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Mit der Weißeritztalbahn zur Baustellen-Tour

Am nächsten Wochenende steigt das Schmalspurbahn-Fest. Das Interessanteste ist aber mit dem Bus zu erreichen.
07.07.2016 Von Tobias Winzer

© Oberthür
Freital/ Dippoldiswalde. Am Jahresende soll die Weißeritztalbahn erstmals nach 14 Jahren wieder die gesamte Strecke befahren. Für alle, die sich genau über den Wiederaufbau des hochwassergeschädigten Streckenteils zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf informieren wollen, gibt es zum Schmalspurbahn-Festival am übernächsten Wochenende eine wohl einmalige Chance. Beim traditionellen Schmalspurbahn-Festival führen Busfahrten zu verschiedenen Punkten der insgesamt elf Kilometer langen Baustelle.
„Auf vier Touren haben Wissbegierige die Gelegenheit, einen Blick auf den Wiederaufbau der Strecke zu werfen“, sagt Mirko Froß, Betriebsleiter bei der zuständigen Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG). „Wir bieten dazu Sonderfahrten mit dem historischen Omnibus Ikarus 66 an.“ Froß wird die Baustellen-Touren selbst führen. Sie starten am Sonntag, 17. Juli, um 7.30 Uhr, 9.45 Uhr, 14.45 Uhr und 16.45 Uhr in Freital-Hainsberg. Bei Tour 1 und 3 steht zuerst die Baustellenbesichtigung auf dem Programm. Anschließend geht es von Dippoldiswalde mit der Weißeritztalbahn zurück nach Freital. Bei Tour 2 und 4 wird erst Zug gefahren und dann die Baustelle besichtigt. Die Tickets kosten 25 Euro für Erwachsene und 12,50 Euro für Kinder bis 14 Jahre. Die Teilnehmerzahl ist auf 36 Personen pro Tour begrenzt.
Neu beim Schmalspurbahn-Festival ist auch ein Lokziehen. Am Sonnabend ab 18 Uhr soll eine 16 Tonnen schwere Diesellok nur mit Muskelkraft über eine Strecke von 40 Metern gezogen werden. Mitmachen können Teams mit jeweils acht Personen. „Wer die beste Zeit schafft, hat gewonnen“, so Froß. „Was es zu gewinnen gibt, wollen wir noch nicht verraten.“ Anmeldungen sind per E-Mail oder Telefon oder noch am Sonnabend bis 16 Uhr vor Ort am Bahnhof Hainsberg möglich. Neben Baustellen-Tour und Lokziehen steht zum Schmalspurbahn-Festival natürlich auch die Weißeritztalbahn selbst im Mittelpunkt. Am Sonnabend und Sonntag werden insgesamt 46 Fahrten mit drei verschiedenen Zuggarnituren angeboten. „Der Zug der Königlich-Sächsischen Staatseisenbahn und der Reichsbahn-Zug im Stil der Siebzigerjahre sind dabei bestimmt nicht nur für die Fotografen entlang der Strecke optische Leckerbissen“, so Froß. Am Samstagabend um 21.07 Uhr und 22.48 Uhr gibt es zwei Sonderzüge ab Hainsberg zum Feuerwerk „Malter in Flammen.“ Die Rückfahrt ab Malter ist für 23.35 Uhr und 1.16 Uhr geplant. Kinder bis 14 Jahre fahren kostenlos. Ansonsten gilt der normale Fahrpreis. Wer von Freital nach Dippoldiswalde und zurück will, zahlt zum Beispiel 14,60 Euro.
Entlang der Strecke von Freital bis Dippoldiswalde gibt es das gesamte Wochenende verschiedene Veranstaltungen. In Hainsberg ist am Sonnabend ein Programm vor allem für Kinder vorgesehen – mit Clown, Zauberei und Riesenseifenblasen. Am Haltepunkt am Weißeritzpark werden am Sonnabend die Grillweltmeister gesucht. Wer wandern will, kann am Sonntag ab 12.30 Uhr an einer geführten Wanderung ab dem Bahnhof Rabenau teilnehmen. Auch in Spechtritz, Seifersdorf, Malter und Dippoldiswalde sind verschiedene Programmpunkte geplant.
