„Kürzungsdebatte schadet der Kleinbahn“

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Montag, 26. Juli 2010

Ralf Kempe

Ralf Kempe

Herr Kempe, mit Blick auf die geplanten Einsparungen im Freistaat steht der Vorschlag im Raum, die fünf sächsischen Schmalspurbahnen unter einem Dach weiterzubetreiben. Was halten Sie davon?

Aus Sicht der Interessengemeinschaft Weißeritztalbahn könnte zwar mit diesem Schritt bei einzelnen Verwaltungsakten gespart werden. Das sind aber keine Millionen. Zugleich hat jede Schmalspurbahn eine besondere, lokale Situation. Da kann man Zittau mit der Lößnitzgrundbahn oder der Weißeritztalbahn nicht vergleichen. Die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft betreibt bereits drei Schmalspurbahnen und muss doch nicht unbedingt die Zittauer oder andere noch übernehmen. Die Flexibilität auf den Strecken würde dann kräftig eingeschränkt werden.

Also ein klares Nein?

Es sollte damit aufgehört werden, alle zwei Jahre neue Programme für die Schmalspurbahnen zu zaubern. Lasst die erst einmal wachsen, damit sie sich bewähren können. Das schließt Kooperationen nicht aus, die es bereits heute gibt.

Die Verkehrsverbünde bekommen aber weniger Geld vom Land und wollen beim Sparen auch vor den Kleinbahnen nicht Halt machen.

Welche Mittel werden gekürzt? Es handelt sich um Mittel, die der Freistaat vom Bund insbesondere für den öffentlichen Schienen-Personen-Nahverkehr bekommt und an die Verkehrsverbünde weiterreicht. Die Betonung liegt auf dem Wort „insbesondere“. Trotzdem soll nun insbesondere bei den Bahnen gekürzt werden. Dabei werden diese Regionalisierungsmittel zur Zeit nicht gekürzt, …

… wobei es für 2011 natürlich noch keinen beschlossenen Haushalt gibt …

… außerdem möchte ich auf die sächsische Finanzierungsverordnung für den öffentlichen Nahverkehr für 2008 bis 2014 verweisen. Die enthält eine Festlegung zu den Schmalspurbahnen und auch zum Wiederaufbau der Weißeritztalbahn bis Kipsdorf. Von Kürzungen halte ich da nicht viel. Schließlich ist die Weißeritztalbahn schon seit Jahren auf Sparkurs.

Nach der offiziellen Lesart steht aber nicht nur der Betrieb, sondern auch der weitere Wiederaufbau bis Kipsdorf auf dem Prüfstand. Glauben Sie daran, dass er doch noch kommt?

Die Interessengemeinschaft geht weiter davon aus, dass der Wiederaufbau kommen wird. Bislang wurde das von zwei Ministerpräsidenten zugesagt, Landrat Geisler nannte 2013 als Fertigstellungstermin, und die Mittel stehen im Landeshaushalt bereit. Zudem wurde die B170 in Ulberndorf aus Steuergeldern erneuert, wobei auch die Vorarbeiten für die Bahn erledigt wurden. Sonst wäre das rausgeschmissenes Geld.

Im Gespräch war auch, im Zuge der Sparmaßnahmen den Fahrplan auszulichten. Wäre das hinnehmbar? Immerhin reden Skeptiker immer wieder über leere Züge zu bestimmten Tageszeiten …

Ich frage mich, welche Züge und welche Zeiten haben Sie sich da angeguckt? Der eine sagt, früh sitzt keiner drin – der andere sagt, mittags sind die Züge leer. Manchmal hat man das Gefühl, die Eisenbahner kaufen die Karten selbst, um in leeren Zügen hin- und herzufahren. Ich verstehe dieses Reden nicht. Auch nicht jeder Bus ist voll ausgelastet. Ich sehe keinen Grund, den Fahrplan anzutasten. Auch die meisten anderen Schmalspurbahnen im Bereich der ehemaligen Deutschen Reichsbahn fahren nach einem normalen Fahrplan.

Derzeit kommt die Mehrheit der Gäste aus der Region. Wird genug Werbung gemacht, um die Kleinbahn in größerem Kreis bekannt zu machen?

Angefangen von der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft bis hin zum Verkehrsverbund Oberelbe und der IG wird für die Weißeritztalbahn massig Werbung gemacht. Die Kürzungsdebatte hingegen ist Negativwerbung für uns. So planen Reiseveranstalter gerade jetzt ihre Angebote für kommendes Jahr. Und wer bucht schon gern eine Sehenswürdigkeit, die dann in der heutigen Form vielleicht nicht mehr zur Verfügung steht?

Das Gespräch führte Domokos Szabó