritztalbahn am Sonnabend, dem 11. Februar, einen Oma-Opa-Tag zusammen mit dem Freizeitzentrum „Hains“ in Freital an. Großeltern können mit Enkeln einmal mit der Bahn bis Dipps und zurück fahren, anschließend im Hains an einem Sportkurs teilnehmen und essen. Für die Kinder gibt es eine kleine Überraschung. Die Teilnahme kostet zusätzlich zur Fahrkarte noch 8 Euro für ein Kind und 9,95 Euro für einen Erwachsenen. Die Veranstaltung wird am 20. Mai und 12. August wiederholt.

Weiter bieten die Eisenbahner wieder bewährte Veranstaltungen an. Dabei arbeiten sie mit Gästeführern zusammen, die Touren auf den Spuren Ludwig Richters oder von Kipsdorf nach Bärenfels anbieten. Die Agentur Sachsenträume lässt von März bis Dezember Braumeisters Dampfzug rollen. Zu Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten fahren Sonderzüge. Die Feste an der Strecke, das Schmalspurfestival am 15. und 16. Juli und am 2. und 3. Dezember der Kleinbahnadvent, stehen auch im Kalender.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/die-bimmelbahner-hoffen-auf-den-fruehling-3606454.html

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Eine Brücke lernt Schweben

sz-online.de | Sachsen im Netz

Die Bahnbrücke über die Weißeritz in Obercarsdorf lässt sich künftig im Notfall anheben. Sachsenweit ist sie einmalig.

23.01.2017 Von Carina Brestrich

ke lernt Schweben
Halbzeit: Lars Werthmann, Ortsbeauftragter vom THW Dippoldiswalde prüft mit dem Zollstock, wie hoch die Brücke inzwischen ist. 40 Zentimeter sind hier bereits geschafft. Insgesamt 80 Zentimeter sind möglich.

© Egbert Kamprath

Obercarsdorf. Die Funken sprühen, der Trennschleifer frisst sich ins Metall. Um zwei Millimeter muss die Stahlplatte kleiner werden. Und zwar jetzt sofort. Sonst geht gar nichts mehr an diesem Tag, der für Obercarsdorf ein ganz besonderer ist. Denn zum ersten Mal wird die schmale Brücke, die die Weißeritztalbahn über die Rote Weißeritz und weiter bis nach Kipsdorf führen wird, getestet. Sie ist in den vergangenen Monaten so umgerüstet worden, dass sie sich im Fall eines Hochwassers hochkurbeln lässt. Dass sie nun, kurz nach Testbeginn schon nachbessern müssen, damit haben die etwa 20 Helfer nicht gerechnet. „Aber genau dafür sind wir heute hier. Das ist ein Test, um zu schauen, wo Verbesserungen nötig sind“, sagt Lars Werthmann vom Technischen Hilfswerk (THW) Dippoldiswalde.

Um Zeit geht es an diesem Tag nicht. Dabei ist genau das im Ernstfall entscheidend. „Bevor der Pegel in Schmiedeberg 80 Zentimeter, also Alarmstufe 1, erreicht, bekommen wir ein Signal aufs Handy“, erklärt Werthmann. Dann machen sich die Jungs vom THW auf den Weg. Kommt es so wie beim Hochwasser 2002, bleiben knapp zwei Stunden, um die 26 Tonnen schwere Brücke nach oben zu kurbeln – bevor das Wasser eine kritische Höhe erreicht. „Weil die Feuerwehr in solchen Fällen erfahrungsgemäß woanders gebraucht wird, übernehmen wir das“, sagt Werthmann. Vom Ufer aus verfolgt der Beigeordnete des Landrates, Heiko Weigel (CDU), das Geschehen. Das Landratsamt hat lange mit der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft über die Brücke beraten. „Das Bauwerk in seinem ursprünglichen Zustand ist nicht hochwassersicher“, sagt Weigel. Die Brücke ist zu niedrig, ihr Durchlass zu gering. Doch eine neue, höhere zu bauen ist nicht so einfach, weil das ganze Umfeld erhöht werden muss. Das Planverfahren, um die nötigen Grundstücke zu bekommen, zieht sich: „Um nicht so lange warten zu müssen, ist die Lösung nun eine Brücke, die sachsenweit einmalig ist“, sagt Weigel.

Seine Anspannung lässt sich Hubert Westphal nicht anmerken. Dabei hätte er allen Grund dazu. Denn heute zeigt sich, ob seine Idee aufgeht. Der Bauingenieur von der Firma Ipro Consult in Dresden hat die Eisenbahnbrücke zur Hubbrücke umkonstruiert. „So einen Auftrag hat man nicht alle Tage“, sagt er. Inspiration fand er in der Schweiz, wo die Bergbäche ähnlich schnell wie die Weißeritz anschwellen können. Eine Brücke, die im Hochwasserfall vom Wasser selbst angehoben wird, habe ihn auf die Hebelösung gebracht.

Bei der eingleisigen Bahnbrücke in Obercarsdorf ist aber Muskelkraft gefragt. An jedem der vier Pfeiler wird eine Winde aufgestellt. Jede wird von jeweils zwei Männern bedient. Während sie kurbeln, steht ein dritter Helfer mit Zollstock bereit. Damit sich nichts verkantet, muss die Brücke zunächst an einem Ende gleichmäßig angehoben werden. Nach zwanzig Zentimetern ist Schluss. Die Helfer schieben zur Stabilisierung die nächsten Stahlträger unter die Brücke und befestigen sie. Dann sind die Männer am anderen Ufer an der Reihe. Abwechselnd und in vier Stufen kurbeln die Teams die Konstruktion nach oben, schieben Träger für Träger darunter. Am Ende sollen es 80 Zentimeter sein.

