Weißeritztalbahn rollt 2014 bis Kipsdorf

Von Matthias Weigel und Ines Mallek-Klein

Sachsen gibt vier Millionen Euro für den Weiterbau. Dabei fehlt ein Konzept für regelmäßige Fahrten noch.

Die Weißeritztalbahn wird weiter gebaut. Die Landesregierung hat gestern einen entsprechenden Beschluss gefasst. Bereits 2014 könnten die ersten Bahnen über das neue Gleis von Dipps nach Kipsdorf rollen, sagte Verkehrsminister Sven Morlok (FDP). 15,2 Millionen Euro sind für den Wiederaufbau der Bahnstrecke veranschlagt, die beim Augusthochwasser 2002 zerstört wurde. Vier Millionen davon stehen im sächsischen Landeshaushalt seit 2011 bereit.

Die verbliebenen rund elf Millionen Euro kommen aus der Fluthilfe. „Nach einem langen Weg mit scheinbar unüberwindbaren Hürden ist der Beschluss wie ein Geschenk für alle, die die Hoffnung auf den Zielbahnhof Kipsdorf nie aufgegeben haben“, kommentiert die Landtagsabgeordnete Andrea Dombois (CDU).

Allerdings ist nicht viel mehr geklärt als Finanzierung und politischer Wille. Ein Betreiberkonzept gibt es für die Strecke noch nicht. Es sei ja noch Zeit, bis die ersten Züge rollen, sagt der Minister. Der Betreiber, die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG), mit der jetzt ein Vertrag für die Planung und den Bau geschlossen werden soll, hat immerhin schon einmal durchgerechnet. Sie hält Fahrten an vier Wochenenden im Jahr für finanzierbar, mehr nicht. Es sei denn, das Land erhöht seinen Zuschuss deutlich. Er liegt bei derzeit 2,3 Millionen für den Betrieb der 2008 wiederaufgebauten Strecke von Freital nach Dippoldiswalde als Nahverkehrsstrecke. Bis Kipsdorf kämen aber noch einmal 11,3 Kilometer dazu. Acht Fahrtage im Jahr, „das ist nicht akzeptabel, und das ist auch nicht das, was die Region erwartet“, sagt Morlok.

Museumsähnlicher Betrieb

SDG-Chef Roland Richter begrüßt die sichergestellte Finanzierung, ist aber überrascht von den kritischen Tönen zum – längst angekündigten – „museumsähnlichen“ Betrieb mit Eventcharakter. Immerhin ist es Morloks Ministerium, das im Nahverkehr Gelder kürzt. Richter sieht unter diesen Vorzeichen und ob der Fahrgastprognosen für dauerhaften Linienverkehr der Bimmel bis Kipsdorf wenig Potenzial. „Wir können und wollen ja keine leeren Züge fahren lassen“, sagt er. Außerdem wären nötige Investitionen in zusätzliche Loks und Wagen kaum umzusetzen.

Wenn der Minister aber realisierbare Vorschläge zum wirtschaftlichen Betrieb der Strecke habe, so sei die SDG natürlich dafür offen, sagt Richter. Vom Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hieß es, dass derzeit tatsächlich nur ein touristisches Fahrplankonzept im Entwurf existiere. Mit der SDG liefen die Gespräche zum Fahrplan aber weiter.

Bei der IG Weißeritztalbahn geht man aus den Erfahrungen der Vergangenheit skeptisch mit Verlautbarungen der Politik um. Schließlich gab es schon offizielle Spatenstiche im ersten Abschnitt, ohne dass sich in Folgejahren auch nur ein Bagger drehte. So ist auch jetzt wieder viel Zeit verstrichen. „Wir freuen uns, wenn es zügig losgeht und hoffen, dass nicht erst im Dezember 2014 die Bauarbeiten enden“, sagt IG-Chef Ralf Kempe. Die Region, die vom Tourismus lebt, warte schließlich sehnsüchtig auf die Bahn und die Gäste.

SDG-Chef Richter dämpft aber die Erwartungen auf einen raschen Beginn. „Es gibt Fristen für die Umsetzung. Deren Einhaltung ist schon allein ob der Verwendung von Steuergeldern strengstens geboten“, sagt er . Kritisch sieht Kempe auch die Museumsbahn. Bei den Kürzungen sei noch ein Museum mehr kaum finanzierbar. Tourismus sei aber auch eine Art Nahverkehr, deswegen gehöre da die Bimmel hin. Morlok müsse nur dem VVO nicht ständig etwas wegkürzen, dann funktioniere es auch. „Über die Zahl der Züge kann man sicher diskutieren“, sagt Kempe.

Weniger, dafür aber komplett

Landrat Michael Geisler (CDU) hat die frohe Kunde aus Dresden positiv aufgenommen. „Das versteht sich vor dem zehnten Jahrestag der Flut ja fast von selbst“, sagte er. Geisler freute sich, dass nach so langer Zeit den Worten endlich Taten folgen sollen. „Ich bin dankbar, dass man sich von all den Bedenken gelöst hat.“ Jetzt könne alles gut werden. Der Teufel stecke allerdings im Detail – weswegen Geisler auch einen Spatenstich ablehnt.

Für den Betrieb hält Geisler an seinen Aussagen fest, wonach ein Museumsbahnbetrieb für ihn nicht zielführend sei. Da zusätzliche Gelder für den Nahverkehr kaum zu erhoffen sind, schlägt er stattdessen vor, mit dem jetzigen Budget den Betrieb für die Gesamtstrecke zu realisieren. Dafür sollten zwischen Freital und Dipps unrentable Fahrten und solche außerhalb der Saison gestrichen werden. Wie und ob das – auch ohne größere Preiserhöhungen – im Einzelnen umzusetzen ist, müssten jetzt die Fachleute bei SDG und VVO austüfteln.

Quelle-Sächsische Zeitung: Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2976699

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