Anmeldungen zur Baustellen-Tour und zum Lokziehen per E-Mail unter weisseritztalbahn@sdg-bahn.de oder per Telefon 03520789290. Weitere Informationen zum Programm des Festivals gibt es im Internet
Wird die Weißeritztalbahn eingedampft?

Die Strecke bis Kipsdorf ist bald wieder aufgebaut. Nun gibt es einen ersten Fahrplanentwurf – und viel Ernüchterung.
23.06.2016 Von Matthias Weigel
© Archivfoto: K.-L. Oberthür
Freital/Dippoldiswalde. Mit einem kräftigen Ruck zieht die Dampflok an. Dampf und Rauch steigen auf. Die Fahrgäste am Bahnhof Hainsberg zücken die Fotoapparate. Los geht es mit der Weißeritztalbahn in Richtung Dippoldiswalde. Sechsmal täglich zieht die Lok auf der dienstältesten öffentlichen Schmalspurbahn die Wagen die 15 Kilometer rauf und wieder runter. Seit der Wiedereröffnung 2008 ist das so. Die Strecke war nach der Flut 2002 zerstört, wurde für 23 Millionen Euro wiederaufgebaut.
Wenn alles gut läuft, ist die restliche Strecke bis Kipsdorf zum Jahresende ebenfalls wieder hergerichtet. Seit dem Frühjahr wird intensiv daran gearbeitet. 18 Millionen fließen in die elf Kilometer hoch ins Osterzgebirge. Dass dann immer noch so viele Züge auf der Strecke fahren, ist allerdings unwahrscheinlich. Denn der Fahrplan wird wohl gehörig ausgedünnt.
Künftig nur noch dreimal täglich
Der Grund ist einfach: Während Geld für den Bau aus dem Fluthilfefonds da ist, fehlt für den dichten Betrieb auf ganzer Strecke schlichtweg das Geld. Sachsen hatte bereits vor Jahren in einer Verordnung 4,2 Millionen Euro pro Jahr für Weißeritztal- und Lößnitzgrundbahn zusammen festgelegt. Das Geld wird aber bereits heute von beiden Bahnen komplett verbraucht.
Nun ist guter Rat teuer. Schon seit Monaten ringen Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) und der Betreiber der Strecke, die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG), um eine Lösung. Die Zeit wird knapp. Schließlich müssen ein paar Wochen vorm Start auch Technik und Mitarbeiter eingetaktet werden, Pläne in den Druck, die Werbemaschinerie anlaufen.
Der VVO jedenfalls wagt nun unter den aktuellen Vorzeichen einen Vorstoß und präsentierte zur jüngsten Verbandsversammlung einen Musterfahrplan. Der soll nun als Prämisse für die Verhandlungen mit der SDG dienen, heißt es. Zwei Fahrten bis Dippoldiswalde und zurück, eine bis Kipsdorf und zurück – das ist die tägliche Ausbeute. An ausgesuchten Wochenenden und Feiertagen könnte eine Fahrt bis Kipsdorf und zurück dazukommen. Auch zwei weitere Fahrten bis Dipps stünden möglicherweise im Angebot.
Wie viele solcher besonderer Fahrtage im Jahr möglich sind, werden aber erst die Verhandlungen zeigen. Laut VVO-Sprecher Christian Schlemper liegen dem Konstrukt die jetzigen Rahmenbedingungen zugrunde. So rechnet man einerseits mit dem jetzigen Budget. Was im oberen Abschnitt fährt, muss also im unteren eingespart werden. Andererseits soll der Verlust an Fahrgästen und Einnahmen so gering wie möglich sein. Vor allem die unattraktiven Züge morgens und abends fallen weg. Sie waren kaum ausgelastet. „Mit dem vorgelegten Entwurf würden 80 Prozent der heutigen Fahrgastnachfrage weiterhin erfüllt“, sagt Schlemper. Auch der touristischen Ausrichtung der Bahn trage man mit dem Plan Rechnung. Dazu müsste man an den Sonder-Wochenenden und Feiertagen aber eine zweite Zuggarnitur einsetzen.
