Wiederaufbau bis Kipsdorf steht bevor

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Die europaweite Ausschreibung für die Weißeritztalbahn ist raus. Kann jetzt noch etwas schiefgehen?

Von Franz Herz

Dieses Bild ist vor zwei Jahren zum Kleinbahnadvent entstanden, als die Weißeritztalbahn Sonderfahrten zwischen Obercarsdorf und Schmiedeberg angeboten hat. Derzeit ist das gar nicht möglich. Doch nächstes Jahr soll der Wiederaufbau tatsächlich beginnen. Danach könnte sich dieses Bild wieder häufiger bieten.

Der Lokschuppen in Kipsdorf gehört auch zur Weißeritztalbahn und soll wieder als Unterstellmöglichkeit für Fahrzeuge genutzt werden. Daher lässt ihn die Dampfeisenbahngesellschaft sanieren.

Der Lokschuppen in Kipsdorf gehört auch zur Weißeritztalbahn und soll wieder als Unterstellmöglichkeit für Fahrzeuge genutzt werden. Daher lässt ihn die Dampfeisenbahngesellschaft sanieren. © Egbert Kamprath

Dippoldiswalde. Es hat über 13 Jahre gedauert. Nun rückt der Wiederaufbau der Weißeritztalbahn auf dem Abschnitt von Dippoldiswalde bis Kipsdorf in greifbare Nähe. Diese Woche hat die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft zwei Ausschreibungen veröffentlicht. Am Montag kam die Ausschreibung für den Lokschuppen in Kipsdorf. Am Mittwoch hat die Dampfeisenbahngesellschaft den gesamten Wiederaufbau zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf im Amtsblatt der Europäischen Union ausgeschrieben. Das ist ein Großauftrag, der eine zweistellige Millionensumme kostet. Wegen dieses Umfangs muss der Auftrag europaweit angeboten werden. „Wenn wir einmal so weit gekommen sind, wird der Bau auch losgehen“, sagt Mirko Froß, der Betriebsleiter der Weißeritztalbahn. Die vielen Schwierigkeiten im Vorfeld, um die Finanzierung abzusichern und die Auseinandersetzungen um die Kosten für den Bauabschnitt bis Dippoldiswalde sind jetzt überstanden. Nach menschlichem Ermessen müsste nächstes Jahr der zweite Bauabschnitt kommen.

Interessierte Firmen können bis Januar 2016 ihre Angebote abgeben. Beim Lokschuppen endet die Frist schon am 6. Januar, beim Wiederaufbau der Strecke am 12. Januar 2016. Bis dahin müssen alle Unterlagen bei der Ingenieurgesellschaft für Sicherungstechnik und Bau in Dresden vorliegen. Diese wird die Angebote prüfen. „Wir hoffen, dass wir Ende Januar, Anfang Februar die Aufträge vergeben können“, sagt Froß.

Streckenarbeiten beginnen im März

Am Lokschuppen in Kipsdorf sollen die Arbeiten schon im Februar beginnen und bis August abgeschlossen sein. An der Strecke soll es im März losgehen und bis Ende September abgeschlossen sein. So sehen es die Vorgaben vor. Da wäre auch bei unvorhergesehenen Schwierigkeiten noch Luft, damit der Kleinbahnadvent im kommenden Jahr auf der ganzen Strecke von Freital bis Kipsdorf gefeiert werden kann. Nur ein Arbeitsschritt ist noch offen. Die Elektroarbeiten mit der Sicherung der Bahnübergänge werden erst im Frühjahr ausgeschrieben. Die können ja erst beginnen, wenn die Trasse gebaut ist. Dann liegen auch die Kabelkanäle und die Bahnübergänge sind fertig, an denen die Signalanlagen installiert werden.

Die Dampfeisenbahngesellschaft hat die Bauaufträge in mehrere Teile gesplittet. Der Lokschuppen wird ein eigener Auftrag. Das wird ein Hochbau und erfordert andere Kenntnisse als der Trassen- und Gleisbau. Der Wiederaufbau der eigentlichen Bahnstrecke ist in zwei Abschnitten ausgeschrieben. Der erste reicht von Dippoldiswalde bis Schmiedeberg, der zweite von Schmiedeberg bis zur Endstation nach Kipsdorf.

