Ideen für die Weißeritztalbahn
Anke Eichler vom Tourismusverband will die Touristenattraktion attraktiv halten. Wie das gelingen soll, erklärt sie im Gespräch mit der SZ.
10.07.2017
Von Maik Brückner
Freital/Kipsdorf. Seit drei Wochen fährt die Weißeritztalbahn wieder auf der gesamten Strecke bis zu ihrem Endbahnhof in Kurort Kipsdorf. Am kommenden Wochenende wird entlang der ganzen Bahnlinie von Freital bis Kipsdorf erstmals wieder das Schmalspurbahnfestival gefeiert. Die Bahn ist eine der großen Tourismusattraktionen in der Region. Nach dem Wiederaufbau ist sie auch eine Herausforderung für die touristischen Anbieter. Darüber sprach die Sächsische Zeitung mit Anke Eichler, die beim Tourismusverband Erzgebirge für Projekte und Themen verantwortlich ist.
Frau Eichler, ein wichtiges Thema in Ihrer Arbeit ist die Weißeritztalbahn. Welche Aufgaben sehen Sie für sich nach dem Wiederaufbau?
Unser Ziel als Tourismusverband ist es, das Thema Bahn- und Oldtimererlebnis in seinen vielen Facetten zu fokussieren. Deshalb haben wir vor vier Jahren die erzgebirgischen Eisenbahn- und Oldtimererlebnistage ins Leben gerufen. Mit diesem Angebot sollen sachsen-, aber auch deutschlandweit Bahn- und Oldtimerinteressierte angesprochen werden. Im Ausland liegt unser Fokus vor allem auf der Schweiz und auf Österreich. Eine Schmalspurbahn wie unsere Weißeritztalbahn ist ein technisches und emotionales Highlight und lässt die Herzen, egal welchen Alters, höher schlagen. Wichtig ist aber, dass sowohl die Bahnfahrt an sich als auch das Umfeld attraktiv gestaltet und in der Region optimal vernetzt werden.
Welchen Anteil hat dabei Ihr Verband?
Unsere Aufgabe ist dabei die Vermarktung. Um zu zeigen, was der Gast derzeit entlang der Strecke sehen, erwandern und erleben kann, haben wir gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Oberelbe und der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft eine Wanderkarte mit dem Titel „Auf Entdeckertour mit der Weißeritztalbahn“ herausgebracht. Auf dieser finden die Bahnfahrer alle Sehenswürdigkeiten rechts und links der Strecke, angefangen von Museen bis hin zu Freizeitattraktionen wie der Sommerrodelbahn in Altenberg. Eingearbeitet haben wir Wanderwege, die dorthin führen. Wir haben versucht, den Bahnfahrern an jeder Haltestelle mindestens zwei Vorschläge zu unterbreiten.
Dabei fällt auf, dass Sie nicht nur das Weißeritztal im Blick hatten. Warum?
Das Weißeritztal ist zwar landschaftlich sehr reizvoll. Es gibt eine Menge kleiner Sehenswürdigkeiten, eine richtig große fehlt allerdings. Bei der Fichtelbergbahn ist das anders. Dort haben die Bahnfahrer mit Oberwiesenthal ein großes touristisches Zentrum. An der Weißeritztalbahn fehlt das. Deshalb haben wir die Ausflugsregion breiter gezogen und empfehlen zum Beispiel auch eine Wanderung zum Uhrenmuseum nach Glashütte. Von dort aus können die Besucher mit der Müglitztalbahn weiterfahren. Wir empfehlen auch eine Wanderung über Spechtritz nach Höckendorf oder über Bärenfels, Schellerhau nach Altenberg. Am Wegesrand gibt es mehrere Gaststätten und mit Altenberg einen attraktiven Tourismusort. Neu ist auch eine Landpartie: eine Wanderung nach Reichstädt mit Besuch der Spinnstube, der Töpferei und des Schlosses bzw. Schlossgartens oder auch die Einbindung der George-Bähr-Kirche in Schmiedeberg in einen Rundwanderweg.