Für Obercarsdorf ist der Brückentest ein historischer Moment. Ihn festzuhalten ist die Aufgabe von Sigo Reichel. Erst vor wenigen Tagen wurde er zum neuen Ortschronisten ernannt. Nun hat er gleich seinen ersten Einsatz. Mit der Kamera hält er fest, wie die Brücke Stück für Stück nach oben wandert. Bei den Anwohnern der Weißeritzstraße werden unterdessen Erinnerungen wach. Erinnerungen an die Stunden, die sie lieber aus der Geschichte streichen würden. Beim Hochwasser 2002 flutete die Weißeritz ihre Grundstücke. Ein Anwohner berichtet, wie das Wasser in seinem Haus 1,30 Meter hoch stand. „So etwas will man nicht noch mal erleben“, sagt er. Deshalb hatten er und seine Nachbarn sich dafür starkgemacht, dass für die Brücke eine Lösung her muss. Die gibt es nun zwar: „Trotzdem sehen wird das alles mit Vorsicht“, sagt der Anwohner. Lieber wäre ihm eine höhere Brücke. Die kommt auch, verspricht Heiko Weigel. „Das kann aber noch gut fünf Jahre dauern.“

Nach vier Stunden ist es geschafft. Die Brücke ist oben. Auch wenn alle Beteiligten mit dem Test zufrieden sind: Die Brücke, so hoffen sie, wird nur zu Übungszwecken betätigt. Bevor die Weißeritztalbahn dieses Jahr wieder bis nach Kipsdorf rollt, werden die Männer vom THW noch mal trainieren. Dann aber ohne Vorankündigung, sagt Lars Werthmann. „So wie im Ernstfall.“

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/eine-bruecke-lernt-schweben-3594922.html

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Weißeritztalbahn fährt 2017 wieder bis Kipsdorf

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Nach Beendigung der Bauarbeiten werden die Züge den Kurort zweimal täglich erreichen. Insgesamt soll es aber weniger Fahrten geben.

30.11.2016

talbahn fährt 2017 wieder bis Kipsdorf
Im kommenden Jahr fährt die Weißeritztalbahn wieder bis nach Kipsdorf.

© Frank Baldauf

Kipsdorf.Die Weißeritztalbahn wird im kommenden Jahr wieder in Kipsdorf einfahren.

Auf der Verbandsversammlung des zuständigen Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) am Mittwoch hieß es dazu, dass die Bahn nach dem Ende der aktuellen Streckenarbeiten zweimal täglich bis zum Kurort rollen werde. Ein genauer Termin konnte noch nicht genannt werden.

Je nach Wetter rechne man mit einem Start im Frühjahr, hieß es auf der Tagung. Der Takt der Weißeritztalbahn wird sich allerdings verringern. Vorgesehen sind täglich drei Fahrten. Zwei Züge verkehren dann zwischen Freital und Kipsdorf, ein Zug soll von Freital nach Dippoldiswalde rollen. Gegenwärtig starten in Freital fünf Fahrten nach Dipps. (szo)

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Weißeritztalbahn hängt noch in der Luft

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Die Gleisarbeiter sind schon in Kipsdorf. Doch einen Fahrplan gibt’s nicht. Nun warten alle gespannt auf den Mittwoch.

25.11.2016 Von Mandy Schaks

talbahn hängt noch in der Luft
Mitarbeiter vom Gleisbau Bautzen verlegen am Bahnhof Kipsdorf die letzten Meter Gleis. Doch auch wenn die ordnungsgemäß liegen, kann noch kein Zug fahren.

© Egbert Kamprath

Freital/Kipsdorf. Vom Kurzurlaub zurück in den Alltag, in das nasskalte erzgebirgische November-Wetter. Gunther Gericke freut sich trotzdem, wieder in seinem Kipsdorf zu sein. Daheim ist daheim. Zudem: Wenn er sich umguckt, erlebt der Kurort gerade so etwas wie seinen zweiten Frühling. Seit der Flut 2002 musste Ortsvorsteher Gericke mit seinen knapp 300 Einwohnern auf diesen Moment warten. Ein Erlebnis, das den sonst so ruhigen und lebenserfahrenen Mann mit Anfang siebzig geradezu ins Schwärmen bringt. „Es hat wahnsinnig viel Freude gemacht, wie die Strecke der Weißeritztalbahn gewachsen ist“, sagt er. Als jetzt noch die Gerüste am sanierten Lokschuppen fielen, war er begeistert. „Da hat man erst richtig gesehen, wie schön das alles wird.“ Farbenfroh statt mausgraues Bahnhofsambiente.

Trotzdem ist er traurig. Die Kipsdorfer hatten fest damit gerechnet, dass ihre geliebte Bimmel zum Weihnachtsmarkt endlich anrollt. Doch daraus wird wieder nichts. Und Roland Richter, der Chef der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft SDG, kann auch keine Hoffnung machen, dass dieses Jahr fahrplanmäßig noch ein Zug von Dippoldiswalde bis Kipsdorf fährt. Der Wiederaufbau der flutzerstörten Strecke ist zwar gut vorangekommen. „Die Gleisarbeiter sind schon in Kipsdorf“, sagt Richter. „Aber wir brauchen noch ein bisschen Zeit.“ Die ist gerade etwas verloren gegangen, weil die Stopfmaschine, welche die Schienen ausrichtet und den Schotter fest rüttelt, kurz schlappmachte. „Deshalb haben wir etwas Verzug“, erläutert Richter. Wenn dann die Gleise liegen, kann aber immer noch nicht sofort ein Zug rollen. Dann müssen die Bahnanlagen hergerichtet werden, und es vergehen weitere vier bis fünf Wochen. „Ein bisschen Bürokratie ist auch dabei“, so der Bahn-Chef. Denn es muss zum Beispiel die Strecke von Fachleuten abgenommen werden. „Deshalb hängt viel vom Wetter ab, wann wir fertig werden. Aber hat es so lange gedauert, kommt es jetzt auf ein paar Wochen auch nicht mehr darauf an.“

