Archiv für die Kategorie „Presse / Medien“
Eine Bibliothek auf Schienen
Die Weißeritztalbahn veranstaltet eine Lesewoche. Statt aus dem Fenster sollen die Fahrgäste ins Buch schauen.
20.02.2017
Von Carina Brestrich

© Dirk Zschiedrich
Freital/Dippoldiswalde. Kaum eingestiegen hat Marc seine Entscheidung getroffen. Das Puzzlebuch soll es sein. Der Dreijährige klettert auf den Schoß seiner Mama Katja und schlägt die erste Seite auf. Währenddessen setzt sich der Zug langsam in Gang. Noch gut 40 Minuten sind es bis zur Endstation. Langweilig wird es bis dahin ganz sicher nicht. Schließlich hat die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) für genügend Lesestoff gesorgt. Mehrere Kartons voller Bücher stehen gleich an der Wagentür zum Stöbern und Schmökern bereit.
Es ist Lesewoche bei der Weißeritztalbahn. Zum ersten Mal lädt die SDG zu der Aktionswoche ein. Bis Sonntag sind die Fahrgäste aufgerufen, einzusteigen und zum Buch zu greifen. Dafür hat die SDG extra ihren gelben Salonwagen angekoppelt. Über den Sitzbänken liegen Decken bereit. Auf den Tischen sollen selbst gebastelte Lesezeichen Lust aufs Lesen machen.
Ziel der Lesewoche ist es, vor allem jetzt, in der publikumsarmen Zeit, Fahrgäste anzulocken. „Es soll besonders diejenigen ansprechen, die sonst nicht unbedingt mit der Weißeritztalbahn fahren“, sagt Kati Schmidt. Immer wieder sucht die SDG nach neuen Ideen und stieß dabei auf das Thema Lesen: „Es gibt ja inzwischen eine ganze Menge ungewöhnlicher Bibliotheken, in denen Bücher zum Lesen und Tauschen bereitstehen. Telefonzellen oder Bushäuschen etwa“, sagt Kati Schmidt.
Das Tauschprinzip gilt auch während der Lesewoche in der Weißeritztalbahn. Wer ein Buch mitbringt, kann sich im Gegenzug eines mitnehmen. An den Tausch erinnert ein Aufkleber, den die SDG auf den Büchern angebracht hat. „Dann denkt man an uns, wenn man das Buch mal wieder zur Hand nimmt“, sagt Kati Schmidt
Ein Buch haben Marc und seine Familie zwar nicht dabei. Die Idee finden sie trotzdem gut. Schon vor dem Start in Freital-Hainsberg ist der Familie aus Dresden der gelbe Wagen aufgefallen. „Vor allem für Kinder ist das optimal“, sagt Marcs Mama Katja. „Wenn es langweilig wird während der Fahrt, können sie sich beschäftigen.“
Zur Auswahl stehen etwa 100 verschiedene Bücher. „Es ist alles dabei: Liebesromane, Krimis, Thriller, Bildbände“, zählt Kati Schmidt auf. Ein Verlag hatte auf Anfrage der SDG etliche Bücher bereitgestellt. Viele weitere Exemplare stammen von den Mitarbeitern. Zugbegleiter Patrick Wagner hat auch ein paar Bücher beigesteuert. „Meine Frau liest gern“, erzählt er. Über die Jahre habe sich ganz schön was angesammelt. „Da haben wir den Aufruf genutzt, um mal auszusortieren“, sagt er.
Wie der Märchenzug und die Braumeisterfahrten soll auch die Lesewoche zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender der Weißeritztalbahn werden, sagt Kati Schmidt. In der Lößnitzgrundbahn hat die Lesewoche bereits in der ersten Ferienwoche Premiere gehabt. Die Fichtelbergbahn wird dann im März zur rollenden Bibliothek.
Die Weißeritztalbahn fährt sechsmal täglich zwischen Freital-Hainsberg und Dippoldiswalde. Die Fahrt im Lesewagen kostet keinen Aufpreis. Infos und Fahrplan
Die Hitliste der Fotografen
Eine Internetseite listet weltweit Lieblingsmotive auf. In unserer Region gibt es ein paar Überraschungen.
