Weißeritztalbahn holt auf

Sächsische Zeitung

26.02.2015

Der Wiederaufbau läuft. Und die Zahl der Fahrgäste wächst. Aber reicht das Geld für tägliche Fahrten bis Kipsdorf?

25.02.2015 Von Franz Herz

Die Weißeritztalbahn ist an einem Wendepunkt. Sie hat im vergangenen Jahr den Verlust an Fahrgästen wieder aufgeholt, den sie im Hochwasserjahr 2013 erlitten hatte. Rund 150 000 Menschen sind im letzten Jahr mit der Bimmel gefahren. Das ist eine Steigerung um 17 000 gegenüber 2013 und entspricht fast wieder der Passagierzahl des Jahres 2012, als die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft noch 154 000 Fahrgäste gezählt hatte. Mirko Froß, Betriebsleiter der Weißeritztalbahn, sagte dazu gestern auf einer Pressekonferenz: „Ich bin froh, dass wir den Trend der früheren Jahre umkehren konnten.“

Der Aufwärtstrend soll in diesem Jahr noch Geschwindigkeit aufnehmen. Denn bis Ende des Jahres soll die Strecke wieder bis nach Kipsdorf aufgebaut sein. Bautechnisch sind die notwendigen Vorbereitungen alle am Laufen. Die entscheidende Frage für die Zeit danach steht aber immer noch offen: Wie viele Züge fahren auf der wiederhergestellten Strecke?

Dazu halten sich die Verantwortlichen bisher völlig bedeckt. „Wir sind dazu schon seit Längerem mit dem Verkehrsverbund in Gesprächen“, sagt Froß. „Die Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Es ist alles eine Frage der Finanzierung.“ Denn der Finanzbedarf der Bahnstrecke endet nicht mit dem fertigen Wiederaufbau. Auch der laufende Betrieb ist auf einen Zuschuss angewiesen.

Technisch können auf der Strecke von Freital bis Kipsdorf vier Züge gleichzeitig unterwegs sein. Doch das wird nur zu bestimmten Höhepunkten ausgereizt, wie zum Schmalspurbahnfestival, das wieder für den 18. und 19. Juli 2015 geplant ist, oder zum Kleinbahnadvent.

Die Überlegungen für den Alltag sehen ganz anders aus. Hier lauten die Fragen: Wird überhaupt jeden Tag ein Zug bis nach Kipsdorf fahren? Oder werden von den jetzigen Zugverbindungen einige gestrichen, damit die Mittel reichen, um die verbleibenden Zugpaare bis Kipsdorf fahren zu lassen? Jetzt rollen sechs Zugpaare täglich bis Dippoldiswalde. Werden das künftig weniger sein? Die Antworten darauf stehen noch aus.

„Es kann sein, dass täglich bis Kipsdorf gefahren wird. Das ist aber eine Frage des Geldes. Wenn das nicht reicht, kann es ausgewählte Verkehrstage geben“, sagte Froß. Das klingt nach einem reinen Wochenend­ und Ferienbetrieb. Denn welche Verkehrstage sollten sonst ausgewählt werden?

Auch Gabriele Clauss, Marketingleiterin beim Verkehrsverbund Oberelbe, hält sich zu dieser Frage zurück und verweist auf die laufenden Gespräche. Der Verkehrsverbund bestellt die Züge und stellt auch die erforderlichen Mittel dafür bereit. Clauss sagt: „Wir sitzen dabei auch wie auf heißen Kohlen. Denn wir wollen die Strecke vermarkten, und dazu müssen wir den Fahrplan kennen.“

Radfahrer auf die Bahn holen

Für die Vermarktung gibt es schon Pläne. Dazu arbeiten die Dampfeisenbahngesellschaft und der Verkehrsverbund mit dem Tourismusverband Erzgebirge zusammen. Dessen Mitarbeiterin Silvia Wiltzsch bestätigt, dass sie an einer gemeinsamen Wanderund Fahrradkarte arbeiten. Die soll zur Wiedereröffnung des oberen Bahnabschnitts herausgebracht werden. Und das wird Ende dieses Jahres erwartet.

Denn vor allem die Möglichkeit zu kombinierten Bahn­ und Fahrradtouren wollen die Bahner stärker bekannt machen. Hier hat die Weißeritztalbahn noch großen Nachholbedarf. Auf der Schmalspurbahn im Lößnitzgrund ist einer von hundert Fahrgästen mit dem Drahtesel unterwegs, im Weißeritztal ist es nur einer von tausend. „Wir haben die Packwagen. Davon bietet jeder Platz für 30 Fahrräder. Das wollen wir besser nutzen“, sagt Froß.

Um diese Möglichkeiten ganz auszuschöpfen, müsste allerdings das Radwegenetz links und rechts der Bahn ausgebaut werden. Vor allem an der Talsperre Malter sind noch Lücken offen, wie Ralf Kempe von der Interessengemeinschaft Weißeritztalbahn bedauert. Entlang der Weißeritztalbahn bleibt also noch viel Arbeit, um sie zu der Attraktion zu machen, die sich viele wünschen.

Artikel­URL: http://www.sz­online.de/nachrichten/weisseritztalbahn­holt­auf­3045938.html