Mehr Sorgen macht ihm, wie der Bahnbetrieb zwischen Freital-Hainsberg und Kurort Kipsdorf funktionieren soll. „Es hängt immer noch am Geld“, so Richter. Zur Erinnerung: Die SDG erhält vom Land für den Betrieb von Weißeritztalbahn und Lößnitzdackel in Radebeul rund 4,2 Millionen Euro. Diese Summe wird aber jetzt schon aufgebraucht. Wenn also noch Züge bis Kipsdorf fahren sollen, muss im unteren Streckenabschnitt gekürzt werden. Und bis Kipsdorf – so ging aus einem ersten Fahrplanentwurf im Juni hervor – reicht das Geld nur für eine Fahrt am Tag. Viel zu wenig, kritisierten die Osterzgebirgler. Auch Richter hält so eine Lösung nicht für vertretbar. „Vernünftig wären aus unserer Sicht zwei Fahrten pro Tag bis Kipsdorf“, sagt er. „Wir wollen ja auch ein Stück weit den Tourismus mit ankurbeln.“ Er glaubt, einen ordentlichen Fahrplan hinzubekommen, wenn die SDG zusätzlich eine halbe Million Euro pro Jahr an Zuschuss bekäme. Seit Monaten steht der Bahnbetreiber deshalb mit dem Verkehrsverbund Oberelbe in Gesprächen. „Unser Eindruck ist, jeder möchte eine Lösung haben.“

Das bestätigt VVO-Sprecher Christian Schlemper. Aber große Hoffnungen auf einen Geldsegen kann er bislang nicht machen. Voraussichtlich gebe es „keinen deutlichen Zuwachs an Mitteln“, sagt er, deshalb werde nach einem Kompromiss gesucht. Bahn-Chef Richter blickt nun gespannt auf die VVO-Zweckverbandsversammlung am kommenden Mittwoch in Weinböhla. Wie der Tagesordnung zu entnehmen ist, geht es um den Haushalt für das nächste Jahr. „Die Erwartungshaltung ist groß, dass da etwas passiert“, so Richter. Das hofft auch Gunther Gericke. „Zweimal täglich muss in der Woche ein Zug bis Kipsdorf fahren“, sagt er. „Alles andere wäre rausgeschmissenes Geld“ – bei Baukosten von insgesamt über 40 Millionen Euro.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/weisseritztalbahn-haengt-noch-in-der-luft-3549984.html

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Stopfen, stopfen, stopfen

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Der Bahnübergang in Kipsdorf ist geschafft. Dafür brauchte es Pickel aus Stahl.

07.11.2016 Von Carina Brestrich

stopfen, stopfen

Die Gleisstopfmaschine der Erfurter Gleisbau GmbH ist deutschlandweit unterwegs. Nachdem sie zuletzt in Köln und Münster im Einsatz war, verdichtete sie vergangenes Wochenende am Bahnübergang in Kipsdorf das Schotterbett.
© Frank Baldauf

Kipsdorf. Rein, kurz gerüttelt, wieder raus und weiter. Der gelbe Koloss rollt wenige Zentimeter nach vorn, zur nächsten Bahnschwelle. Dann beginnt die Gleisstopfmaschine mit ihrem Prozedere von vorn: Ein Haken greift die Schiene, hebt sie wenige Millimeter an, die stählernen Stopfpickel bohren sich in den Schotter, vibrieren – und fertig. Was simpel aussieht, ist Millimeterarbeit: Denn die Gleisstopfmaschine verdichtet nicht nur den Schotter unter den Bahnschwellen, sondern richtet auch die Gleise aus – damit die Weißeritztalbahn später ruckelfrei rollen kann.

Mit ihrem tonnenschweren Kollegen bleibt der Erfurter Gleisbau GmbH nur wenig Zeit. Rund 60 Meter lang ist der Abschnitt über die Bundesstraße B 170 in Kipsdorf. Am Montag muss die Straße wieder offen sein. Seit Freitag, 19 Uhr, hindert eine Sperrscheibe am Durchkommen. Noch am Abend haben die Bauarbeiter den Asphalt am Bahnübergang abgefräst, um Platz für die neuen Gleise zu machen. Die liegen seit Sonnabend früh. Seit fünf Uhr sind die Bauarbeiter im Einsatz. Später sollen noch die Schweißer kommen, um die Gleise miteinander zu verbinden. Der Asphalt hat sich für Sonntag angekündigt.

Viele Zuschauer

Was für die Profis Alltag ist, ist für Bahn-Fans Spannung pur: Am Gleisrand zücken immer wieder Beobachter den Fotoapparat. Einer von ihnen ist Stefan Müller. Der studierte Verkehrswirt verfasst eine Broschüre über den Wiederaufbau der Schmalspurbahn zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf. Jede Woche ist er draußen, um den Baufortschritt zu dokumentieren: „500 Fotos sind schon zusammengekommen“, erzählt er.