17.02.2017
Von Annett Heyse und Dominique Bielmeier

© Egbert Kamprath
Osterzgebirge. Man muss nicht jung sein, um fotogen zu wirken. Im Gegenteil, eine 134-Jährige ist es, die das Interesse der Fotografen weckt. Ihr Vorteil: Sie besteht aus Stahl, dampft und wuchtet sich mit mehr als 200 PS auf Schienen an der Malter vorbei und ins Gebirge hinauf. Und sie erinnert an die gute alte Zeit, als zum Verreisen noch Fahrkarten aus Pappe gekauft und von einem schnauzbärtigen Schaffner per Kneifzange entwertet wurden. Die Weißeritztalbahn – das ist nicht nur etwas für Eisenbahnromantiker. Ausflügler, Touristen, Urlauber, Spaziergänger – so gut wie alle verfallen ihrem Charme. Und so ist sie nicht ohne Überraschung das meistfotografierte Fotomotiv im Osterzgebirge.
Das zumindest geht aus der Internetseite sightsmap.com hervor. Denn alte Lok hin oder her – moderne Fotografen kommen heute nicht mehr in die Verlegenheit, Ort und Zeit der Aufnahme auf die Rückseiten ihrer Fotos kritzeln zu müssen. Beide Informationen halten Digitalkameras genauso wie Smartphones inzwischen automatisch fest. Und weil diese Daten auch Aufschluss darüber geben, welche Motive besonders häufig fotografiert werden, hat Google die Bilder seines Online-Fotodienstes Panoramio ausgewertet und auf der Seite sightsmap.com in einer vergrößerbaren Weltkarte dargestellt. Verschiedenfarbige Markierungen und eine Weltrangliste zeigen, welches die beliebtesten Motive von Hobby- wie Profi-Fotografen auf der ganzen Welt sind.
Während die Touristenstädte New York, Rom und Barcelona wenig überraschend auf den ersten drei Plätzen landen, schafft es Deutschland immerhin in die Top 30: Die meistfotografierte deutsche Stadt ist aber nicht Berlin – die Hauptstadt folgt erst auf Platz 40 – sondern München auf Rang 27. Schloss Neuschwanstein im Allgäu folgt drei Plätze dahinter.
In Sachsen ist das barocke Dresdner Altstadt-Panorama der absolute Fotografen-Liebling und landet auf einem beachtlichen Weltrang 101. Zumindest in dieser Kategorie kann der ewig währende Streit zwischen Leipzig und Dresden für die Landeshauptstadt entschieden werden: Leipzig ist erst auf Platz 188 gelistet.
Die Basteibrücke in der Sächsischen Schweiz schafft es auf Rang 396 – das ist immerhin Platz drei in Sachsen. Und die Region südlich von Dresden?
Hier ist es – sämtliche Standorte entlang der Strecke zusammengerechnet – die Weißeritztalbahn, die Fotoalben oder Datenträger füllt. Beliebte Standorte der Fotografen, um die Dampfbahn ins Bild zu bekommen, sind der Bahnhof Hainsberg, die Rabenauer Mühle und die Talsperre Malter. Für das weltweite Ranking ist die Bahn zu unbedeutend – aber immerhin schafft sie es zur Nummer eins in der Region, wie unsere Bildergalerie zeigt.
Platz zwei nimmt die Stadt Altenberg ein. Hier gibt es verschiedene Punkte, welche für Fotografen interessant sind, den Kahleberg, die Pinge oder die pittoresken Innenstädte von Geising und Lauenstein. Dahinter ist Dippoldiswalde platziert mit seiner historischen Innenstadt und der Umgebung mit der Talsperre Malter. Überraschend ist Rang vier. Hier steht Hartmannsdorf-Reichenau – mit seinem Blick auf Schloss und Burgruine Frauenstein. Nein, das ist nicht New York oder Barcelona – schön zu fotografieren aber ist es allemal.
Was bis zur Bimmelbahn-Ankunft noch zu klären ist
Die Bauarbeiten bis Kipsdorf zu Ende zu führen, ist kein Problem. Die echten Herausforderungen kommen erst noch.
17.02.2017
Von Franz Herz und Mandy Schaks

© Frank Baldau
Dippoldiswalde/Kipsdorf. Derzeit liegen die Gleise der Schmalspurbahn zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf zum großen Teil noch unter Schnee. Welche Bauarbeiten sind noch zu erledigen, damit die Dampfzüge wieder bis Kipsdorf fahren können? Das ist nicht die einzige Frage, die vor der regulären Fahrt bis Kipsdorf beantwortet werden muss.
