Die ersten Wanderer im Rabenauer Grund

sz-online.de | Sachsen im Netz
13.12.2013 Von Marleen Hollenbach

Sechs Monate nach dem Hochwasser ist der Weg zwischen Freital und Rabenau wieder frei. Das Warten hat sich gelohnt.

 

n Wanderer im Rabenauer Grund
Der Forstbezirk Bärenfels lud gestern zur ersten Wanderung nach dem Hochwasser ein. Dank des milden Wetters gelang es, den Weg noch in diesem Jahr freizugeben. Foto: K.-L. Oberthür

Die kleine Gruppe setzt sich in Bewegung. Langsam schreiten sie den Pfad entlang. Dann werden ihre Schritte größer. Wanderfreunde, Forstleute, Schüler – sie alle sind die Ersten, die den Wanderweg im Rabenauer Grund wieder nutzen können. Mit Mützen und Handschuhen schützen sie sich vor der Kälte. Wolfram Gläser, Chef des Forstbezirks Bärenfels führt die Gruppe an. Er schaut zum Himmel. Dort kämpft sich die Sonne durch dicke Nebelschwaden. „Das Wetter ist unser Freund“, sagt er.

An der Spitze der Wandergruppe haben sich sechs Schüler versammelt. Die Fünftklässler der Best-Sabel Schule Freital wollten mit eigenen Augen sehen, wie es im Rabenauer Grund aussieht. Skeptisch blicken sie auf die Bagger, die so an der Seite stehen, als wären sie gestern noch im Einsatz gewesen. Möglich ist das schon. Schließlich erklärte der Forst den ersten Bauabschnitt erst am Donnerstag für abgeschlossen. Auch Uwe Meier sind die Bagger nicht entgangen. Der Schulleiter erklärt den Fünftklässlern, warum die Bauarbeiten im Rabenauer Grund notwendig waren, zeigt ihnen, an welchen Stellen noch deutlich sichtbar ist, welche enormen Schäden die Rote Weißeritz im vergangenen Juni hinterlassen hat. Über den schnellen Wiederaufbau freut sich der Schulleiter. „Der Weg liegt ja quasi vor der Haustür, wird von uns für zahlreiche Projekte genutzt“, sagt er. Sogar ihre Hilfe beim Wiederaufbau haben die Schüler angeboten. Im kommenden Jahr werden sie jetzt bei der Bepflanzung der Hänge mit dabei sein.

Über so viel Engagement ist Forstchef Wolfram Gläser mehr als erfreut. An der Stelle, wo einst die Schutzhütte stand, hält er die Wandergruppe an, richtet ein paar Worte an die Gäste. Zu ihm hat sich auch Rabenaus Bürgermeister Thomas Paul (CDU) gesellt. Er dankt dem Forstchef für die „super Zusammenarbeit“. Versöhnlich klingen seine Worte. Dabei hatte es hinter den Kulissen gebrodelt. Einig war man sich nicht immer. Vor allem nicht darüber, wer eigentlich für den Rabenauer Grund verantwortlich ist. Jetzt, sechs Monate nach dem Hochwasser, tritt diese Frage in den Hintergrund. Das Ergebnis zählt. „Ich bin froh darüber, dass der Forst den Hut aufgesetzt hat und voran geschritten ist“, sagt Thomas Paul. Beide, Forst und die Stadt Rabenau, wünschen sich nun, dass das Wasser der Roten Weißeritz so schnell keinen Schaden am Wanderweg mehr anrichtet.

Das hofft auch Gästeführerin Christa Rödig. Kalt ist ihr nach dem langen Stopp. Sie zieht es weiter. Schließlich ist sie schon gespannt, wie der Weg aussieht. „Bis jetzt bin ich mit dem Untergrund sehr zufrieden. Hier kann man wieder problemlos wandern“, resümiert sie. Es war kein leichtes Jahr für Christa Rödig. Unter der Sperrung des Weges hat sie sehr gelitten. „Ich musste ja fast alle meine Wanderungen absagen“, erklärt sie. Der Rabenauer Grund sei nun einmal die Hauptattraktion und der Abschnitt zwischen Freital-Coßmannsdorf und der Rabenauer Mühle am meisten gefragt. „Ich bin froh, dass der Weg jetzt endlich wieder frei ist und hoffe, dass uns auch die Bauarbeiten im kommenden Jahr nicht zu sehr beeinträchtigen“, sagt Christa Rödig. Dann bleibt sie stehen. Erst ist nur ein Schnaufen zu hören und weißer Rauch zu sehen. Dann dampft die Weißeritztalbahn heran, fährt über eine Brücke, die den Wanderweg kreuzt. Ein tolles Bild, wie Christa Rödig meint. Die Gästeführerin ist nicht die Einzige, der das Hochwasser das Geschäft verdorben hat. Auch bei der IG Weißeritztalbahn dürfte man sich sehr darüber freuen, dass der Weg wieder offen ist. Zwar fuhr die Bahn gleich nach dem Hochwasser, aber weil der Wanderweg fehlte, sanken die Besucherzahlen. Von über zehn Prozent Verlust ist die Rede.

Nach zwei Stunden hat die Gruppe ihr Ziel erreicht: Die Rabenauer Mühle. Hier könnten sie eigentlich einkehren, doch die Wandergaststätte ist zu. „Wir haben sie dieses Jahr schon früh schließen müssen, weil die Gäste fehlten“, erklärt Betreiberin Annette Schumann. Dass der Weg wieder frei ist, sorgt bei ihr für Erleichterung. Vor allem die Hotelgäste profitieren im Winter davon. Mit der Wiedereröffnung des Weges sind aber auch die Weichen für eine gute Saison im kommenden Jahr gestellt.

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