Jens Sauer bekommt von den Zuschauern nichts mit. Umgeben von Knöpfen, Hebeln und Tachos sitzt er am Steuerpult des gelben Kolosses, den Blick auf den Computerbildschirm gerichtet. Nach zwei Stopfdurchgängen ist es die alles entscheidende Messfahrt. Minuten später ist klar: Mensch und Maschine haben gute Arbeit geleistet, die Gleise liegen perfekt. Sauer hebt den Daumen: „Vom Feinsten – so soll es sein.“

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/stopfen-stopfen-stopfen-3534484.html

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Bimmelbahnbau erreicht Kipsdorf

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Anfang November wird die B 170 noch einmal gesperrt. Wann die Strecke fertig wird, dazu gibt’s zwei Prognosen.

26.10.2016 Von Franz Herz

nbau erreicht Kipsdorf

Der Wasserkran steht wieder am Bahnhof Kipsdorf. Bald werden hier auch die Gleise liegen. Am ersten Novemberwochenende soll der Bahnübergang gebaut werden. Danach können die Arbeitszüge und die Gleisstopfmaschine auch den Bahnhof erreichen.

© Egbert Kamprath

René Bahling arbeitet hier beim Bahnsteigbau in Obercarsdorf. Im Hintergrund ist das neu gestrichene Empfangsgebäude zu sehen. Die Farben entsprechen den Vorgaben des Denkmalschutzes.

René Bahling arbeitet hier beim Bahnsteigbau in Obercarsdorf. Im Hintergrund ist das neu gestrichene Empfangsgebäude zu sehen. Die Farben entsprechen den Vorgaben des Denkmalschutzes.

© Egbert Kamprath

Eine Diessellok zieht einen Arbeitszug mit drei Schotterwagen am Bahnhof in Schmiedeberg vorbei. Bis hierher sind die Gleise fertig verlegt. Weiter bis Kipsdorf muss die Stopfmaschine noch arbeiten.

 Eine Diessellok zieht einen Arbeitszug mit drei Schotterwagen am Bahnhof in Schmiedeberg vorbei. Bis hierher sind die Gleise fertig verlegt. Weiter bis Kipsdorf muss die Stopfmaschine noch arbeiten.

© Egbert Kamprath

 

Kipsdorf.Der Wasserkran steht wieder auf dem Bahnhof in Kipsdorf, sandgestrahlt und frisch gestrichen. Ebenso ist der Turm mit der Stationsanzeige schon wieder an seinen Platz zurückgekehrt. Momentan fehlen auf dem Bahnhofsgelände noch die Gleise. Aber dafür müssen die Bauzüge erst einmal die B 170 überqueren können. Das wird erst im November möglich sein.

Denn am ersten Novemberwochenende steht der Bau des Bahnübergangs in Kipsdorf im Bauzeitenplan, informiert Mirko Froß, der Betriebsleiter der Weißeritztalbahn . Dafür wird die B 170 von Freitag, 4. November, bis Sonntag, 6. November, komplett gesperrt. Die Aktion in Kipsdorf läuft wie die Baustellen in Ulberndorf und Obercarsdorf, für welche die Bundesstraße im August bereits zweimal gesperrt worden ist.

Um den Bahnübergang zu bauen, wird die Gleisstopfmaschine benötigt. Diese war schon im Einsatz auf dem Streckenabschnitt bis Schmiedeberg. Zwischendurch wurde sie verladen und auf anderen Schmalspurstrecken eingesetzt in der Slowakei und in Frankreich, wie die IG Weißeritztalbahn informierte. Am 1. November kommt die Maschine wieder in Sachsen an und bringt dann noch die Bimmelbahngleise zwischen Schmiedeberg und Kipsdorf in die passende Form.

Nach wie vor ist die gesamte Strecke zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf eine Baustelle. Die Arbeiten sind aber unterschiedlich weit gediehen. Die Gleise von Dippoldiswalde bis Schmiedeberg sind fertig gebaut. Es laufen aber noch Nebenarbeiten. Die Bauarbeiter befestigen die Bahnsteige in Obercarsdorf oder verlegen Kabel für die Signale. Das sind zum großen Teil ganz normale Tiefbauarbeiten.

Der Gleisbau läuft nur noch zwischen Schmiedeberg und Kipsdorf, wo sich jetzt ohnehin die meisten Aktivitäten konzentrieren. Hier ist derzeit der Arbeitszug mit drei Schotterwagen unterwegs. Sie schütten das Gleisbett, auf dem auch schon die Schienen liegen. „Vor allem bereiten wir den Bau des Bahnübergangs vor“, sagt Froß.

Wetter entscheidend

Wenn der Übergang fertig ist, können auch Arbeitszüge die B 170 überqueren, dann werden dort auch die letzten Gleise im Bahnhof verlegt, die bisher noch fehlen. Jetzt muss aber erst einmal die Stopfmaschine wiederkommen, um die Gleise präzise auszurichten. Voraussetzung dafür ist aber, dass das Wetter mitspielt. „Wenn baufreies Wetter bleibt, werden wir mit dem Bau bis Jahresende fertig“, sagt Froß. Sollte allerdings ein Wintereinbruch kommen, werden die Arbeiten gestoppt und die Baustelle geräumt. Dann geht es erst im Frühjahr weiter, wenn wieder zuverlässiges Bauwetter herrscht. Das Signal zum Baustopp kommt in dem Moment, wenn der erste Schnee fällt. Denn die Gleisstopfmaschine arbeitet mit Lasersensoren. „Schneeflocken würden die Strahlen reflektieren. Dann kann die Maschine nicht mehr präzise messen. Da würde vielleicht eine Achterbahn herauskommen“, sagt Froß. Er will aber ein sauber verlegtes Eisenbahngleis.