Wie viel Arbeit fehlt noch zur Fertigstellung bis Kipsdorf?
Wenn das Wetter wieder Bauarbeiten ermöglicht, dauert es noch rund sechs Wochen, um mit allem fertig zu werden. Es fehlen vor allem noch Arbeitsschritte im Bereich Kipsdorf. Im Wasserhaus in Kipsdorf laufen derzeit Installationsarbeiten. An der Brücke über die Weißeritz in Obercarsdorf sind auch noch Nacharbeiten erforderlich. Das hat sich aus der Hochwasserschutzübung mit dem Technischen Hilfswerk ergeben. Einige Platten hatten zu wenig Spiel, um die Brücke bei einer Flut leicht bewegen und anheben zu können. Die Teile gehen deshalb noch einmal auf die Fräse. Auch an Stellen, wo die Winden angesetzt werden, sind noch Veränderungen erforderlich. Das sind Werkstattarbeiten. „Das war Sinn der Übung, dass wir solche Erkenntnisse gewinnen“, sagt Mirko Froß, der Betriebsleiter der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft SDG.
Kann der Kabelkanal der Bahn auch fürs Breitbandkabel genutzt werden?
Im Prinzip ist die SDG offen dafür, dass ein Hauptstrang für das schnelle Internet im Kabelkanal der Bahn verlegt wird. Das wurde bereits mit dem Landkreis abgesprochen, der Eigentümer des Bahngrundstücks ist. Weitere Entscheidungen können erst fallen, wenn ein Internetprovider feststeht, der bauen will und die Details mit der Dampfeisenbahngesellschaft abspricht. Der Einbau eines solchen Hauptkabels wird natürlich schwieriger, wenn die Bahn einmal fährt. Ein Kabel ist bereits verlegt, das dient aber nur für Bahnzwecke.
Wann steht nun endlich der neue Fahrplan endgültig fest?
Das ist der Knackpunkt vor der Wiedereröffnung der Strecke bis Kipsdorf. Derzeit gibt es nur einen Entwurf. Demnach fahren in Freital 9.25 Uhr und 15.42 Uhr täglich ein Zug nach Kipsdorf ab und 13.22 Uhr einer bis nach Dippoldiswalde. Die Rückfahrten starten in Kipsdorf 11.11 Uhr und 17.28 Uhr, in Dipps 14.20 Uhr. Um die Fahrten bis Kipsdorf finanzieren zu können, fallen auf dem unteren Streckenabschnitt von Freital bis Dippoldiswalde drei Fahrten weg. Die Verantwortlichen halten sich immer noch bedeckt, wie der tatsächliche Fahrplan ab Eröffnung der gesamten Strecke aussehen wird. „Wir werden rechtzeitig informieren“, sagt Froß. Doch dafür ist die Zeit inzwischen zu knapp, wenn man bedenkt, dass Ende April oder im Mai die Züge fahren sollen und beispielsweise touristische Anbieter sich darauf einstellen müssen.
Wie wird die Bahn in das touristische Angebot der Region eingebunden?
Allein die Ankunft der Bahn in Kipsdorf wird keine Wunder bewirken. Darin sind sich alle einig. „Das kann nur ein Teil sein“, sagt Roland Richter, der SDG-Geschäftsführer. Gemeinsam mit Vertretern der Tourismusbranche und Kommunalpolitikern wird deshalb überlegt, wie die Strecke bis Kipsdorf für Fahrgäste attraktiv gemacht werden kann. Der Altenberger Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) will den Skibus, der jetzt erstmals im Februar durchs obere Osterzgebirge fährt, auch als Wanderbus etablieren und dann eine Verbindung zur Weißeritztalbahn nach Kipsdorf anbieten. So können die Fahrgäste zumindest erst einmal weitere Ausflüge in die Umgebung unternehmen.
