Landrat: Kleinbahn dampft 2013 bis Kipsdorf
Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Freitag, 21. Mai 2010
Von Domokos Szabó
Schon lange traut sich kein Verantwortlicher mehr, einen Termin zu nennen. Allenfalls gibt es Spekulationen dazu, wann die Weißeritztalbahn wieder bis Kipsdorf dampfen wird. Der peinliche Ankündigungsmarathon für den ersten Abschnitt zwischen Freital und Dippoldiswalde ist noch allen in Erinnerung. Zerstört von der Augustflut 2002, musste die Strecke bis 2008 auf ihre Wiedererrichtung zumindest auf einer Teilstrecke warten. Ein groß angekündigter Fertigstellungstermin platzte nach dem anderen.
Kleinbahnszene verwundert
Nun wagt sich Landrat Michael Geisler (CDU) vor und nennt einen Termin für den zweiten Teilabschnitt: Für Dezember 2013 sei die Wiederinbetriebnahme des zweiten, elf Kilometer langen Bauabschnitts avisiert. So steht es in einem Schreiben Geislers an den Fraktionschef von SPD/Grünen im Kreistag, Klaus Wolframm. Wolframm hatte sich im März-Kreistag nach dem Stand der Dinge erkundigt. Mit der Antwort sind die SPD-Leute zufrieden: „Wir begrüßen das und hoffen, dass es dementsprechend funktionieren wird“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Thomas Dißelmeyer.
Weniger begeistert ist man indes in der Kleinbahnszene. „Ich weiß nicht, warum sie so lange warten“, sagt Ralf Kempe, Chef der Interessengemeinschaft Weißeritztalbahn. Er erinnert an bisherige Angaben, wonach dieses Jahr geplant und ausgeschrieben und kommendes Jahr gebaut werden soll. Bauarbeiten bis ins Jahr 2012 hinein – das hält Kempe für vorstellbar. Wieso aber 2013? Noch weiß der Kleinbahner nicht, wie seine Organisation darauf reagieren wird. „Wir werden uns aber dazu Gedanken machen.“
Als Quelle für die Ankündigung nennt das Landratsamt einen internen Bericht des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) vom 16. April. Merkwürdig: Beim VVO will man sich auf SZ-Anfrage nicht so genau festlegen. Dezember 2013 liege „durchaus im Bereich des Möglichen“, sagt VVO-Sprecherin Frauke Zieschank lediglich – und verweist auf die laufenden Prüfungen zum ersten Bauabschnitt. Von dessen Endabrechnung hänge das weitere Vorgehen ab. Dabei ist es seit Monaten bekannt, dass für die ersten 15 Kilometer ein Fünftel mehr ausgegeben wurde als ursprünglich geplant. Rund 22,3 Millionen Euro dürften unterm Strich stehen.
Alle Varianten werden geprüft
Noch mehr Brisanz als der relativ späte Termin für die Einweihung birgt der letzte Absatz des Briefes an die SPD. Danach verhandelt der VVO derzeit mit der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft „über verschiedene Fahrplan- und Betriebskonzepte mit dem Ziel, die Mehrkosten für den VVO bei Inbetriebnahme des zweiten Bauabschnitts zu senken.“
Ein möglicher Weg dazu wäre, den Zug seltener als zwischen Freital und Dippoldiswalde, im Zweifelsfall sogar nur am Wochenende rollen zu lassen. So konkret wollen aber die Beteiligten nicht werden. Beim VVO heißt es: „Die finanziellen Mittel sind knapp, sodass nach Möglichkeiten gesucht wird, kostenneutral bis Kipsdorf zu fahren. Dafür werden alle Varianten, auch eine touristische geprüft.“
Demo in zehn Tagen
In Kipsdorf indes ist man beunruhigt, weil bislang noch nicht mal ein Baustart absehbar ist, geschweige denn von einem Fertigstellungstermin die Rede sein kann. Ortsvorsteher Gunter Gericke und der Freitaler Stadtrat Wieland Büttner laden am 30. Mai, 10 Uhr, zu einer Demo auf den Kipsdorfer Bahnhofsvorplatz. Es ist nicht die erste Aktion ihrer Art. Und möglicherweise auch nicht die letzte.
Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2467491