Und aufgrund dieser Unwägbarkeiten kann er momentan auch keinen Termin nennen, wann der erste fahrplanmäßige Zug von Dippoldiswalde bis Kipsdorf rollen wird. Fest steht, dass zum Kleinbahnadvent auf dem Streckenabschnitt oberhalb von Dippoldiswalde noch kein Personenzug rollt.

Auch in Kipsdorf bekommt der Bahnhof wieder sein vertrautes Gesicht. Vergangene Woche ist der Wasserkran wieder aufgestellt worden, ebenso der Turm für die Bahnhofsuhr.

In Kipsdorf gehen auch die Arbeiten am Lokschuppen planmäßig voran. „Hier fehlt nur noch die Fassade“, sagt Froß. Sie wird dann genauso gestaltet wie das Stellwerk in Kipsdorf und das Empfangsgebäude in Obercarsdorf: in den sächsischen Farben Gelb und Grün mit abgesetzten roten Elementen, wie den Fenstern und der Giebelverkleidung unter dem Dach.

„Diese Farbauswahl haben wir mit dem Denkmalschutz abgesprochen. Sie orientiert sich an Farben, die an den Gebäuden gefunden wurden“, berichtet der Betriebsleiter. Wobei verschiedene Generationen immer die Gebäude immer wieder einmal anders gestrichen haben. Es ist also schwierig zu sagen, was als original gilt. Nun müssen an den schönen Gebäuden nur möglichst bald auch regelmäßig Züge halten.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/bimmelbahnbau-erreicht-kipsdorf-3526355.html

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Sorgenkind Schmalspurbahn

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Der Bau geht gut voran. Aber wie sollen künftig die Fahrten bezahlt werden? Die Antworten der Politiker.

15.09.2016 Von Franz Herz

d Schmalspurbahn
Hier fährt die Weißeritztalbahn nach Dippoldiswalde ein, vorbei am neuen Polypark. Der ist eine Attraktion, die auch Dipps als Ziel für Familien attraktiver macht, also zur Belebung der Bahn beiträgt. Derzeit hängen aber alle Planungen auch für touristische Angebote in der Luft, weil der Fahrplan für die komplette Bahnstrecke zwischen Freital und Kipsdorf noch nicht steht.

© Frank Baldauf

Dippoldiswalde.Die Bauarbeiten an der Schmalspurstrecke im Weißeritztal zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf machen täglich sichtbare Fortschritte. Die Arbeitszüge rollen inzwischen schon bis Schmiedeberg, wie Ralf Kempe, der örtliche Betriebsleiter der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft informierte. Es gibt keine Zweifel mehr, dass noch diesen Herbst die ersten Züge bis nach Kipsdorf hochdampfen können. Aber bisher weiß keiner, wie oft und wann diese Züge dampfen werden. Ein Fahrplan ist noch nicht bekannt. Wer jetzt seine Weihnachtsfeier plant und dabei gerne eine Zugfahrt nach Kipsdorf ins Programm einbauen will, steht auf dem Schlauch. Auch Reiseunternehmen, die jetzt über ihren Planungen für die nächste Saison sitzen, wissen nicht so recht weiter. Können Sie ihre Gäste hoch und runter mit dem Zug fahrenlassen? Müssen Sie diese in Kipsdorf mit dem Bus abholen? Alles Fragen, für die eine Antwort überfällig ist.

Teilweise hängen auch bestehende Angebote auf der Strecke zwischen Freital und Dippoldiswalde in der Luft. So ist in der Diskussion, dass der 15-Uhr-Zug von Dippoldiswalde zurück nach Freital wegfällt. Daran hängt aber Braumeisters Dampfzug, eine Sonderaktion, die gut angenommen wird. Deren Teilnehmer haben in der Regel noch das Museum in Dippoldiswalde besucht und in der Stadt noch etwas gegessen und getrunken. „Damit fehlen der Stadt zwischen 1 000 und 1 400 Besucher im Jahr“, schätzt der Dippoldiswalder Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler), der sich dabei auf Zahlen aus dem Museum stützt. „Mit einer derartigen Fahrplanänderung würde diese Tradition zunichte gemacht“, sagte Peter in der jüngsten Stadtratssitzung.

Nun ist die Schmalspurbahn seit Jahren ein Politikum, nicht nur wenn Spatenstiche und Brückeneinbauten zu feiern sind. Die entscheidende Frage dabei lautet immer: Wie wird der laufende Betrieb finanziert? Daher fragte die Sächsische Zeitung einmal Landtagsabgeordnete aus der Weißeritzregion nach ihren Vorschlägen für die Weißeritztalbahn. Die SZ wollte wissen, was tun die Politiker als Abgeordnete der Region dafür, dass die Weißeritztalbahn einen für die Bürger sinnvollen und touristisch attraktiven Fahrplan erhält. Dazu wurden sie gefragt, was ihrer Meinung nach andere dafür tun sollten, um die Bahnstrecke zu beleben und attraktiv zu gestalten. Unten lesen Sie die Antworten der Politiker.

Das sagt die Politik

 

© Egbert Kamprath

Andrea Dombois, CDU

Die Situation der Weißeritztalbahn ist seit Monaten Gegenstand vieler Gespräche gewesen. Gerade die Diskussion um fehlende Gelder, die nun vom Land ausgeglichen werden sollen, wäre einen Artikel für sich wert, da die Wenigsten von den bereits bestehenden Zahlungen, Problemen gegenüber dem Rechnungshof in der Umsetzung der Finanzierung und vielen weiteren Hemmnissen wissen. Auch ist es nicht möglich, über die Aktivitäten vieler Freunde der Bahn, mit denen ich regelmäßig in Verbindung stehe, und die vielen Kompromisse durch das Land eine Aussage zu treffen. Ich bedaure das, weil am Ende immer nur Aussagen bleiben, dass angeblich die Bahn gefährdet ist.