Lesewoche auf der Bimmelbahn beginnt
16.02.2017
Vom Sonnabend, dem 18. Februar an, läuft auf der Weißeritztalbahn bis 26. Februar die Lesewoche. Dazu gehören eine fahrende Tauschbibliothek und Kinderbuchlesungen (am 19.02.) mit der Autorin Anja Schenk. Sie liest aus ihrem Buch „Max und die Eisenbahn“. In den Bücherzügen ist auch eine rollende Tauschbücherei dabei. Dort kann jeder schmökern und seine eigenen Bücher gegen welche im Regal tauschen. (SZ/fh)
Die Lesezüge starten um 14.12 Uhr in Freital-Hainsberg und um 15.10 Uhr in Dippoldiswalde zur Rückfahrt. Wer im Bücherwagen mitfahren will, braucht eine Fahrkarte und muss zwei Euro Aufpreis bezahlen.
Warten auf den neuen Lokschuppen
Für drei Millionen Euro soll die Weißeritztalbahn eine neue Werkstatt in Freital bekommen. Doch der Baustart ist offen.
16.02.2017
Von Tobias Winzer

© Karl-Ludwig Oberthür
Freital/Dippoldiswalde. Voraussichtlich im Frühjahr sollen die ersten Züge auf der komplett wieder aufgebauten Strecke der Weißeritztalbahn von Freital bis Kipsdorf fahren. Doch für eines der wichtigsten Vorhaben hinter dem Großprojekt steht noch immer kein Termin für den Baustart fest. Die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG), Betreiber der Weißeritztalbahn, will für rund drei Millionen Euro den bestehenden Lokschuppen in Hainsberg ausbauen und eine neue Wagenwerkstatt errichten.
Wie SDG-Sprecherin Kati Schmidt mitteilt, werden derzeit die Ausschreibungsunterlagen fertiggestellt. Dann geht es mit der Ausschreibung weiter. Dafür gebe es aber noch keinen Termin. Zum weiteren Zeitplan will sich die SDG nicht äußern.
Das Projekt ist bereits seit 2013 im Gespräch und Bestandteil des sächsischen Werkstattkonzepts für die Schmalspurbahnen. Geplant ist ein Anbau zum bestehenden Gebäude auf dem Bahnhofsgelände in Hainsberg in Richtung der Straße Zum Güterbahnhof. Dazu sollen auch Nebengebäude abgerissen werden wie Teile des alten Hüttenkombinats. Die alte Lok und die Wagen, die derzeit auf einem Teil der Fläche stehen, verschwinden. Der Lokschuppen an sich bleibt weitgehend in seiner jetzigen Form bestehen. Er wurde bereits beim Wiederaufbau nach der Flut 2007/08 teilweise instand gesetzt. In der neuen Werkstatt soll zukünftig die Instandhaltung aller Fahrzeuge vorgenommen werden. Bislang passiert das in Hainsberg nur für die Dampfrösser der Weißeritztalbahn.
Die Wagenwerkstatt befindet sich zurzeit in Freital-Potschappel an der Ecke Carl-Thieme-/Oberpesterwitzer Straße. Die Deutsche Bahn und die Flut 2002 haben den Gleisanschluss aus Hainsberg, der früher existierte, allerdings gekappt. Statt auf schmaler Spur kommen die Wagen mit dem Tieflader von Hainsberg nach Potschappel – ein riesiger Aufwand.
Die Werkstatt – in die auch andere Wagen wie die der Lößnitzgrundbahn aus Radebeul zur Inspektion kamen – stammt außerdem aus den 50er-Jahren. Eine ordentliche Heizung gibt es nicht, die heutigen Anforderungen an Arbeitsplätze sind nicht erfüllt. Das Gebäude soll aber erhalten bleiben und künftig als trockener und sicherer Unterstand für historische oder nicht betriebsbereite Fahrzeuge dienen.
Das Projekt soll größtenteils durch Fördermittel vom Freistaat finanziert werden.
Die Bimmelbahner hoffen auf den Frühling
Schnee blockiert die letzten Bauarbeiten bis Kipsdorf. Viele Angebote stehen fest, aber die Eröffnung noch nicht.
06.02.2017

© Egbert Kamprath
Freital. Frühestens Ende April wird der erste reguläre Zug der Weißeritztalbahn in den Bahnhof Kipsdorf einfahren. Genauer kann es selbst Mirko Froß, der Betriebsleiter der Sächsischen Dampf-eisenbahngesellschaft (SDG), welche die Bahnstrecke betreibt, nicht sagen. „Das hängt vom Wetter ab. Wir brauchen es dauerhaft frost- und schneefrei. Dann erfordern die noch ausstehenden Arbeiten rund sechs Wochen Zeit“, ehe die Strecke mit allen erforderlichen Abnahmen fertig ist, sagte Froß am Montag auf der gemeinsamen Pressekonferenz von SDG und Verkehrsverbund Oberelbe (VVO). Aus heutiger Sicht weiß er schon, dass dieser Termin bestimmt nicht vor dem 23. April liegen wird.
