Großbaustelle Rabenauer Grund

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Ein Jahr nach dem Hochwasser läuft die Reparatur der Schäden. Und es wird auch etwas gegen neue Fluten getan.

07.10.2014 Von Matthias Weigel

Während oben die Bimmel über die Brücke dampft, knüpft unten ein Bauarbeiter der Firma Hartmann aus Rechenberg-Bienenmühle Bewehrungsstahl zusammen. Das Hochwasser im Juni 2013 hat im Rabenauer Grund einigen Schaden angerichtet. Zwar konnte die Kleinbahn nach Beräumung und provisorischen Reparaturen bald wieder fahren. Und auch der gesperrte Wanderweg wurde vom Forst Ende 2013 provisorisch wiederhergestellt. Die große Reparatur aber blieb offen. Nach aufwendigem Genehmigungsverfahren wird seit September nun im Grund gewerkelt. Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) und der Sachsenforst haben sich dafür zusammengetan, um die Wanderer nicht doppelt zu belasten oder sich gegenseitig zu blockieren. Die Investitionen 2013/14 belaufen sich zusammengenommen auf gut 1,05 Millionen Euro – das meiste davon Fluthilfemittel des Freistaats. Die SZ hat sich die Baustellen angeschaut.

Ufer auf gesamter Länge befestigt

An vielen Stellen im Grund – insgesamt auf rund einem Drittel der Strecke – sind die Uferbereiche mit Steinen neu befestigt und ausgespülte Böschungen wieder gesichert worden. Gut die Hälfte hatte man bereits 2013 mit erledigt. Wegen der Schutzzeit musste der Rest der Arbeiten im Fluss nun bis Ende September fertig werden. Jetzt schließt sich der Wegebau bis Ende Oktober an. Insgesamt liegt man gut im Zeitplan. Der Weg bleibt dabei offen.

Je nach Witterung und Baufortschritt wird sich Ende Oktober eine etwa dreitätige Sperrung aber nicht vermeiden lassen, um die neue Wegedecke aus feinem Schotter aufzubringen. Damit wäre die Baumaßnahme dann abgeschlossen. „Wir werden die Sperrzeit rechtzeitig bekannt geben“, sagt Forstbezirkschef Wolfram Gläser. Die Maschine brauche aber die ganze Breite und man wolle ein gutes Ergebnis, was auch den Ausflüglern recht sein sollte.

Die zeigen sich laut Baufirma bisher interessiert und verständnisvoll. Ein paar Unbelehrbare, die zwischen Baggern hindurchstaken oder nicht vom Rad absteigen, gebe es immer. Auch störten sich Wanderer an den kahlen Stellen nach dem Uferbau. Die Natur hole sich das aber schnell wieder zurück und in ein paar Monaten sei alles wieder grün, heißt es vom Forst.

Stützwand in Enso-Kurve errichtet

Größte Einzelbaustelle ist derzeit der Bereich an der Brücke 8, dort, wo die Weißeritz einen großen Bogen macht und früher auch die Enso-Hütte stand. Hier hatte das Hochwasser am meisten Kraft entwickelt und gewütet, den Weg bis auf den Felsen weggespült. 2013 errichtete man zunächst eine provisorische Wegeführung. Jetzt ist diese aus dem Flussbereich zurückgebaut und der Weg an de Hang verlegt. Kurve und Flussprofil wurden aufgeweitet. Für den Schutz der Brücke wird außerdem eine neue, hohe Schutzwand aus Steinen im Kurvenbereich errichtet und am Widerlager eine Fundamentwand aus Stahlbeton errichtet. Nach dem abschließenden Wegebau kommt an der früheren Engstelle künftig auch ein Feuerwehr- oder Krankenauto durch, betont Gläser.