 

 

© Andreas Weihs

Verena Meiwald, Linke

Im Kreistag hat meine Fraktion den Wirtschafts- und Vergabeausschuss um den Bereich Tourismus erweitern lassen, damit verstärkt auf diesen geschaut wird und Maßnahmen entwickelt werden können. Unser Vertreter im Verkehrsverbund wird dafür streiten, dass es einen attraktiven Fahrplan geben wird und dass keine bestehenden Angebote wegbrechen werden.
Es ist der Freistaat gefordert, er muss die vom Bund zur Verfügung gestellten Regionalisierungsmittel für den Schienenverkehr auch vollständig an die Verkehrsverbünde weitergeben. Dies fordern wir als Linksfraktion im Landtag seit langem, jedoch verwendet der Freistaat einen Teil dieser Mittel für anderes.Die Weißeritztalbahn hat keine rein touristische Nutzung, sieist Teil des ÖPNV. Daher muss der Fahrplan gegenüber dem vorliegenden Entwurf erweitert werden.

 

 

© SZ

Dagmar Neukirch, SPD

Der Wiederaufbau ist ein großer Erfolg. Für die Fertigstellung bis Kipsdorf sollen laut Regierungsentwurf 2017 insgesamt 3,5 Millionen Euro bereitgestellt werden. Zudem gewährt der Freistaat „Betriebshilfen für Der Wiederaufbau ist ein großer Erfolg. Für die Fertigstellung bis Kipsdorf sollen laut Regierungsentwurf 2017 insgesamt 3,5 Millionen Euro bereitgestellt werden. Zudem gewährt der Freistaat „Betriebshilfen für Schmalspurbahnen“, Zuschüsse für den Betrieb in Höhe von 8,75 Mio. Euro jährlich, dazu Gelder für Instandsetzung, Wartung und Pflege. Die Weißeritztalbahn besitzt vor allem eine hohe touristische Bedeutung. Deshalb müssen wir versuchen, Unterstützung aus der Tourismusförderung zu erhalten. Daran arbeiten wir. Hier erwarte ich auch regionale Aktivitäten. Letztlich müsse sich der Landkreis mit der Tourismuswirtschaft und den Kommunen darüber verständigen.

 

 

© Frank Baldauf

André Barth, AfD

Bei unserem sächsischen Schmalspurbahnnetz handelt es sich um ein einmaliges Kulturgut von hohem Wert. Es ist uns daher ein Anliegen, dieses zu erhalten und für Touristen wieder attraktiver zu machen. Durch die Weißeritztalbahn soll auch Kipsdorf touristisch wiederbelebt werden. Finanzielle Mittel zur sinnvollen und attraktiven Ausgestaltung des Fahrplans müssen durch die Staatsregierung und den Landkreis ausreichend zur Verfügung gestellt werden. Da dies im Entwurf zum nächsten Doppelhaushalt auf Landesebene nicht der Fall ist, werde ich in der AfD-Landtagsfraktion und auch als Kreisrat dafür kämpfen, dass wir hierzu einen Änderungsantrag einbringen.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/sorgenkind-schmalspurbahn-3494480.htm

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Die ersten neuen Gleise liegen schon

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Noch kann die Weißeritztalbahn nicht bis Kipsdorf fahren. Jetzt kommen Spezialtechnik – und Sperrungen der B 170.

13.07.2016 Von Franz Herz

http://www.sz-online.de/nachrichten/bilder/bei-ulberndorf-liegen-schon-die-neuen-gleise-daniel-schwarz-1774607h.jpg

Bei Ulberndorf liegen schon die neuen Gleise. Daniel Schwarz, Gleisbauer aus Dohna, zieht hier die Schwellen für die Schienen fest.

© Frank Baldauf

Dippoldiswalde. Wer von Dippoldiswalde in Richtung Obercarsdorf fährt, kann schon ein Stück wiederaufgebaute Weißeritztalbahn sehen. Auf einem großen Abschnitt liegen die Schwellen und Gleise schon wieder. Aber im jetzigen Zustand kann darauf noch kein Zug fahren.

In der kommenden Woche soll die Gleisstopfmaschine anrollen. Ein Wendepunkt im Baugeschehen. Bisher waren auf der gesamten Strecke Straßenbaumaschinen eingesetzt. „Mit dem Einsatz der Stopfmaschine wird das Thema Arbeitszüge aktuell“, sagt Mirko Froß, der als Betriebsleiter bei der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft für die Baustelle verantwortlich ist. Bisher sind auf der Baustelle Bagger und Lkws wie auf einer normalen Straßenbaustelle zugange. Die Stopfmaschine dagegen fährt nicht auf Gummirädern, sondern auf Gleisen. Es ist eine komplexe Maschine, die zwei wichtige Arbeitsschritte erledigt. Erstens nimmt sie die Schienen, die jetzt schon auf die Schwellen gelegt sind, auf und richtet sie exakt aus. Sowohl die Höhe als auch die Richtung müssen stimmen. Dafür ist in der Stopfmaschine moderne Vermessungstechnik eingebaut. Wenn die Gleise ihre Position haben, kommt der zweite Schritt. Dann wird das Schotterbett darunter gestopft.

