Die unbekannte Seite der Malter

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Die Malter-Talsperre bei Dippoldiswalde gilt als die Badewanne der Region. Somit scheint klar, welche Freizeitvergnügen hier auf dem Programm stehen: schwimmen, paddeln, sich in der Sonne aalen. Doch in diesem Sommer ist das Wetter nicht jeden Tag dafür geeignet. Dennoch ist die Talsperre und ihre Umgebung auch bei bewölktem Himmel ein lohnendes Ausflugsziel. So ist der Panoramaweg an der Talsperre für Familien geeignet, bietet faszinierende Einblicke in die Geschichte des Osterzgebirges und der Malter – und lässt sich mit einer Fahrt mit der Weißeritztalbahn bestens kombinieren. Die Runde wurde von zwei Wanderenthusiasten ausgeschildert.

03.08.2016 Von Franz Herz

annte Seite der Malter

Albrecht Seifert (li.) und Günter Brückner stehen hier auf dem Lehrpfad in Malter. Hinter ihnen ist das alte Trafohaus zu sehen, das die Einwohner neu gestaltet und als Unterschlupf für Vögel und Fledermäuse hergerichtet haben.
Foto: Egbert Kamprath

Den Blick übers Wasser der Talsperre Malter kennt fast jeder. Wer einmal eine andere Perspektive der Malter und ihrer Umgebung kennenlernen will, kann auf den Panoramarundweg im Ortsteil Malter wandern. Günter Brückner, der sich um die Wanderwege im Dippoldiswalder Ortsteil Malter kümmert, hat den Weg auf vorhandenen historischen Wegen ausgeschildert.

Vom Bahnhof gehen wir 200 Meter in Richtung Ortsmitte, wo auch eine Informationstafel aufgestellt ist. Hier treffe ich Günter Brückner, den Wegewart, und Albrecht Seifert, der sich in der historischen Arbeitsgruppe um die Geschichte des Ortes und der Talsperre kümmert. Die ersten Meter gehen wir an der Straße entlang und überqueren Bormanns Grund auf der Straßenbrücke. Dabei bietet sich der bekannte Blick auf die Bogenbrücke der Eisenbahn.

Nach der Brücke führt der Weg nach rechts zwischen Garagen und Bootshäusern hindurch Richtung Talsperre. Von hier gehen wir rund eineinhalb Kilometer im Schatten der Bäume oberhalb der Talsperre parallel zur Schmalspurstrecke in Richtung Dippoldiswalde. Mehrfach sind Aussichtspunkte eingerichtet, wo Wanderer sich auf Bänken ausruhen und den Blick auf das gegenüberliegende Ufer genießen können. Eisenbahnfreunde, die ihre Wanderung auf den Fahrplan abstimmen, können einen Dampfzug vor ihrer Nase vorbeifahren sehen. „Hier hat die Talsperre eine Wassertiefe von 20 Metern. Das zeigt, wie tief eingeschnitten das Tal und wie schroff die Landschaft war, bevor die Talsperre gebaut wurde“, berichtet Albrecht Seifert.

Kurz vor Dippoldiswalde stößt der Fußweg auf den Taubenbergweg, der von Dippoldiswalde auf die Höhe führt. Der Rundweg macht hier eine Kehre zurück in Richtung Malter. Nun geht es hoch, aber nicht zu schroff. Der Höhenunterschied auf dem gesamten Weg liegt bei gut 60 Metern. Das schaffen auch untrainierte Wanderer. Schließlich trifft der Taubenbergweg auf den Plattenweg und führt auf diesem weiter. „Es lohnt sich, einen kleinen Abstecher nach rechts zu machen. Da hat man einen schönen Blick über Dippoldiswalde und ins Osterzgebirge“, sagt Günter Brückner. Doch der eigentliche Rundweg geht nach links weiter zurück nach Malter und in Obermalter am Waldrand entlang. Früher waren diese Verbindungen Wirtschaftswege, über welche die Fuhrwerke in die Steinbrüche in der Dippser Heide rollten. Dort wurde Sandstein abgebaut zum Schleifen von Werkzeugen. Sandsteine aus der Dippser Heide sind auch beim Bau des Dippser Schlosses verwendet worden.

In Malter angekommen, machen wir jetzt einen Abstecher vom Panoramaweg, gehen 300 Meter auf der Hohen Straße nach unten und biegen in die Straße „Zur Heide“ ein. Hier verläuft der Lehrpfad Malter. Er führt beispielsweise am ehemaligen Trafohäuschen vorbei, das die Einwohner von Malter in Eigeninitiative schön gestaltet und als Vogel- und Fledermausunterkunft hergerichtet haben.

„Fledermäuse haben sich dort noch nicht eingenistet, aber eine ganze Reihe von Vögeln“, berichtet Brückner. Gleich daneben ist der ehemalige Feuerlöschteich, der sich inzwischen zu einem Wasserbiotop entwickelt hat.

Ein Stück Dippser Heide

In der Siedlung biegen wir nach rechts in die Straße der Einheit. Die stößt am Waldrand wieder auf den Panoramarundweg. Der führt jetzt in den Wald zum Steinborn, einem Denkmal der Dippoldiswalder Stadtgeschichte. Von hier aus wurde ab 1530 die Stadt mit Trinkwasser versorgt. Erst lief das Wasser über Jahrhunderte in Holzröhren. Die wurden 1867 durch eine gusseiserne Leitung ersetzt. Diese ging 1997 außer Betrieb. Heute speist der Brunnen den Wasserspielplatz am Waldrand darunter.

Der Panoramaweg führt durch den Randbereich der Dippser Heide an zwei Schutzhütten vorbei, wo man im Schatten picknicken oder auch einen Regenschauer abwarten kann. Schließlich stößt der Weg am Ortsende von Malter auf die Kurhausstraße, die durch den Ort zu unserem Ausgangspunkt zurückführt. 5,4 Kilometer haben wir jetzt mit allen Abstechern zurückgelegt, hat der GPS-Sensor im Smartphone gemessen. Rund 140 Meter sind wir hoch- und runtergegangen.

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