Auf dem unteren Teil muss die gesamte Gleisstrecke erneuert werden. Dazu wird in Ulberndorf ein Bahnübergang über die Bundesstraße 170 neu gebaut. Hier ist ja bereits zusammen mit der Straßensanierung eine neue Weißeritzbrücke auf für die Bahn errichtet worden. Sie überquert künftig aber die Straße weiter oben, als es vor 2002 der Fall war. Dazu kommt der Ausbau von Wasserdurchlässen die Befestigung von insgesamt 21 Bahnübergängen. Außerdem sind die Bahnsteige in den Haltepunkten zu sanieren. Diese sind in den vergangenen Jahren auch nicht besser geworden.

16 Stützwände und Gabionen sind erforderlich

Auf dem oberen Abschnitt von Schmiedeberg bis Kipsdorf sind nicht mehr so viele Bahnübergänge, dafür muss die Bahntrasse besser gegenüber der Roten Weißeritz geschützt werden. Insgesamt 16 Stützwände und Gabionen sind hier erforderlich, um die Bahnstrecke am Hang und am Ufer abzustützen. Hier gehören auch Sanierungsarbeiten im Bahnhof Kipsdorf zum Auftrag. Die Wasserversorgung für die Dampfloks, die Befehlsstelle und die Bahnhofsuhr müssen auf Vordermann gebracht werden. Bautechnisch scheint es also voranzugehen auf den letzten Kilometern der Weißeritztalbahn. Peter Hofmann (SPD), der Ortsvorsteher von Schmiedeberg, ist darüber sehr froh. Er will mit dem Ortschaftsrat auch die IG Bahn im Ort unterstützen, die sich zum Ziel gesetzt hat, Schmiedeberg attraktiv für Touristen zu machen, die mit der Bahn hier ankommen.

Organisatorisch sind aber noch viele Fragen offen. Derzeit ist noch offen, wie der Betrieb auf der Strecke laufen soll. Das Konzept dafür muss erst noch ausgehandelt werden. Ob ein regelmäßiger Fahrplanbetrieb eingerichtet wird oder nur Fahrten an Wochenenden oder zu bestimmten Terminen, ist noch nicht entschieden. Eisenbahnfans freuen sich aber darauf, dass die Bahn überhaupt wieder bis zu ihrer Endstation rollen kann.

Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/wiederaufbau-bis-kipsdorf-steht-bevor-3260190.html

Kommentar: Die Herausforderung kommt nach dem Bau

Die Kalkulatoren bei Tiefbaufirmen können jetzt die Computer hochfahren. Die Ausschreibung für den Wiederaufbau auf dem oberen Abschnitt der Weißeritztalbahn läuft bis Januar. Das ist ein interessanter Auftrag, mit dem ein Unternehmen ins Frühjahr starten kann. Und es geht dabei um mehrere Millionen Euro.

Damit haben die Bauleute dann gut zu tun. Aber die eigentliche Herausforderung folgt danach. Die Bahn muss auch fahren und möglichst mit voll besetzten Waggons. Dafür ist dann die Region gefordert, mit interessanten Angeboten Touristen ins Osterzgebirge zu locken. Das wird sicher ähnlich anspruchsvoll wie bisher der Kampf um den Wiederaufbau.

Nur die Eisenbahnfans alleine, die gerne in einem Original-Dampfzug fahren, reichen auf Dauer nicht aus, um den Betrieb und die Kosten für den Wiederaufbau zu rechtfertigen. Dafür müssen die Besucher immer wieder neu gelockt werden. Es muss für Touristen unschlagbare Gründe geben, nach Dippoldiswalde, Schmiedeberg oder Kipsdorf zu fahren. Sie müssen zu Hause begeistert davon erzählen, was sie gesehen und erlebt haben, damit dann Freunde und Nachbarn auch noch kommen. Gerade Kipsdorf und Schmiedeberg haben aber touristisch noch großen Nachholbedarf.

Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/kommentar-die-herausforderung-kommt-nach-dem-bau-3259674.html

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