Außerdem gewinnen damit alle Beteiligten noch etwas Zeit, um am Fahrplan zu feilen. Denn der steht immer noch nicht endgültig fest. Dazu teilten sowohl Froß als auch Christian Schlemper, VVO-Sprecher, nur mit, dass beide Seiten in Verhandlungen stehen. Der Entwurf, der auf der Vollversammlung des Verkehrsverbunds vor zwei Monaten vorgestellt wurde, sieht vor, dass zwei Züge am Tag von Freital bis Kipsdorf fahren und einer bis nach Dippoldiswalde. Ob es dabei bleibt, ist weiter umstritten. Im unteren Streckenabschnitt, der 2008 wieder aufgebaut war, fielen damit Fahrten weg. Das steht im Widerspruch zu den Beobachtungen, welche die Bahner bisher bei den Fahrgästen machen. Der beliebteste Abschnitt führt durch den Rabenauer Grund, teilte Froß mit. Zwischen Freital-Coßmannsdorf und Malter fahren die meisten Leute mit. Diese Strecke lässt sich mit einer Wanderung kombinieren.
Das ist mit ein Grund, warum die Bimmelbahn nicht nur bei den Bauarbeiten, sondern auch beim Publikumszuspruch stark vom Wetter abhängt. Die meisten Fahrgäste zählt die Bahn im Sommerhalbjahr, an Wochenenden, Feiertagen oder Brückentagen. „Und dann kommt es aufs Wetter an. Die Leute entscheiden kurzfristig, ob sie mitfahren, und so ein Ausflug ist eben nicht indoor“, sagte Froß. Im vergangenen Jahr sind rund 145 000 Fahrgäste auf der Weißeritztalbahn mitgefahren, gleich viele wie im Jahr zuvor.
Um die Bahnstrecke weiter attraktiv zu machen, bieten der Verkehrsverbund, die Dampfeisenbahngesellschaft und die IG Weißeritztalbahn wieder eine Reihe von Veranstaltungen an. Das Programm beginnt in den Winterferien. Komplett neu ist der Bibliothekszug, der vom 19. Februar an eine Woche lang täglich um 14.12 Uhr in Freital-Hainsberg startet, bis Dippoldiswalde und zurück rollt. „Die Kinderbuchautorin Anja Schenk fährt mit und liest aus ihrem Buch ,Max und die Eisenbahn’. Außerdem stehen im Lesewagen Bücher bereit zum Schmökern, und man kann eigene Bücher mitbringen und gegen die vorhandenen tauschen“, erklärt Gabriele Clauss, Marketingleiterin des Verkehrsverbunds, die fahrende Bibliothek. Wer mitfahren will, muss eine Fahrkarte kaufen und zwei Euro extra zahlen.
Angebot für Großeltern und Enkel
Zum zweiten Mal bietet die Weißeritztalbahn am Sonnabend, dem 11. Februar, einen Oma-Opa-Tag zusammen mit dem Freizeitzentrum „Hains“ in Freital an. Großeltern können mit Enkeln einmal mit der Bahn bis Dipps und zurück fahren, anschließend im Hains an einem Sportkurs teilnehmen und essen. Für die Kinder gibt es eine kleine Überraschung. Die Teilnahme kostet zusätzlich zur Fahrkarte noch 8 Euro für ein Kind und 9,95 Euro für einen Erwachsenen. Die Veranstaltung wird am 20. Mai und 12. August wiederholt.
Weiter bieten die Eisenbahner wieder bewährte Veranstaltungen an. Dabei arbeiten sie mit Gästeführern zusammen, die Touren auf den Spuren Ludwig Richters oder von Kipsdorf nach Bärenfels anbieten. Die Agentur Sachsenträume lässt von März bis Dezember Braumeisters Dampfzug rollen. Zu Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten fahren Sonderzüge. Die Feste an der Strecke, das Schmalspurfestival am 15. und 16. Juli und am 2. und 3. Dezember der Kleinbahnadvent, stehen auch im Kalender.
