Wellness für die Weißeritztalbahn

sz-online.de | Sachsen im Netz

Für Loks und Wagen entsteht in Hainsberg eine neue Werkstatt. Die kostet Millionen, macht aber einiges einfacher.

04.07.2016 Von Matthias Weigel

für die Weißeritztalbahn

Der bestehende Lokschuppen mit Werkstatt am Bahnhof Freital-Hainsberg soll erhalten bleiben und einen modernen Anbau bekommen.

© Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Freital. Die Sächsische Dampfeisenbahn-gesellschaft (SDG) will für die Weißeritztalbahn den bestehenden Lokschuppen in Hainsberg ausbauen und eine neue Wagenwerkstatt errichten. Das geht aus Unterlagen des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) hervor. Für die Maßnahme sind rund drei Millionen Euro veranschlagt, allesamt aus Fördermitteln. Das Projekt ist bereits seit 2013 im Gespräch und Bestandteil des Sächsischen Werkstattkonzepts für die Schmalspurbahnen.

Geplant ist ein Anbau zum bestehenden Gebäude auf dem Bahnhofsgelände in Hainsberg in Richtung der Straße „Zum Güterbahnhof“, heißt es bei der SDG auf Anfrage. Dazu sollen auch Nebengebäude abgerissen werden wie Teile des alten Hüttenkombinats. Die alte Lok und die Wagen, die derzeit auf einem Teil der Fläche stehen, verschwinden. Der Lokschuppen an sich bleibt weitgehend in seiner jetzigen Form bestehen. Er wurde bereits beim Wiederaufbau nach der Flut 2007/08 teilweise instand gesetzt.

In der neuen Werkstatt soll zukünftig die Instandhaltung aller Fahrzeuge vorgenommen werden. Bislang passiert das in Hainsberg nur für die Dampfrösser der Weißeritztalbahn. „Unsere Loks sind alle über 50 Jahre alt. Somit sind auch häufiger Reparaturen erforderlich“, sagt Richter. Die erledige man seit jeher zuverlässig vor Ort. Die Wagenwerkstatt befindet sich in Freital-Potschappel an der Ecke Carl-Thieme-/Oberpesterwitzer Straße. Die Deutsche Bahn und die Flut 2002 haben den Gleisanschluss aus Hainsberg, der früher existierte, allerdings gekappt. Statt auf schmaler Spur kommen die Wagen mit dem Tieflader von Hainsberg nach Potschappel. Ein riesiger Aufwand. „Das sind etwa 30 Fahrzeuge, die mindestens einmal jährlich nach Potschappel transportiert werden müssen“, so SDG-Chef Roland Richter.

Letzte Ruhestätte für ausgediente Wagen

Die Werkstatt – in die auch andere Wagen wie die der Lößnitzgrundbahn aus Radebeul zur Inspektion kamen – stammt außerdem aus den 50er-Jahren. Eine ordentliche Heizung gibt es nicht, die Bausubstanz ist runter, die heutigen Anforderungen an Arbeitsplätze sind nicht erfüllt. „Es hätte hier in naher Zukunft ebenfalls erheblich investiert werden müssen“, sagt Richter. Das Gebäude soll aber erhalten bleiben und künftig als trockener und sicherer Unterstand für historische oder nicht betriebsbereite Fahrzeuge dienen. Dafür sei es durchaus noch gut geeignet.

Mit dem Bauprojekt will man nun in Hainsberg die Werkstätten bündeln und den Instandhaltungsbetrieb effektivieren. Die Mitarbeiter würden von Potschappel nach Hainsberg verlegt. „Die Hauptuntersuchungen – also die komplette Demontage und Untersuchung der Komponenten – werden aber weiterhin in der zentralen Lokomotivwerkstatt Oberwiesenthal für Loks und in der Schienenwerkstatt Marienberg für die Wagen durchgeführt“, sagt Richter. Diese Arbeiten können mangels Größe und Maschinenausstattung auch zukünftig nicht in Freital erledigt werden.

An den Baukosten für die Werkstatt soll sich der VVO anteilig beteiligen. Dem hat die jüngste Zweckverbandsversammlung zugestimmt. Demnach fließen knapp 280 000 Euro aus dem Infrastrukturprogramm an die SDG. Das Sächsische Werkstättenkonzept sieht im Übrigen auch den Um- und Neubau der SDG-Werkstatt in Radebeul-Ost vor. Damit entfielen dann auch die Transporte dieser Wagen nach Freital. „Die Werkstätten werden mit dem bestehenden Fahrzeugpark dennoch alle komplett ausgelastet sein“, rechtfertigt Richter die Pläne, an beiden Standorten zu investieren. Der Freistaat hat das so auch 2014 verabschiedet, weil er darin längerfristige wirtschaftliche Vorteile sieht.

Vorgesehen sind in dem dezentralen Sächsischen Werkstattkonzept auch Investitionen in andere Schmalspurbahnen – wie die Fichtelbergbahn (ebenfalls SDG) und die Zittauer Schmalspurbahn (Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft Soeg). In Zittau wird bereits eine Lokwerkstatt gebaut, die ebenso für die Döllnitzbahn genutzt werden soll. Für Radebeul laufen die Planungen.

Fertigstellung 2017 geplant

In Freital soll es schnellstmöglich losgehen. Wann mit einem Baustart zu rechnen ist, lässt die SDG aber vorerst offen. Noch ist nämlich nicht ganz klar, ob die beantragten 90 Prozent Zuschuss vom Freistaat gewährt werden. Eine Finanzlücke könnte das Vorhaben verzögern.

Der VVO geht aber von einer Fertigstellung 2017 aus. Der Bau sei schließlich auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass Ende 2016 der Betrieb bis Kipsdorf wieder aufgenommen wird, der Wartungsaufwand steigt. Die Arbeiten zum Wiederaufbau der flutzerstörten Strecke laufen seit einigen Wochen. Dabei ist jedoch offen, wie viele Züge dann überhaupt auf der Strecke rollen. Die Finanzierung des Betriebes ist schließlich noch gar nicht geklärt.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/wellness-fuer-die-weisseritztalbahn-3435747.html

Print Friendly, PDF & Email