Auch beim Lokschuppen geht’s voran

Der Grundschotter liegt auf weiten Streckenabschnitten jetzt schon. Wenn die Schienen ausgerichtet sind, wird aus dem Wagen der sogenannte Gleisschotter dazugeschüttet und mit einem Rüttler verdichtet. Dessen Vibrationen lassen die Steine so zusammenrutschen, dass das Gleisbett fest wird. Die Gleisstopfmaschine wird in Dippoldiswalde mit ihrer Arbeit beginnen und sich dann nach oben in Richtung Kipsdorf vorarbeiten. Wenn sie dann die B  170 überquert – erst in Ulberndorf, später vor Obercarsdorf und schließlich in Kipsdorf –, wird an diesen Tagen die Bundesstraße gesperrt werden müssen. Das gilt auch für die verschiedenen Grundstückszufahrten und kleineren Straßen, über die das Bahngleis verläuft. Die genauen Termine dafür sind noch nicht bekannt. Voraussichtlich Anfang August wird die Bundesstraße zum ersten Mal gesperrt, kündigt Froß an.

Mit dem bisherigen Baufortschritt ist Froß zufrieden. Auf der gesamten Strecke zwischen Dippoldiswalde und dem Endbahnhof in Kipsdorf geht es voran. In Kipsdorf am Bahnhof wird derzeit die Entwässerung gebaut. Die verschwindet zwar in der Erde, ist aber für eine funktionierende Bahnstrecke absolut wichtig. „Wenn wir Wasser im Bahnkörper haben und das gefriert, dann hebt es die Gleise an“, schildert Froß. Für ihn als Eisenbahningenieur wäre das ein Albtraum. Darum sind die Entwässerungsleitungen mit das Wichtigste beim gesamten Bahnbau, nicht nur im Bahnhof, sondern auf der gesamten Strecke. Dort ist deren Einbau weitgehend schon erledigt.

In Kipsdorf laufen noch mehrere Arbeiten links und rechts der Gleise. So sind die Bahnhofsuhr und der Wasserkran derzeit bei einem Metallbauer in der Werkstatt. Der bringt sie auf Vordermann. Sie kommen dann wieder auf den Bahnhof, wenn der Bau so weit fortgeschritten ist, dass sie auch wieder benötigt werden.

Ebenfalls Fortschritte macht in Kipsdorf die Sanierung des Lokschuppens. Hier waren die Dachdecker auf dem Gebäude. Der Giebel wurde neu hochgemauert. Eine Brücke oberhalb von Schmiedeberg ist auch noch in Arbeit. Die anderen sind schon alle fertig.

Mirko Froß, Betriebsleiter der Weißeritztalbahn, steht auf der Baustelle in Obercarsdorf. Hier laufen noch die Erdarbeiten für die künftige Bahntrasse. Weiter unten sind die Arbeiten bereits ein Stück weiter.

Mirko Froß, Betriebsleiter der Weißeritztalbahn, steht auf der Baustelle in Obercarsdorf. Hier laufen noch die Erdarbeiten für die künftige Bahntrasse. Weiter unten sind die Arbeiten bereits ein Stück weiter. © Frank Baldauf

Der Baufortschritt ist unterschiedlich. Oberhalb von Schmiedeberg wird noch eine Brücke betoniert. Roland Hähnel und Robby Pranzer schalen eine Wand dafür.

Der Baufortschritt ist unterschiedlich. Oberhalb von Schmiedeberg wird noch eine Brücke betoniert. Roland Hähnel und Robby Pranzer schalen eine Wand dafür. © Frank Baldauf

Und oberhalb davon, am Ortsausgang Richtung Obercarsdorf, schichtet Josef Birno Steine in den Drahtkäfig einer Gabione, die das Gleisbett sichert.

Und oberhalb davon, am Ortsausgang Richtung Obercarsdorf, schichtet Josef Birno Steine in den Drahtkäfig einer Gabione, die das Gleisbett sichert. © Frank Baldauf

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/die-ersten-neuen-gleise-liegen-schon-3441558.html

 

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Ausschreibung für Bimmelbahnbau

sz-online.de | Sachsen im Netz

Wenn die ersten Gleise an der Bimmelbahn verlegt sind, kann die Elektrik eingebaut werden. Dafür wird eine Firma gesucht.

25.06.2016 Von Franz Herz

Dippoldiswalde/Kipsdorf. Derzeit läuft die letzte große Ausschreibung für den Wiederaufbau des oberen Abschnitts der Weißeritztalbahn. Es geht dabei um die Elektrik entlang der Strecke, wie Mirko Froß, Betriebsleiter bei der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft, informierte. Zu den Elektroinstallationen gehören die Signaltechnik, um die Züge zu steuern, die Fernmeldetechnik und die Stromversorgung für die technischen Anlagen entlang der Bahntrasse zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf.

Anfang Juni wurden diese Arbeiten öffentlich ausgeschrieben. Derzeit können interessierte Firmen Angebote abgeben. Im August soll die Entscheidung über den Zuschlag fallen. Im September sollen die Gleisbauer auf verschiedenen Abschnitten dann so weit sein, dass die Elektriker beginnen können. Sie können erst mit ihrer Arbeit anfangen, wenn die anderen Schritte abgeschlossen sind.