Stabile Fahrgastzahlen bei Weißeritztalbahn
Im Vorjahr waren 145 000 Reisende mit der Bahn unterwegs. Das waren sogar etwas mehr als im Jahr zuvor. Allerdings macht das Wetter Sorge.
06.02.2017
Dippoldiswalde. Die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) blickt zufrieden auf das abgelaufene Jahr zurück. 2016 waren mit Weißeritztalbahn, die die Gesellschaft betreibt, 145 000 Fahrgäste unterwegs. Das sind nahezu genauso viel wie im Jahr zuvor. „Ganz genau sind es sogar 143 mehr“, sagte am Montag Betriebsleiter Mirko Froß auf der Bilanzpressekonferenz der SDG und des VVO. Die Zahlen zeigten, dass der Fahrbetrieb stabil bleibe. Größtes Bauprojekt der Gesellschaft ist der Ausbau des oberen Abschnitts der Weißeritztalbahn. Allerdings können derzeit aufgrund des frostigen Wetters nur Werkstattarbeiten ausgeführt werden. Die Arbeiten an der Strecke würden laut Froß etwa sechs Wochen dauern. Mit der Fertigstellung ist nach gegenwärtigem Stand nicht vor dem 23. April zu rechnen.
Trotz der zufriedenstellenden Fahrgastzahlen ist die SDG um mehr Reisende bemüht. Dafür soll der Bereich der Fahrradtouristik ausgebaut werden. (szo)
Schmalspurbahnen setzen auf Fahrradtouristen
06.02.2017
Dresden. In der kommenden Saison wollen die sächsischen Schmalspurbahnen verstärkt auf den Fahrradtourismus setzen. „Mit dem Packwagen ist die Mitnahme des Fahrrads auf den Schmalspurbahnen ganz bequem“, sagte der Eisenbahnbetriebsleiter der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft, Mirko Froß, am Montag in Dresden. Zum Saisonstart Anfang Mai werde bei der Lößnitzgrundbahn die Fahrradmitnahme kostenlos angeboten, um diese Möglichkeit weiter bekannt zu machen.
Das sogenannte Anradeln sei jedoch nur einer von über 100 Punkten im Jahresprogramm der Schmalspurbahnen, hieß es. „Im Mittelpunkt stehen natürlich die beiden großen Festivals“, erläuterte Gabriele Clauss, Marketingleiterin beim Verkehrsverbund Oberelbe. Die Weißeritztalbahn feiere am 15. und 16. Juli, die Lößnitzgrundbahn am 16. und 17. September.
Im vergangenen Jahr waren nach Unternehmensangaben rund 400 000 Fahrgäste auf der Weißeritztalbahn und der Lößnitzgrundbahn unterwegs. Während die Weißeritztalbahn mit 145 000 Fahrgästen konstante Zahlen registrierte, bedeuteten die gut 250 000 Besucher der Lößnitzgrundbahn einen leichten Rückgang um etwa ein Prozent. (dpa)
Eine Brücke lernt Schweben
Die Bahnbrücke über die Weißeritz in Obercarsdorf lässt sich künftig im Notfall anheben. Sachsenweit ist sie einmalig.
23.01.2017 Von Carina Brestrich

© Egbert Kamprath
Obercarsdorf. Die Funken sprühen, der Trennschleifer frisst sich ins Metall. Um zwei Millimeter muss die Stahlplatte kleiner werden. Und zwar jetzt sofort. Sonst geht gar nichts mehr an diesem Tag, der für Obercarsdorf ein ganz besonderer ist. Denn zum ersten Mal wird die schmale Brücke, die die Weißeritztalbahn über die Rote Weißeritz und weiter bis nach Kipsdorf führen wird, getestet. Sie ist in den vergangenen Monaten so umgerüstet worden, dass sie sich im Fall eines Hochwassers hochkurbeln lässt. Dass sie nun, kurz nach Testbeginn schon nachbessern müssen, damit haben die etwa 20 Helfer nicht gerechnet. „Aber genau dafür sind wir heute hier. Das ist ein Test, um zu schauen, wo Verbesserungen nötig sind“, sagt Lars Werthmann vom Technischen Hilfswerk (THW) Dippoldiswalde.