Keine Spekulationen
Über den Ausgang der Verhandlungen will SDG-Chef Roland Richter nicht spekulieren. „Sollte kein zusätzliches Geld zur Verfügung gestellt werden, ist noch nicht einzuschätzen, ob überhaupt ein täglicher Fahrplanbetrieb möglich ist – und wie der dann aussieht“, sagt er. Für die Fahrgäste ein attraktives Angebot zu organisieren, werde schwer.
Dass sechs Zugpaare täglich rollen sollen, klingt unter den aktuellen Prämissen wie Hohn – obwohl mit dem geförderten Wiederaufbau eigentlich genau das vorgegeben ist. Auflösen könnte das Ganze der Freistaat. Im Wirtschaftsministerium hält man sich aber zurück – und spielt zunächst dem VVO den Schwarzen Peter zu. Es stehe dem Verbund ja frei, mehr Geld zu geben, heißt es. Woher das kommen soll, da doch der Nahverkehr seit Jahren finanziell auf Kante genäht ist? Mit dem kürzlich erzielten Kompromiss bei den Regionalisierungsmitteln – also den Geldern aus Berlin für den Schienennahverkehr – gebe es zumindest ein positives Signal und erleichtere die Situation, so die Aussage. Ansonsten verweist man auf die laufenden Haushaltsverhandlungen und eine mögliche Anpassung der Finanzierungsverordnung für die Schmalspurbahnen, die diskutiert wird. „Wir streben eine Lösung an, die im Interesse aller liegt“, versichert Sprecherin Kathleen Brühl und bittet um Geduld.
Klar ist allerdings auch: Die Bimmel ist nur eine von vielen Akteuren, die auf mehr Geld hoffen. So macht das Ministerium auch keinen Hehl daraus, dass man den Fahrplanentwurf des VVO durchaus für praktikabel und sachgerecht halte. Außerdem betont das Ministerium, dass man sich in Sachen Weißeritztalbahn nicht allein in der Pflicht sehe. „Für den touristischen Erfolg und eine höhere Fahrgastnachfrage sollten sich auch der Landkreis und die Anliegerkommunen an der Verbesserung des touristischen Umfelds und der Vermarktung beteiligen“, so Brühl.
Dixiezug am 18.06.2016
Unser 7. Sonderzug mit der Blue Wonder Jazzband aus Dresden verkehrte am 18. Juni wieder zwischen Freital und Dippoldiswalde. Am Anfang war das Wetter leider leicht verregnet, so dass die Band bis Seifersdorf nur in den Wagen spielen konnte. In Seifersdorf und in Dippoldiswalde spielte die Band dann in dem dafür vorgesehenem offenen Wagen.
und noch einen kleinen Film dazu:
Endlich ist die IV K 99 608 wieder einmal in ihrem Heimat-Bw Freital-Hainsberg.
Nach Jahren auf Reisen, ist sie heute von Mügeln kommend auf heimische Gleise gerollt wurden. Obwohl die „Heimatdienststelle“ bei der SDG keine Rolle spielt und der EVU-Leiter nicht vor hat, dass sie unter Dampf sein wird. Die IG Weißeritztalbahn e.V. prüft, ob man einen Sonderzug mit der IV K bestellen kann.
Kunstatelier mitten im Bahnhof
Rings um das Empfangsgebäude der Weißeritztalbahn in Schmiedeberg laufen die Bauarbeiten. Hier treffen sich Kreativität und Eisenbahn.
01.05.2016 Von Franz Herz
Schmiedeberg war einst ein großer Umschlagplatz an der Bahnstrecke zwischen Freital und Kipsdorf. Gießerei und Maschinenbau erhielten ihr Material über die Bahn, ebenso die Landwirte in der Umgebung. Ähnlich betriebsam geht es zurzeit rings um den Bahnhof zu. Auf beiden Seiten des Empfangsgebäudes laufen die Bauarbeiten für den Wiederaufbau der Weißeritztalbahn.