Derzeit wird auf der gesamten Strecke zügig gebaut. Die Arbeiter sind aber unterschiedlich weit. Im oberen Abschnitt zwischen Schmiedeberg und Kipsdorf laufen noch die Stützwandbauten zur Weißeritz und zur Bundesstraße hin. Die müssen abgeschlossen sein, ehe der Bau des Gleisbettes beginnen kann. Im unteren Bereich zwischen Dippoldiswalde und Schmiedeberg liegt teilweise schon das Schotterbett, auf das schließlich die Schwellen und Gleise verlegt werden.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/ausschreibung-fuer-bimmelbahnbau-3428241.html

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Wo die Bimmel Wasser zapft

sz-online.de | Sachsen im Netz

Beim Wiederaufbau der Weißeritztalbahn wird auch der Wasserkran in Kipsdorf überholt. Die Bahn hat sogar ihre eigene Quelle.

05.04.2016 Von Franz Herz

mmel Wasser zapft

So sah es vor dem Hochwasserjahr 2002 aus, wenn die Lok in Kipsdorf Wasser aufgefüllt hat.

© Egbert Kamprath

Kipsdorf. Wenn die Bimmelbahn mit einer schönen weißen Wolke aus dem Schornstein durchs Weißeritztal hoch ins Gebirge fährt, dann verdampft dabei eine ganze Menge Wasser. „Drei bis vier Kubikmeter auf der Strecke von Freital bis Kipsdorf“, schätzt Ralf Kempe, Lokführer und Vorsitzender der IG Weißeritztalbahn. Der Wasserverbrauch ist unterschiedlich, je nach Bedarf. Wenn viele Wagen angehängt sind, wird mehr Dampf benötigt, ebenso, wenn im Winter die Heizung läuft oder im Finstern der Generator Strom benötigt, um die Lok und den Zug zu beleuchten. Sie alle benötigen Dampf. Und um den zu erzeugen, muss die Lok einen Wasservorrat dabei haben.

Daher nehmen die Züge in Dippoldiswalde „Zwischenwasser“. In Dipps fasst der Wasserspeicher 40 Kubikmeter. Oben in Kipsdorf wird der Wassertank noch einmal aufgefüllt. „Dort haben wir besonders gutes Wasser“, sagt Kempe. Die Weißeritztalbahn hat eine eigene Quelle. Diese liegt an der Tellkoppe knapp einen halben Kilometer vom Bahnhof Kipsdorf entfernt. Das ist besonders gutes und weiches Wasser. Daher sind kaum Zusätze erforderlich, um das Verkalken der Leitungen zu verhindern. Außerdem hat die eigene Quelle den Vorteil, dass sie keine Rechnungen schreibt. So war es für die Lokführer immer günstig, ihre Vorräte in Kipsdorf aufzufüllen, bis es „rausschwepperte“, wie Kempe erzählt.

Leitung von innen abgedichtet

Diese Wasserversorgung wird im Zuge des Wiederaufbaus der Bahnstrecke auch saniert, wie Mirko Froß informiert, der Betriebsleiter bei der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft. Der sichtbarste Teil davon ist der Wasserkran auf dem Bahnhof. Auch er bekommt eine Generalüberholung. Froß sagt: „Er wird abgestrahlt, erhält einen neuen Anstrich, und defekte Teile werden ausgewechselt.“ Dichtungen beispielsweise werden nach 14 Jahren ohne Nutzung inzwischen spröde sein. Aber die Konstruktion an sich ist weiterhin brauchbar.

Aber auch die restliche Wasserversorgung wird in Ordnung gebracht. Dazu gehört das große Wasserreservoir, das man vom Bahnhof aus am östlichen Hang sieht. Der Wasserbehälter hier hat 50 Kubikmeter Fassungsvermögen. Außen ist eine Anzeige angebracht, wie voll er gerade ist. Die Bahnfahrgäste können vom Bahnsteig aus sogar den Füllstand des Reservoirs ablesen. In früheren Zeiten, wenn mehrere Züge in Kipsdorf angekommen sind, war dieser Vorrat durchaus erforderlich. In trockenen Sommerzeiten konnte es auch vorkommen, dass aus der Quelle etwas weniger Wasser lief, dann mussten die Eisenbahner den Wasserstand sorgsam im Blick behalten.

Talfahrt mit weniger Dampf

Von diesem großen Reservoir führt eine unterirdische Leitung zur Quelle. Auch diese ist in den Wiederaufbau mit einbezogen. Sie bekommt von innen eine neue Beschichtung, damit sie auch in künftigen Jahren dicht hält. An der Quelle selbst befindet sich ebenfalls noch eine Zisterne mit rund 20 Kubikmeter Fassungsvermögen, berichtet Kempe.

Wenn die Züge von Kipsdorf zurück nach Dippoldiswalde und Freital fahren, benötigen sie nicht mehr so viel Dampf, also auch weniger Wasser. „Nur zum Anfahren müssen sie etwas Dampf geben, dann rollt es meistens fast von alleine bis nach Dippoldiswalde“, sagt Kempe. Nur auf dem ebenen Abschnitt zwischen Obercarsdorf und Dippoldiswalde, wo die Bahnstrecke parallel zur B 170 verläuft, reicht das Gefälle allein nicht, und der Lokführer muss Dampf geben.

Die Ansprüche an die Wassertechnik sind hoch. Das Nachfüllen der Lokomotiven muss schnell gehen. Drei Kubikmeter ist ungefähr ein Zehntel des Jahresverbrauchs eines durchschnittlichen Deutschen. Diese Menge muss in kurzer Zeit in den Wassertank eingefüllt werden, damit die Fahrgäste nicht unnötig warten müssen. Daher sprudelt der Wasserkran beim Nachfüllen kräftig. Die Eisenbahnfreunde hoffen, dass er nach Abschluss der Bauarbeiten oft sprudeln wird, weil dann viele Züge auf der Weißeritztalbahn ins Osterzgebirge hoch dampfen.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/wo-die-bimmel-wasser-zapft-3364413.html

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