Um Zeit geht es an diesem Tag nicht. Dabei ist genau das im Ernstfall entscheidend. „Bevor der Pegel in Schmiedeberg 80 Zentimeter, also Alarmstufe 1, erreicht, bekommen wir ein Signal aufs Handy“, erklärt Werthmann. Dann machen sich die Jungs vom THW auf den Weg. Kommt es so wie beim Hochwasser 2002, bleiben knapp zwei Stunden, um die 26 Tonnen schwere Brücke nach oben zu kurbeln – bevor das Wasser eine kritische Höhe erreicht. „Weil die Feuerwehr in solchen Fällen erfahrungsgemäß woanders gebraucht wird, übernehmen wir das“, sagt Werthmann. Vom Ufer aus verfolgt der Beigeordnete des Landrates, Heiko Weigel (CDU), das Geschehen. Das Landratsamt hat lange mit der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft über die Brücke beraten. „Das Bauwerk in seinem ursprünglichen Zustand ist nicht hochwassersicher“, sagt Weigel. Die Brücke ist zu niedrig, ihr Durchlass zu gering. Doch eine neue, höhere zu bauen ist nicht so einfach, weil das ganze Umfeld erhöht werden muss. Das Planverfahren, um die nötigen Grundstücke zu bekommen, zieht sich: „Um nicht so lange warten zu müssen, ist die Lösung nun eine Brücke, die sachsenweit einmalig ist“, sagt Weigel.
Seine Anspannung lässt sich Hubert Westphal nicht anmerken. Dabei hätte er allen Grund dazu. Denn heute zeigt sich, ob seine Idee aufgeht. Der Bauingenieur von der Firma Ipro Consult in Dresden hat die Eisenbahnbrücke zur Hubbrücke umkonstruiert. „So einen Auftrag hat man nicht alle Tage“, sagt er. Inspiration fand er in der Schweiz, wo die Bergbäche ähnlich schnell wie die Weißeritz anschwellen können. Eine Brücke, die im Hochwasserfall vom Wasser selbst angehoben wird, habe ihn auf die Hebelösung gebracht.
Bei der eingleisigen Bahnbrücke in Obercarsdorf ist aber Muskelkraft gefragt. An jedem der vier Pfeiler wird eine Winde aufgestellt. Jede wird von jeweils zwei Männern bedient. Während sie kurbeln, steht ein dritter Helfer mit Zollstock bereit. Damit sich nichts verkantet, muss die Brücke zunächst an einem Ende gleichmäßig angehoben werden. Nach zwanzig Zentimetern ist Schluss. Die Helfer schieben zur Stabilisierung die nächsten Stahlträger unter die Brücke und befestigen sie. Dann sind die Männer am anderen Ufer an der Reihe. Abwechselnd und in vier Stufen kurbeln die Teams die Konstruktion nach oben, schieben Träger für Träger darunter. Am Ende sollen es 80 Zentimeter sein.
Für Obercarsdorf ist der Brückentest ein historischer Moment. Ihn festzuhalten ist die Aufgabe von Sigo Reichel. Erst vor wenigen Tagen wurde er zum neuen Ortschronisten ernannt. Nun hat er gleich seinen ersten Einsatz. Mit der Kamera hält er fest, wie die Brücke Stück für Stück nach oben wandert. Bei den Anwohnern der Weißeritzstraße werden unterdessen Erinnerungen wach. Erinnerungen an die Stunden, die sie lieber aus der Geschichte streichen würden. Beim Hochwasser 2002 flutete die Weißeritz ihre Grundstücke. Ein Anwohner berichtet, wie das Wasser in seinem Haus 1,30 Meter hoch stand. „So etwas will man nicht noch mal erleben“, sagt er. Deshalb hatten er und seine Nachbarn sich dafür starkgemacht, dass für die Brücke eine Lösung her muss. Die gibt es nun zwar: „Trotzdem sehen wird das alles mit Vorsicht“, sagt der Anwohner. Lieber wäre ihm eine höhere Brücke. Die kommt auch, verspricht Heiko Weigel. „Das kann aber noch gut fünf Jahre dauern.“
Nach vier Stunden ist es geschafft. Die Brücke ist oben. Auch wenn alle Beteiligten mit dem Test zufrieden sind: Die Brücke, so hoffen sie, wird nur zu Übungszwecken betätigt. Bevor die Weißeritztalbahn dieses Jahr wieder bis nach Kipsdorf rollt, werden die Männer vom THW noch mal trainieren. Dann aber ohne Vorankündigung, sagt Lars Werthmann. „So wie im Ernstfall.“
Hebebrücke über Rote Weißeritz wird getestet
Die Bimmelbahnbrücke über die Weißeritz hat eine besondere Technik. Die wird jetzt unter harten Bedingungen erprobt.