Die Bahn fährt wieder bis Kipsdorf. Was muss getan werden, damit die Züge auch voll sind?
Mit dieser Frage beschäftigen wir uns schon lange. Mit Inbetriebnahme des ersten Bauabschnittes 2008 gründeten wir mit den Anliegerkommunen eine Arbeitsgruppe, in der wir Ideen zusammengetragen haben. Wir haben versucht, Angebote zu entwickeln. Gästeführer haben thematische Wanderungen organisiert. Dabei geht es beispielsweise um Wölfe, Schmuggler und Eremiten oder um die Spuren des romantischen Malers Ludwig Richter. Reiseveranstalter bauen die Bahn in ihre Programme ein, wie die Agentur Sachsenträume, die „Braumeisters Dampfzug“ organisiert. Die Bahn fährt mit einem Sonderzug zu „Malter in Flammen“, und wir als Tourismusverband organisieren sechs- bis zehnmal im Jahr den „Märchenzug“ und ein-, zweimal im Jahr den „Stollenzug“. Sehr beliebt sind auch die Dixielandzüge der IG Weißeritztalbahn. Ausbaufähig ist sicher die Kombination des Themas „Eisenbahn und Oldtimer“. Oldtimerausstellungen an der Bahn oder die Kombination mit Oldtimer-Rallyes sind vorstellbar.
Reicht das?
Der Reiz des Neuen, nun mit der Bahn bis Kipsdorf zu fahren, wird schnell wieder verfliegen. Deshalb ist es wichtig, neben den vorhandenen Attraktionen neue zu schaffen.
Was müsste noch getan werden?
Es gibt viele Ideen, nur braucht jede Idee jemanden, der sie auch umsetzt, zeitlich, unternehmerisch und finanziell realisiert. Mein Wunsch wäre beispielsweise ein familienfreundlicher, bahnbegleitender Radweg. Mit der Bahn hoch, mit dem Rad wieder runter und an der Strecke mehrere kleine Erlebnisbereiche für Kinder. Das könnte in Anlehnung oder unter Einbeziehung des Sagenweges im Rabenauer Grund entwickelt werden. Auch Kultur in der Bahn ist ein Thema. Ob Puppenspiel, Blasmusik oder sogar Rock entlang der Bahn. Hier wären auch Umbauten einzelner Wagen mit Mikro und Sitzplätzen in einer Blickrichtung wünschenswert.
Wie steht es um die Verknüpfung der Bahn mit anderen Attraktionen?
Eine wichtige Überlegung wurde im letzten Jahr in Altenberg mit der erneuten Aufnahme des Ski- und Wanderbusses umgesetzt. Die Frage ist ja, wie kommen die Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln von den Bahnhöfen in die Region und dorthin, wo es schon attraktive Sehenswürdigkeiten gibt.
Was halten Sie von der Initiative, einen Projektmanager einzustellen, der sich in den nächsten drei Jahren um die Vermarktung kümmern soll?
Das können wir nur begrüßen. Wie gesagt, Ideen gab und gibt es, nur an der Umsetzung scheiterte es. Sicher ist das auch der Tatsache geschuldet, dass es die letzten Jahre viel Unsicherheit um die Bahnstrecke gab. Erst war die Diskussion, ob überhaupt weiter gebaut wird, und dann die Frage, wie oft die Strecke befahren wird. Nun haben sich die anliegenden Kommunen zusammengetan und versuchen gemeinsam, ortsübergreifend zu arbeiten. Es ist ganz wichtig, ein Projektmanagement zu haben, das sich ganz diesem Vorhaben widmet.
Einmal persönlich gefragt: Was war Ihr erster Eindruck?
Was mich bei der Eröffnung sehr angenehm überrascht hat, war das Ankommen in Kipsdorf. Die Infostelle im Bahnhof mit großen Prospektwänden zur Region, die Ausgestaltung und der Empfang waren sehr einladend.