Die Pläne für die Weißeritztalbahn

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Wie es mit der Weißeritztalbahn bis Kipsdorf funktionieren soll, fragte die SZ bei VVO-Chef Burkhard Ehlen nach.

22.04.2016 Von Matthias Weigel

 für die Weißeritztalbahn

Ein Bild aus vergangenen Zeiten, das bald wieder Wirklichkeit sein soll: Die Weißeritztalbahn dampft zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf über das Viadukt in Schmiedeberg. Die von der Flut beschädigte Strecke wird derzeit für rund 17 Millionen Euro wieder aufgebaut. Nur wie es dort mit dem Zugbetrieb laufen soll, ist noch weitgehend offen.

© Archivfoto: Egbert Kamprath

Herr Ehlen, der Wiederaufbau der Weißeritztalbahn bis Kipsdorf läuft seit ein paar Wochen. Jahresende könnte die Strecke fertig sein. Wird dann auch ein Zug fahren?

Zielstellung aller Beteiligten ist es, wenn die Strecke fertig ist, auch einen Fahrplan bis Kurort Kipsdorf zu haben und Züge fahren zu lassen.

Die Debatte geht ja nun schon Jahre. Ist das jetzt wieder nur ein Lippenbekenntnis oder wird dafür auch etwas getan?

Es gibt verschiedene Entwürfe, wie ein Fahrplan aussehen könnte. Die werden derzeit in den Gremien diskutiert. Vor allem sind intensive Gespräche mit der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft SDG als Betreiber nötig. Die muss das, was dort geplant ist, am Ende ja auch in Schichtpläne für ihre Mitarbeiter umsetzen können.

Von welchen Rahmenbedingungen gehen Sie denn überhaupt aus?

Sachsen hat in der Finanzierungsverordnung geregelt, dass 4,2 Millionen Euro pro Jahr zweckgebunden für Weißeritztal- und Lößnitzgrundbahn zusammen zur Verfügung stehen. 500 000 Euro sind davon explizit für den Abschnitt Dippoldiswalde-Kipsdorf vorgesehen, sobald die Strecke fertig ist. Das Budget wird auf den Bahnen jedoch bereits jetzt komplett ausgeschöpft. Insofern müssen wir bei der Planung von diesen Summen ausgehen.

Das sind keine guten Voraussetzungen für einen Fahrplan bis Kipsdorf …

Wir stehen vor der Quadratur des Kreises: Einerseits setzt die Finanzierungsverordnung des Freistaates die Grenzen nach oben, andererseits reicht der Zuschuss gerade aus, die vom Freistaat vorgegebenen sechs Zugpaare im unteren Abschnitt zu finanzieren. Diesen Widerspruch kann nur der Freistaat auflösen.

Wie könnte er das Problem denn lösen?

Entweder mit mehr Geld oder mit mehr Flexibilität – sprich, wir können den Fahrplan an die tatsächliche Nachfrage anpassen und uns von der starren Vorgabe der Zugpaare verabschieden.

Man könnte ja auch zugunsten der Weißeritztalbahn etwas bei der Lößnitzgrundbahn abknapsen …

Dort werden wir keine Einschnitte vornehmen. Es ist eine Lösung rein innerhalb der Weißeritztalbahn angestrebt.

Im Umkehrschluss bedeutet das doch aber: Wenn zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf Züge fahren sollen, werden zwischen Freital und Dippoldiswalde welche wegfallen.

Richtig. Alles, was oben fährt, geht zulasten des unteren Abschnitts. Je öfter Züge bis Kipsdorf fahren, desto weniger werden es insgesamt sein. Das ist jetzt Teil der Prüfung, wie diese Verschiebung sinnvoll aussehen kann.

Wie kann eine Fahrplanung unter den Vorzeichen überhaupt gelingen?

Wir schauen uns aktuell sehr intensiv die Auslastung der Züge im unteren Abschnitt aus den vergangenen Jahren an. Solche, die in der Regel gut besetzt sind, stehen nicht zur Disposition. Aber die, in denen nur wenige Leute drin sitzen – wie die am frühen Morgen –, könnten zugunsten der Fahrten bis Kipsdorf wegfallen.

Eine Bedingung für die Fördermillionen zum Wiederaufbau der Strecke war es, dass die Strecke als Nahverkehrsangebot läuft. Inwieweit ist überhaupt ein Angebot bis Kipsdorf zu machen, was dem Begriff Nahverkehr gerecht werden könnte?

Die Schmalspurbahnen bieten einen touristischen Nahverkehr. Unser Ziel wären beispielsweise saisonale Lösungen, wie die Ferien- oder die Winterzeit, oder die Wochenenden und Feiertage, an denen die Auslastung tendenziell immer höher ist. Die Frage bleibt halt am Ende was wir uns leisten können und wollen und was die Region touristisch hergibt. Es nützt nichts, gut ausgelastete Züge unten zu streichen, um leer bis nach oben zu fahren.

Damit würde man ja auch mittelfristig weitere Einbußen riskieren. Schon zuletzt sanken ja die Fahrgastzahlen leicht auf rund 145 000 im Jahr …

Wir wollen auf der Weißeritztalbahn insgesamt keine Fahrgäste verlieren – sondern brauchen ein Konzept, um idealerweise wieder welche dazuzugewinnen.

Wird die Strecke zwischen Freital, Dippoldiswalde und Kipsdorf dann auch als Gesamtes vermarktet?

Ja, in der entsprechenden Arbeitsgruppe ist die ganze Region vertreten. Sie hat ein großes Interesse am Wiederaufbau. Insofern hoffen wir, dass sich alle angespornt fühlen, zum Erfolg beizutragen.

Das klingt ein wenig unzufrieden mit den Aktivitäten.

So will ich das nicht sagen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass, wenn es ergänzende touristische Angebote gibt, die Bahnen besser ausgelastet sind. Und von volleren Zügen profitieren am Ende alle. Insofern begrüßen wir alle Aktivitäten, die der Bahn und damit der Region helfen – und unterstützen das kommunikativ.

Wann ist mit Ergebnissen in Sachen Fahrplan zu rechnen?

Spätestens im Herbst müssen wir uns gefunden haben. Es braucht dann ja noch genügend Zeit, um den Plan organisatorisch umzusetzen, ihn in Fahrplanbücher zu packen und bekannt zu machen. Das geht nicht erst drei Tage vor Betriebsbeginn. Ein paar Wochen vorher müssen es schon sein.

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