Die vom Hochwasser schwer beschädigte Enso-Hütte auf dem Energielehrpfad wird bis Ende Oktober ersetzt und bekommt einen neuen Standort. Rund 15 000 Euro lässt sich das der Energieversorger kosten. Stehen wird der Rastplatz künftig am „Pferdedump“ unterhalb der Arthur-Lohse-Brücke. Der Platz ist sicher, liegt höher – und außerdem viel romantischer in einer bewaldeten Ausbuchtung und dennoch direkt an der Weißeritz.

Alle Brücken der Bimmel gesichert

Geprüft und repariert werden auch alle 15Brücken der SDG. Dort geht es vorwiegend um den Schutz der Widerlager vor dem Ausspülen. Große Steine sind angebracht und weggespülte ersetzt worden. Außerdem wird an der Einmündung des Oelsabachs eine 1,5 Meter tiefe Unterspülung an einem Brückenfundament repariert und gesichert, erklärt Betriebsleiter Mirko Froß. Die Bahn ist aber derzeit trotz der Arbeiten in Betrieb. Erst im November will die SDG dann wohl drei Wochen die Strecke sperren und Schäden am Gleisbett endgültig reparieren, restlichen Schlamm beräumen sowie reguläre Instandhaltungen ausführen. Die Arbeiten finden allerdings von einem Bauzug aus statt und berühren den Wanderweg nicht. Der reguläre Zugverkehr ist aber eingestellt.

Semmelsteigbrücke kommt höher

Was bleibt, ist am Ende ein Bauvorhaben an der Semmelsteigbrücke. Es war die Einzige, die 2013 überflutet wurde, wenn auch nur leicht. Ein angespülter Baumstamm hätte aber Schlimmeres anrichten können. Deswegen soll die Fußgängerbrücke einen halben Meter höher gesetzt werden. Die Planung ist fertig und die Genehmigung läuft. Je nach Fortschritt könnte das noch 2014 abgeschlossen werden. Insgesamt will man dann im Grund eine Situation haben, dass ein Hochwasser, wie das von 2013, ohne größere Probleme abgeht. Da im Oberlauf vor der Talsperre Malter auch Zuflüsse neu reguliert wurden, hoffen jedoch alle, dass es so schnell nicht wieder so weit oder gar schlimmer kommt und die Malter nicht unkontrolliert überläuft.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/grossbaustelle-rabenauer-grund-2944495.html

Kommentar:

Drei Tage Sperrung sind zu verkraften

über die Bauarbeiten im Rabenauer Grund

07.10.2014 Von Matthias Weigel

 Sperrung sind zu verkraften

Der Rabenauer Grund gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Region. Als nach dem Hochwasser im Juni 2103 die Strecke aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde, war das schmerzlich. Aber wohl unvermeidlich. Der Weg war ja stellenweise weg. Etliche ließen sich aber auch davon nicht aufhalten und gingen trotzdem in „ihren“ Grund – teils mit waghalsigen Manövern, zuweilen gar mit Rad oder Kinderwagen, um über Geröll und Felsen zu kommen.

Seit Dezember nun war er als Provisorium wieder offen. Und jetzt läuft die endgültige Schadensbeseitigung. Für den Forst, der sich normalerweise um andere Sachen als um touristische Highlights kümmert, ist das Hochwasser und seinen Folgen ein Kraftakt. Dass er den Wiederaufbau trotz allem Gegenwind, aller Bürokratie und allen Aufwands angeht, muss man ihm anerkennen – auch wenn es für viele selbstverständlich scheint. Und in ein paar Wochen haben die Ausflügler dann wieder freien Lauf, als wäre nichts gewesen. Die paar Beeinträchtigungen und auch das Hochwasser sind dann schnell wieder vergessen.

Wenigstens die drei Tage nötige Sperrung sollten dann aber alle akzeptieren und allen Wagemut unterlassen, selbst die Unbelehrbaren. Schließlich geht es nicht um Schikane. Sondern um Sicherheit und ein Ergebnis, über das sich am Ende alle dauerhaft freuen sollen.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/drei-tage-sperrung-sind-zu-verkraften-2944493.html

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