Fährt die Kleinbahn nur acht Tage im Jahr bis Kipsdorf?

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Dienstag, 15. November 2011

Von Mandy Schaks

Geld für den Wiederaufbau des zweiten Abschnittes ist da. Doch für regelmäßigen Betrieb auf der Strecke reichen die Mittel nicht.

Es ist wieder einmal still geworden um die Weißeritztalbahn. Seit Ende 2008 dampft sie zwar zwischen Freital-Hainsberg und Dippoldiswalde, aber auch neun Jahre nach der Flut gibt es zum zweiten Bauabschnitt bis Kurort Kipsdorf mehr Fragen als Antworten.

Die Vorplanung, die seit Mitte August für das rund elf Kilometer lange Teilstück aktualisiert werden soll, ist laut sächsischem Wirtschaftsministerium fertig. Diese müsse nun noch zwischen den verschiedenen Stellen abgestimmt werden, heißt es aus Dresden.

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), der die Züge bestellen muss und mitzureden hat, kannte bis vor wenigen Tagen diese Grundlagenplanungen noch nicht, wie VVO-Sprecher Christian Schlemper sagte. Es sind aber alle gespannt darauf. „Denn dann hängt auch ein Preisschild dran“, so Schlemper.

Warten auf die Kostenschätzung

Für den zweiten Bauabschnitt stehen 15 Millionen Euro zur Verfügung, davon noch elf Millionen aus dem Fluthilfefonds. Ob diese Summe aber ausreicht, lässt sich erst abschätzen, wenn die Unterlagen auf dem Tisch liegen. Nach den Vorplanungen aus dem Jahre 2005 müsste der Wiederaufbau damit zu bestreiten sein, sagen Insider. Aber Bauvorhaben entwickeln gelegentlich eine eigene Dynamik, wie sich auch beim ersten Bauabschnitt auf der Strecke von Freital nach Dipps zeigte. Der Wiederaufbau kostete am Ende rund 22,5Millionen Euro – und damit drei Millionen mehr als geplant. Wer wie dafür aufkommt, ist nach wie vor offen.

Umso genauer werden die Geldgeber hinschauen, wenn es um den zweiten Abschnitt geht. Es ist die alles entscheidende Frage, die Schlemper so formuliert: „Wenn das Preisschild bekannt ist, sagt dann das Wirtschaftsministerium noch, es wird gebaut oder die Bahn fährt nur bis Dipps?“. Momentan glaubt zwar kaum einer, dass der Weiterbau bis Kipsdorf vielleicht noch aus Kostengründen gestrichen werden könnte. Denn Politiker sind auch gewählt worden für das Versprechen, dass die Bahn wieder fährt – so wie es der Wunsch vieler Bahn-Fans und Menschen aus der Region ist.

Nicht zu Lasten vom Nahverkehr

Wenn sie aber wieder bis ins Gebirge rollt, wird sie nach jetzigen Erkenntnissen allerdings nicht allzu oft zu sehen und zu hören sein. Wie Schlemper sagt, verhandelt der VVO zurzeit mit dem Bahnbetreiber, der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft mbH (SDG), über das Angebot. Demnach könnte die Bimmelbahn nur noch an acht Tagen im Jahr bis Kipsdorf fahren – aus finanziellen Gründen.

Für den täglichen Verkehr auf der Strecke der Weißeritztalbahn bis Kipsdorf sind zusätzlich 1,3 Millionen Euro pro Jahr nötig. Die Chancen, dass der Freistaat diese Mittel extra noch zur Verfügung stellt, sind schlecht. „Dahinter steht ein Riesenfragezeichen“, sagt Schlemper vor dem Hintergrund, dass es schon zu Jahresbeginn Kürzungen vom Freistaat gab und die Einsparpotenziale beim VVO aufgebraucht sind.

95Prozent des Jahresbudgets vom VVO von rund 100 Millionen Euro werden für den regulären öffentlichen Zugverkehr benötigt. „Wenn wir die zusätzlichen Mittel, die wir für die Weißeritztalbahn bis Kipsdorf brauchen, selbst schultern müssten, hieße das, im regulären Nahverkehr Abstriche zu machen“, erklärt Schlemper das Problem. Und das könne nicht der Fall sein für eine Bahn, die vor allem für Touristen fährt.
Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2913097

 

Der Preis darf nicht zu hoch werden

Mandy Schaks über den Wiederaufbau der Weißeritztalbahn

Es ist noch nicht das letzte Wort gesprochen, aber es zeichnet sich ab: Die flutzerstörte Weißeritztalbahn wiederaufzubauen, war ein schweres Stück. Der zweite Abschnitt von Dippoldiswalde bis Kipsdorf steht ja immer noch aus. Aber das vielleicht schwerere Stück kommt erst noch – die Bahn auch fahren zu lassen. Und zwar so, dass sich den Fahrplan noch jeder halbwegs Interessierte merken kann. Sonst muss sich keiner wundern, wenn es mit dem Einsteigen und Mitfahren nicht klappt. Und die Bimmel muss auch so fahren, dass bei aller Sympathie für die alte, schnaufende Dame die Kosten noch in einem anständigen Verhältnis zum Nutzen stehen.

Das ist momentan leider nicht zu erkennen. Wenn es so kommen sollte, wie zurzeit diskutiert wird, steht das Verhältnis auf dem Kopf. Es wäre nicht angemessen, 15Millionen Euro, vielleicht sogar mehr an Steuergeldern für den Wiederaufbau auszugeben und dann die Züge nur achtmal im Jahr fahren zu lassen. Das kann niemand wollen – kein Bahn-Fan und erst recht kein Steuerzahler.

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