Ralf Kempe, der örtliche Betriebsleiter und Bahnmeister bei der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft, sieht hier nach dem Rechten. Ein Bagger verlädt alte Schwellen auf einen großen Laster. Die Holzbalken sind nicht mehr brauchbar, nachdem sie seit 2002 bei Wind und Wetter draußen lagen. Der Laster manövriert dann vorsichtig um die Ecke. Er bringt die Holzschwellen zu einer Sondermülldeponie. Sie müssen entsorgt werden. Betonschwellen, die noch in Ordnung sind und wieder eingebaut werden sollen, liegen auf einem großen Stapel.
Zwei Bagger räumen das Gleisbett auf. Sie stellen das sogenannte Planum her. So nennen die Bauleute die ebene Fläche, auf welcher der Neuaufbau beginnen kann. Was nicht mehr brauchbar ist, wird entsorgt. Was sich für den Neueinbau eignet, wird sorgfältig an der Seite aufgestapelt.
Die Situation auf dem Bahnhof Schmiedeberg ist merkwürdig. Das Empfangsgebäude in der Mitte hat seinerzeit die Deutsche Bahn an Klaus-Peter Dyroff verkauft, der hier mit seiner Tochter Anna eine Mosaikwerkstatt betreibt. Man sieht dem Gebäude an, dass es belebt ist und gepflegt wird. „Die Bauarbeiten stören uns nicht“, sagt Anna Dyroff. Sie wüsste nur gerne, wann und mit welchem Fahrplan die Züge wieder bis Kipsdorf fahren. Dann könnte sie auch verschiedene Aktivitäten besser planen. Sie ist auch aktiv in der IG Bahn in Schmiedeberg, die das touristische Angebot im Ort beleben will, vor allem im Hinblick auf Bahnfahrgäste, die mit der Bimmelbahn ankommen. Die nächste Aktion wird aber noch während der Bauphase stattfinden. Am 14. Mai findet die dritte Kreativmeile rund um das Bahnhofsgebäude statt.
Ringsherum gehört das Gelände der Dampfeisenbahngesellschaft. Es reicht vom Ufer der Weißeritz über die alte Ladestraße und das Ladegleis bis zu dem Garagenkomplex auf der anderen Seite des Bahnhofsgebäudes. Hier hat sich die Reichsbahn vor über hundert Jahren das Gelände gesichert für die geplante Pöbeltalbahn, die von Schmiedeberg nach Moldava führen sollte. Das Projekt ist aber nach ersten Baumaßnahmen Anfang der 1920er-Jahre wieder eingeschlafen.
Die heutigen Bauarbeiten konzentrieren sich aber auf die Gleise, die für den Betrieb der Weißeritztalbahn erforderlich sind. Auf dem Hauptgleis, dem Gleis 2, das direkt am Empfangsgebäude in Schmiedeberg vorbeiführt, können derzeit sogar Straßenfahrzeuge rollen. So eben ist die Trasse nach dem Abbau der Schienen und des Schotterbetts. Hier wird der reguläre Verkehr zwischen Kipsdorf und Freital-Hainsberg rollen. Die früheren Gleise 1 und 3 sind schon vor Jahren abgebaut worden. Sie werden auch nicht wieder errichtet. Allerdings behalten die Gleise ihre ursprünglichen Nummern, auch wenn es zwischendurch Lücken gibt. So werden die Gleise 6 und 7 auch wieder aufgebaut. Hier wurden bis 1995 Güter umgeschlagen. Kohle für die Industriebetriebe kam an. Der Forst hat in Schmiedeberg Holz auf die Bahn verladen. Der Güterverkehr ist seit 21 Jahren eingestellt worden, die Gleise werden aber wieder aufgebaut, weil sie so wie die ganze Bahnstrecke unter Denkmalschutz stehen. Es wird künftig auch möglich sein, beispielsweise bei Bahnfesten hier einen Zug abzustellen. Wer weiß, welche Möglichkeiten sich damit in künftigen Jahren für die Kreativmeile am Schmiedeberger Bahnhof bieten?
Der Aussichtswagen ist wieder in Betrieb
Ab sofort fährt auch der Aussichtswagen wieder im Zug mit.