Freitaler und die Eisenbahnfreunde werden wieder zum Narren gehalten

Warum die Bimmel erst 2016 bis Kipsdorf rollt

Der ursprüngliche Termin Ende 2015 ist längst nicht mehr zu halten. Und auch jetzt bleiben noch einige Unwägbarkeiten.

27.05.2015 Von Matthias Weigel

 Bimmel erst 2016 bis Kipsdorf rollt

Die Weißeritztalbahn dampft zwischen Freital und Dippoldiswalde längst wieder. Die Instandsetzung des Abschnitts bis Kipsdorf verzögert sich aber weiter. Archivfoto: Kamprath

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr, mitten im Wahlkampf, startete der damalige sächsische Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) in Obercarsdorf symbolträchtig den Wiederaufbau der Weißeritztalbahn im zweiten Bauabschnitt. Zwischen Dipps und Kipsdorf sollten 2015 die Züge wieder auf der von der Flut 2002 zerstörten, elf Kilometer langen Strecke rollen. Doch wie das Ministerium gestern der Presse erklärte, sind Baubeginn und Fertigstellung erst im Jahr 2016 zu bewältigen. Dass inzwischen ein SPD-Mann das Ministerium führt, hat damit nichts zu tun. Die SZ zeigt, wo die Probleme liegen.

Brücke für Hochwasser zu niedrig

Der Wiederaufbau war seit dem Spatenstich erheblich ins Stocken geraten. Viel mehr als ein paar vorgezogene Arbeiten an vier Brücken bei Obercarsdorf und Schmiedeberg gab es nicht. Wenigstens die werden jetzt im Juni abgeschlossen, erklärt Roland Richter, Chef der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft SDG, die die Strecke betreibt. Probleme machte laut Ministerialdirigent Bernd Sablotny vor allem eine Brücke bei Obercarsdorf. Hier habe es nach dem Hochwasser 2013 neue Berechnungen gegeben – mit dem Ergebnis, dass die Brücke zu niedrig sei. Da sie am Anfang des Bauabschnittes liegt, hätte das Problem den ganzen weiteren Verlauf infrage gestellt. Nach zähem Ringen ist nun eine Lösung da. Laut Sablotny werde man die Brücke vorerst so einrichten, dass sie bei Hochwasser angehoben werden kann und das Wasser den geforderten Platz hat. Möglicherweise bleibt das auch die Dauerlösung.

Freistaat will Kosten genau überwachen

Ein Großteil der Verzögerungen hat bürokratische Ursachen. Beim ersten Bauabschnitt zwischen Freital und Dipps – die 15 Kilometer sind seit 2008 wiederhergestellt – gab es erhebliche Mehrkosten und bis heute Streit um deren Finanzierung. Das will man nun vermeiden. Schon im Bau will der Freistaat parallel die Kosten prüfen – statt üblicherweise erst nachher. Das soll Ärger sparen – kostet aber viel Zeit. Laut Sablotny sei die Planung der SDG inzwischen geprüft. 70 strittige Punkte wurden dabei vonseiten des Freistaates ausgemacht. Bei der Hälfte ist man sich inzwischen einig. Die andere Hälfte ist in Klärung mit den vielen beteiligten Behörden. Im Juni, rechnet Sablotny, soll das Ergebnis vorliegen. Dann könne man auch verbindlichere Fakten nennen und die Ausschreibung starten. Mit Fristen und Winterpause sei ein Baustart 2015 aber kaum zu machen. Die Finanzierung der 15 Millionen Euro bleibe aber gesichert. Das Geld steht im Doppelhaushalt 2015/16 des Freistaates.

Immer noch Streit um ersten Abschnitt

Wie erwähnt, streiten sich SDG und der Freistaat immer noch um Mehrkosten des ersten Abschnittes. Der hat mit 22,3 Millionen rund 3,5 Millionen Euro mehr gekostet. Die SDG war immer der Ansicht, die Kosten habe der Freistaat zu tragen, da sich die Mehrleistungen aus dem erforderlichen Hochwasserschutz ableiteten. Der Freistaat pochte jedoch bislang auf Kostenübernahme durch die SDG. Er bemängelte vor allem die unzureichende Dokumentation und fehlende Nachweise. Inzwischen einigte man sich, das Verfahren neu aufzurollen. Die SDG muss Punkt für Punkt mit Hilfe von Behörden und Protokollen dokumentieren, was warum erforderlich war und wer das veranlasst hat. Bei 70 Aktenordnern ein extremer Aufwand. Anhand des Ergebnisses will der Freistaat dann Kosten erstatten. Roland Richter bleibt aber dabei, dass die 3,5 Millionen Euro berechtigt waren. Das habe sich auch nochmals beim Junihochwasser 2013 bestätigt, wo es nur verhältnismäßig geringe Schäden gab. „Unsere lückenlose Dokumentation liegt beim zuständigen Landesamt“, sagt Richter. Man warte auf dessen Entscheidung.

Betriebskonzept weiterhin offen

Mit der verspäteten Fertigstellung gibt es nun etwas Luft, was das Betriebskonzept für den zweiten Abschnitt anbelangt. Mit dem derzeitigen Budget würde es dort nur für einzelne Fahrten reichen und zu Kürzungen im unteren Bereich führen – wogegen sich aber Widerstand formiert. Allerdings wird derzeit beim Bund über die Gelder für den Nahverkehr der Bundesländer verhandelt. Ob es mehr gibt und wie das dann vom Freistaat verteilt wird, ist allerdings offen. Günstigenfalls herrscht in einem Jahr Klarheit, rechtzeitig bevor der Abschnitt bis Kipsdorf in Betrieb geht.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/warum-die-bimmel-erst-2016-bis-kipsdorf-rollt-3112692.htm