Wo die Bimmel Wasser zapft

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Beim Wiederaufbau der Weißeritztalbahn wird auch der Wasserkran in Kipsdorf überholt. Die Bahn hat sogar ihre eigene Quelle.

05.04.2016 Von Franz Herz

mmel Wasser zapft

So sah es vor dem Hochwasserjahr 2002 aus, wenn die Lok in Kipsdorf Wasser aufgefüllt hat.

© Egbert Kamprath

Kipsdorf. Wenn die Bimmelbahn mit einer schönen weißen Wolke aus dem Schornstein durchs Weißeritztal hoch ins Gebirge fährt, dann verdampft dabei eine ganze Menge Wasser. „Drei bis vier Kubikmeter auf der Strecke von Freital bis Kipsdorf“, schätzt Ralf Kempe, Lokführer und Vorsitzender der IG Weißeritztalbahn. Der Wasserverbrauch ist unterschiedlich, je nach Bedarf. Wenn viele Wagen angehängt sind, wird mehr Dampf benötigt, ebenso, wenn im Winter die Heizung läuft oder im Finstern der Generator Strom benötigt, um die Lok und den Zug zu beleuchten. Sie alle benötigen Dampf. Und um den zu erzeugen, muss die Lok einen Wasservorrat dabei haben.

Daher nehmen die Züge in Dippoldiswalde „Zwischenwasser“. In Dipps fasst der Wasserspeicher 40 Kubikmeter. Oben in Kipsdorf wird der Wassertank noch einmal aufgefüllt. „Dort haben wir besonders gutes Wasser“, sagt Kempe. Die Weißeritztalbahn hat eine eigene Quelle. Diese liegt an der Tellkoppe knapp einen halben Kilometer vom Bahnhof Kipsdorf entfernt. Das ist besonders gutes und weiches Wasser. Daher sind kaum Zusätze erforderlich, um das Verkalken der Leitungen zu verhindern. Außerdem hat die eigene Quelle den Vorteil, dass sie keine Rechnungen schreibt. So war es für die Lokführer immer günstig, ihre Vorräte in Kipsdorf aufzufüllen, bis es „rausschwepperte“, wie Kempe erzählt.

Leitung von innen abgedichtet

Diese Wasserversorgung wird im Zuge des Wiederaufbaus der Bahnstrecke auch saniert, wie Mirko Froß informiert, der Betriebsleiter bei der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft. Der sichtbarste Teil davon ist der Wasserkran auf dem Bahnhof. Auch er bekommt eine Generalüberholung. Froß sagt: „Er wird abgestrahlt, erhält einen neuen Anstrich, und defekte Teile werden ausgewechselt.“ Dichtungen beispielsweise werden nach 14 Jahren ohne Nutzung inzwischen spröde sein. Aber die Konstruktion an sich ist weiterhin brauchbar.

Aber auch die restliche Wasserversorgung wird in Ordnung gebracht. Dazu gehört das große Wasserreservoir, das man vom Bahnhof aus am östlichen Hang sieht. Der Wasserbehälter hier hat 50 Kubikmeter Fassungsvermögen. Außen ist eine Anzeige angebracht, wie voll er gerade ist. Die Bahnfahrgäste können vom Bahnsteig aus sogar den Füllstand des Reservoirs ablesen. In früheren Zeiten, wenn mehrere Züge in Kipsdorf angekommen sind, war dieser Vorrat durchaus erforderlich. In trockenen Sommerzeiten konnte es auch vorkommen, dass aus der Quelle etwas weniger Wasser lief, dann mussten die Eisenbahner den Wasserstand sorgsam im Blick behalten.

Talfahrt mit weniger Dampf

Von diesem großen Reservoir führt eine unterirdische Leitung zur Quelle. Auch diese ist in den Wiederaufbau mit einbezogen. Sie bekommt von innen eine neue Beschichtung, damit sie auch in künftigen Jahren dicht hält. An der Quelle selbst befindet sich ebenfalls noch eine Zisterne mit rund 20 Kubikmeter Fassungsvermögen, berichtet Kempe.

Wenn die Züge von Kipsdorf zurück nach Dippoldiswalde und Freital fahren, benötigen sie nicht mehr so viel Dampf, also auch weniger Wasser. „Nur zum Anfahren müssen sie etwas Dampf geben, dann rollt es meistens fast von alleine bis nach Dippoldiswalde“, sagt Kempe. Nur auf dem ebenen Abschnitt zwischen Obercarsdorf und Dippoldiswalde, wo die Bahnstrecke parallel zur B 170 verläuft, reicht das Gefälle allein nicht, und der Lokführer muss Dampf geben.

Die Ansprüche an die Wassertechnik sind hoch. Das Nachfüllen der Lokomotiven muss schnell gehen. Drei Kubikmeter ist ungefähr ein Zehntel des Jahresverbrauchs eines durchschnittlichen Deutschen. Diese Menge muss in kurzer Zeit in den Wassertank eingefüllt werden, damit die Fahrgäste nicht unnötig warten müssen. Daher sprudelt der Wasserkran beim Nachfüllen kräftig. Die Eisenbahnfreunde hoffen, dass er nach Abschluss der Bauarbeiten oft sprudeln wird, weil dann viele Züge auf der Weißeritztalbahn ins Osterzgebirge hoch dampfen.

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