Unterwegs im sagenhaften Grund

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Der Rabenauer Grund hat alles zu bieten, was es für einen gelungenen Halbtagsausflug braucht.

04.08.2016 Von Andrea Schawe

 im sagenhaften Grund

Die Weißeritztalbahn schlängelt sich neben dem Wanderweg durch den Rabenauer Grund.

© Andreas Weihs

Rabenauer Grund. Es ist kühl und auch ein bisschen dunkel im Schatten unter den Bäumen – der perfekte Ort an heißen Sommertagen. Direkt neben dem Wanderweg schlängelt sich die Weißeritz durch Wald, manchmal wild, an anderen Stellen ganz langsam. Der Rabenauer Grund gehört zu den schönsten Landschaften in der Region – und ist praktisch um die Ecke und deswegen perfekt für einen Kurzausflug geeignet. Am besten macht man sich von Freital-Coßmannsdorf zu Fuß auf den Weg nach Rabenau. Der Wanderweg zwischen den Felsen direkt an der Weißeritz ist gut ausgebaut und auch für Familien mit Kinderwagen oder ältere Spaziergänger geeignet – deswegen auch sehr beliebt. Wer lieber ungestört in der verlassenen Natur wandert, sollte besser den Höhenweg oben am Schluchtrand nutzen.

Die nächste Stunde spaziert man gemütlich durch den Wald – die Landschaft ist malerisch und märchenhaft. Der Pfad ist auch Teil des Sagenweges. Es geht vorbei an mehreren Versuchsstollen aus der Zeit der Ritter von Theler. Die Adligen aus Höckendorf besaßen die Silbergruben von Edle Krone im Tal der Wilden Weißeritz. Im 14./15. Jahrhundert soll ihnen ein Wünschelrutengänger geraten haben, auch im Tal der Roten Weißeritz nach Edelerzen zu suchen. An der Schutzhütte vor der Arthur-Lohse-Brücke gibt es Picknickbänke für eine Rast. Das kleine Holzhaus wurde von der Enso Sachsen Ost – die an der Strecke einen Energie-Erlebnispfad betreibt – neu gebaut, nachdem das alte vom Hochwasser im Juni 2013 fortgespült wurde. Die Flut hat im Grund noch an anderen Stellen Spuren hinterlassen. Bis zum Augusthochwasser 2002 stand die Weißeritz am Nixentump fast still. „Hier hat der alte Nix gewohnt, den Bauern half er ungelohnt. Zwei schöne Töchter waren sein, die bleichten ihre Wäsche fein. Doch klang von Lübau Fidelton, sind zu den Burschen sie entflohn. Sie tanzten frei und ungebunden und waren mitternachts verschwunden“, steht auf einem Schild, das heute etwa drei Meter vom Fluss entfernt ist. Die Flut hat den Lauf der Roten Weißeritz stark verändert.

Am Rabenauer Bahnhof ist die Ausflugsgaststätte „Zum Wanderer“ perfekt für eine Pause. Das Selbstbedienungslokal direkt gegenüber der Rabenauer Mühle – auch ein Restaurant, in das man einkehren kann – hat einen großen Biergarten mit Spielplatz. Ein kühles Bier schmeckt direkt auf einer Bank neben der rauschenden Weißeritz am besten. Vom Rabenauer Bahnhof lohnt sich ein Abstecher ins Deutsche Stuhlbaumuseum im Vorwerk der ehemaligen Burganlage – das ist nur 15 Minuten zu Fuß entfernt. Der Weg führt entweder über die Bahnhofsstraße oder man geht, wie ausgeschildert, den Mühlberg hoch – das ist zwar kürzer, aber auch wesentlich steiler. Hier gibt es einen Abzweig zu den höher gelegenen Stationen des Sagenwegs, etwa dem Aussichtspunkt am Großvaterstuhl oder dem Brautbett. Auf dem Vorsprung soll die Tochter des letzten Ritters von Rabenau mit dem edlen Junker Jeschko von Dohna die Brautnacht verbracht und so die Hochzeit erzwungen haben.

Das Stuhlbaumuseum huldigt in seiner Ausstellung dem Handwerk, für das Rabenau schon seit 400 Jahren bekannt ist. Erzählt wird die Geschichte des Stuhlbaus, zu sehen sind etliche original erhaltene Stühle aus verschiedenen Epochen, historische Werkzeuge und Holzbearbeitungsmaschinen. Im Obergeschoss ist auch eine Heimatsammlung zur Stadtgeschichte Rabenaus und zum Naturschutzgebiet Rabenauer Grund ausgestellt. Zum Abschluss eines Ausflugs in den Rabenauer Grund gehört eine Fahrt mit der Weißeritztalbahn. Vom Bahnhof Rabenau braucht Deutschlands dienstälteste, noch dampflokbetriebene Schmalspurbahn genau zwölf Minuten zurück zum Bahnhof Coßmannsdorf. Die Strecke folgt der des Wanderweges entlang der Weißeritz. Ein Tipp: Für echtes Bimmelbahn-Gefühl muss man im offenen Wagen sitzen – trotz der Rußwolken. Von dort kann man auch den Wanderern besser winken.

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