Der Dampf reicht nur noch fürs Wochenende

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Donnerstag, 23. Dezember 2010

Von Domokos Szabó

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) will die Weißeritztalbahn nach dem geplanten Wiederaufbau des Abschnitts Dippoldiswalde-Kipsdorf dort nur noch an Wochenenden rollen lassen. „Aufgrund der Kürzungen des Freistaates im Nahverkehr gibt es Überlegungen, den Verkehr ab Dippoldiswalde touristisch auszurichten“, sagte VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen auf SZ-Anfrage. Für mehrere Züge am Tag wie auf dem seit 2008 wieder intakten Abschnitt Freital-Dippoldiswalde reiche das Geld nicht. Stattdessen sprechen Insider von einer Museumsbahn.

Allerdings ist es noch lange nicht klar, ob dieses Modell funktioniert. Für den Wiederaufbau des Abschnitts ist zwar im gerade beschlossenen Landeshaushalt genug Geld eingeplant. 2011 und 2012 sind es jeweils zwei Millionen Euro. „Weiterhin gibt es mehr als zehn Millionen Euro aus dem Fonds Aufbauhilfe. Insgesamt stehen also für den zweiten Bauabschnitt rund 14 Millionen Euro zur Verfügung“, sagt Isabel Siebert, Sprecherin von Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP).

Fördermittel in Gefahr

Nur ist damit der laufende Betrieb ab Dippoldiswalde noch nicht abgesichert. Dafür sollte die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) als Bahnbetreiberin zusätzlich 1,3Millionen Euro pro Jahr bekommen. Zum Vergleich: Für den Abschnitt Freital-Dippoldiswalde gibt es 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Voraussetzung dafür ist, dass die Züge im öffentlichen Personennahverkehr rollen. Das bedeutet unter anderem regelmäßige, tägliche Fahrten. Zwischen Freital und Dippoldiswalde ist das in der Tat der Fall. Tag für Tag fährt ein Zug sechsmal von Freital nach Dippoldiswalde und zurück.

Das ist denn auch der springende Punkt. Es liegt der Schluss nahe, dass für eine Museumsbahn keine Nahverkehrsmittel überwiesen werden. Und wenn die Finanzierung des Betriebs nicht abgesichert ist, gäbe es auch keine Fördermittel für den Wiederaufbau. VVO-Chef Ehlen sagt dazu: „Wir sind im Gespräch mit dem Wirtschaftsministerium. Eine Entscheidung zu dieser Frage steht an.“

Der VVO hat großes Interesse an einer klaren Ansage aus dem Ministerium. Schließlich könnten und sollten demnächst erste Aufträge für den weiteren Wiederaufbau vergeben werden. Laut der bisherigen Sprachregelung kommt der zweite Abschnitt dran, wenn der erste abgerechnet ist. Nun ist diese Abrechnung offenbar in den letzten Zügen. Nachdem die Oberfinanzdirektion Chemnitz und die Landesdirektion Dresden mit ihren Prüfungen fertig sind, kann jetzt die SDG Stellung nehmen. Dann gibt es einen abschließenden Förderbescheid für die Strecke Freital-Dippoldiswalde. Spätestens im Frühjahr könnte die Planung ab Dipps vorangetrieben werden.

Ministerium hält sich zurück

Daran dürfte Wirtschaftsminister Morlok Gefallen finden. Denn: „Die Staatsregierung bekennt sich trotz knapper Kassen zum Wiederaufbau der Weißeritztalbahn“, versichert seine Sprecherin Siebert. Über Detailfragen möchte aber niemand reden. Zuerst müsse besagte Abrechnung vorliegen, heißt es. „Gleichzeitig sollte nun zeitnah der Verkehrsverbund Oberelbe – als Aufgabenträger gemeinsam mit Landkreis und dem Betreiber der Bahn – ein tragfähiges Konzept für den Betrieb vorlegen“, sagt die Sprecherin. Ob das ein Seitenhieb gegen die Museumsbahn-Idee ist?

Für die Interessengemeinschaft Weißeritztalbahn jedenfalls ist das keine Verhandlungssache. Die ehrenamtlichen Bimmel-Förderer fordern einen einheitlichen Betrieb – von Freital bis Kipsdorf. Andernfalls, droht IG-Chef Ralph Kempe, werde er sein Engagement für die Bahn aufgeben.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2645239

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