Kohle für die Bimmel

Von Peter Redlich, Matthias Weigel, Mandy Schaks

Ein Grundsatzbeschluss für die Finanzierung der Schmalspurbahnen ist gefasst. Um den Betrieb der Bimmel gibt’s noch Streit.

Ein guter Tag für alle Schmalspurbahnfreunde. Jedenfalls liest sich so die Eilmeldung, die CDU und FDP gestern Nachmittag aus dem Landtag schickten. „Die Zuschüsse für den Betrieb der sächsischen Schmalspurbahnen sind langfristig gesichert“, heißt es darin. Der Landtag habe einen Antrag von CDU und FDP beschlossen, wonach die Staatsregierung ein neues Finanzierungsmodell erarbeiten soll, das dauerhaft für Planungssicherheit bei den Betreibern sorgt. Davon profitieren in Sachsen die Döllnitz-, Fichtelberg-, Lößnitzgrund-, Weißeritztal- und Zittauer Schmalspurbahn.

Geprüft werden soll auch, wie man die Betreiber bei Instandhaltung und Wartung am Schienennetz und der Fahrzeugtechnik unterstützen kann. Man wolle die Bahnen nicht mehr stiefmütterlich behandeln, sondern klar in das Paket des öffentlichen Nahverkehrs einordnen, sagt Ines Springer, verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion.

Roland Richter, Geschäftsführer der Sächsischen Dampeisenbahngesellschaft (SDG) mit Lößnitzgrundbahn, Weißeritztalbahn und Fichtelbergbahn, bekommt derzeit rund zwei Millionen Euro für jede der Bahnen, um sie übers Jahr betreiben zu können. Zusammen mit den Fahrgasteinnahmen sei das machbar, sagt der SDG-Geschäftsführer, der Wert darauf legt, dass an diesen Zahlen nicht gerüttelt werde. Auch ist ihm wichtig, dass die Schmalspurbahnen weiterhin als Verkehrsmittel im öffentlichen Nahverkehr gelten, wie die Weißeritztalbahn, weil es dafür auch Bundesmittel gibt.

Ein Vertrag, den ein Betreiber der Bahnen hat, geht immer über mehrere Jahre. „Wir brauchen die Planungssicherheit“, sagt Richter.

Aufgehorcht hat er bei den Formulierungen zum Thema Instandhaltung und Wartung, wo der Satz steht: Insbesondere die Einrichtung einer gemeinsamen sächsischen Werkstatt für Instandhaltungsleistungen soll geprüft werden, um die Kosten der bislang sehr teuren Wartung außerhalb Sachsens deutlich zu verringern.

Werkstatt restlos ausgelastet

Richter: „Wir haben zwar für unsere Bahnen Werkstätten in Oberwiesenthal für die Loks und in Marienberg für die Wagenhauptuntersuchungen. Aber die sind restlos ausgelastet.“ Im Notfall müssten Loks dann beispielsweise in Thüringen repariert werden.

Nicht zuletzt sind direkt an der Strecke kleinere Werkstätten für die Bahnbetreiber wichtig. Der Lokschuppen in Radebeul-Ost wie auch die Werkstatt der Weißeritztalbahn in Freital-Hainsberg seien baulich in einem Zustand, der dringend verbessert werden muss. Richter: „Wenn wir dafür Geld bekommen, wäre das gut.“

Die Landespolitiker stellen allerdings auch Forderungen. So etwa, dass die Werbung und das Marketing, um Touristen für die Bahnfahrt zu gewinnen, mehr als bisher vernetzt wird. 130 Jahre Schmalspurbahn in Sachsen, das dichteste Netz solcher Bahnen in Deutschland, sei ein touristisches Erfolgsmodell, sagt die CDU, welches mehr Unterstützung verdiene.

Keine Museumsbahn

Erst kürzlich hatte die Landesregierung grünes Licht für den Wiederaufbau des zweiten Abschnitts der Weißeritztalbahn zwischen Dipps und Kipsdorf gegeben. Insgesamt stehen rund 15Millionen Euro zur Verfügung. Ein Konzept, wie der Betrieb auf der Strecke aussehen soll, ist aber offen.

Norbert Bläsner, Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender der FDP, fand gestern eindeutige Worte: „Der Freistaat hat alles dafür getan, dass die Weißeritztalbahn wieder auf der gesamten Strecke zu einer touristischen Attraktion wird. Nun müssen Verkehrsverbund Oberelbe und SDG ein tragfähiges Konzept für den Betrieb bis Kurort Kipsdorf vorlegen.“ Einen reinen Museumsbetrieb mit Fahrten an vier Wochenenden im Jahr, wie ihn die SDG bislang für finanzierbar hält, will die FDP nicht akzeptieren.

Das steht auch für die CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Dombois außer Frage. „Wir geben doch nicht 15Millionen Euro aus für acht Tage“, sagte sie. Es werde ein Konzept geben, das nachvollziehbar ist. Da seien nun alle Seiten gefragt. „Es gibt kein Zurück mehr.“

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