19.01.2017 Von Franz Herz

© Egbert Kamprath
Obercarsdorf.Derzeit ruhen die Bauarbeiten an der Bimmelbahnstrecke zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf. „Es geht erst weiter wenn der Schnee weggetaut und kein Frost mehr ist“, sagt Betriebsleiter Mirko Froß. Es gibt aber eine Ausnahme. Am Sonnabend wird eine Brücke getestet. Man sieht es der Querung der Roten Weißeritz direkt neben der B 170 in Obercarsdorf nicht an, aber es ist eine besondere Konstruktion, eine Hebebrücke.
So etwas kennt man von der Küste, wo Schiffe unter Brücken durchfahren. Darum geht es an der Weißeritz nicht. Hier dient die Hebebrücke dem Hochwasserschutz. Denn an der Roten Weißeritz in Obercarsdorf ist der Durchlass für den Fluss eigentlich zu eng nach den Erkenntnissen, die Fachleute bei der Augustflut 2002 und danach gewonnen haben. Um das zu verbessern, hätte sie völlig neu aufgebaut und auch die Bahntrasse höher gelegt werden müssen. Diesen Aufwand hat die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft durch den Bau der Hebebrücke vermieden.
Jetzt sieht der Plan so aus, dass immer wenn der Pegel Schmiedeberg die Hochwasserwarnstufe 1 erreicht, die Weißeritz hier also mehr als 80 Zentimeter Wasserstand hat, die Brücke angehoben wird. Dann geht der Alarm automatisch von der Sächsischen Hochwassermeldezentrale an die Dampfeisenbahngesellschaft und an das Technische Hilfswerk (THW). Die Eisenbahner prüfen, ob noch ein Zug auf der Strecke ist. Der muss entweder in Kipsdorf bleiben oder wenn er weiter unten ist, nach Dippoldiswalde zurückfahren. „Sobald die Strecke frei ist, wird sie gesperrt“, sagt Froß.
Währenddessen rücken fünf Mann vom THW aus nach Obercarsdorf. Sie gehen an die Brücke, bringen dort Handwinden an, um das Bauwerk hochzukurbeln. Es gibt modernere Technik als von Hand zu kurbeln. Entscheidend ist aber, dass sie ohne Strom funktioniert, denn der ist bei einem Hochwasser nicht gesichert. Bis zu 90 Zentimeter kann die Brücke angehoben werden, damit das Wasser mehr Raum hat, um drunter durchzufließen. Gefährlich wird es vor allem dann, wenn der Fluss sich an einem zu engen Durchlass staut. Dann bleiben dort Holz sowie anderes Treibgut hängen und das Wasser tritt unkontrolliert über die Ufer. Davor hatten in Obercarsdorf Anlieger Angst. Deswegen haben sie eine Lösung für die Brücke gefordert.
Die Hebebrücke wird nun am Sonnabend ab 8 Uhr getestet, unter erschwerten Bedingungen. „Normalerweise herrscht bei Hochwasser ja kein Frost“, sagt Mirko Froß. „Aber wenn es unter diesen Umständen klappt, dann auch im Ernstfall. Es geht uns dort auch nicht darum, möglichst schnell zu kurbeln, sondern genau zu schauen, wie das am besten funktioniert.“
Beim Test sind nicht nur THW-Helfer aus Dippoldiswalde dabei, sondern auch welche aus Dresden und Pirna. Das ist eine zusätzliche Sicherheit, informierte Lars Werthmann, der Ortsbeauftragte in Dippoldiswalde. Im Falle, dass die Dippser gerade woanders im Einsatz sind, müssten die Dresdner oder die Pirnaer einspringen. Daher ist es wichtig, dass sie die Hebebrücke auch kennenlernen. Deswegen werden am Sonnabend weit mehr als die erforderlichen fünf Mann zur Brückenprobe erwartet. Die Organisatoren rechnen eher mit einem kleinen Menschenauflauf bei dem Test der Hebebrücke.