Weißeritztalbahn fährt künftig wohl seltener

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Donnerstag, 19. August 2010

Von Domokos Szabó

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hat gestern seine Streichpläne konkretisiert. Hintergrund sind Ankündigungen des Freistaates, die Zuschüsse für Bus und Bahn zu kürzen. Das hat Auswirkungen für die Weißeritztalbahn, allerdings sind diese weniger drastisch als bislang angenommen. „Eher schwach nachgefragte Früh- und Abendzüge werden ersatzlos gestrichen“, heißt es nun in einer VVO-Mitteilung.

Was ändert sich konkret beim Fahrplan?

Das ist noch unklar. Bei der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) verweist man darauf, dass die Streichungen bislang nicht beschlossen sind. „Wir hoffen noch, dass diese Kürzungen so nicht kommen“, sagt Geschäftsführer Roland Richter. Gleichwohl ist ihm auch klar: Sinken die Zuschüsse, muss die Leistung reduziert werden.

VVO-Verbandsrat Ralf Kerndt, zugleich Dippser Oberbürgermeister, warnt vor einer Milchmädchenrechnung. Fallen zwei der heute sechs Zugpaare weg, können nicht alle Kosten analog um ein Drittel gekürzt werden. Dem Vernehmen nach lassen sich bei Weißeritztalbahn und Lößnitzdackel pro Jahr gerade mal 100000 Euro einsparen. Insgesamt muss aber der VVO nach bisherigen Angaben mit 8,4 Mio. Euro weniger auskommen.

Ist die Option Museumsbahn noch im Gespräch?

Noch Ende Juni sprach VVO-Chef Burkhard Ehlen davon, die Lößnitzgrundbahn und die Weißeritztalbahn eventuell auf einen touristischen Betrieb auszurichten. Das ist nun offenbar vom Tisch. „Bis 2022 besteht ein Verkehrsvertrag mit der SDG“, heißt es in der gestrigen Mitteilung. Eine reguläre Abbestellung des gesamten Angebotes sei schon allein deshalb nicht möglich, weil der Freistaat und der Bund Wiederaufbau-Fördermittel zurückfordern könnten. In der Strecke Freital–Dipps stecken 20Millionen Euro Steuergelder.

Steht der weitere wiederaufbau auf der Kippe?

Sowohl beim VVO als auch beim Landratsamt in Pirna geht man davon aus, dass der Freistaat an seiner Zusage nicht rütteln wird: Der immer noch flutzerstörte Abschnitt Dippoldiswalde–Kipsdorf wird wieder hergerichtet. Landrat Michael Geisler (CDU) verweist darauf, dass insbesondere das FDP-geführte Verkehrsministerium in der Pflicht steht. Die Liberalen haben vor der letzten Landtagswahl vehement den kompletten Wiederaufbau gefordert.

Das Problem wären aber dem Vernehmen nach weniger die laut jüngster Schätzung 13 bis 14 Millionen Euro für die Bauarbeiten an der elf Kilometer langen Strecke. Vielmehr sieht die VVO-Spitze die Finanzierung des Betriebs nicht abgesichert. Zwei Millionen Euro pro Jahr wären dafür nötig. Fließen sie nicht, stünde wieder die Frage nach einer Museumsbahn mit gelegentlichen Fahrten.

Welche Konsequenzen gibt es noch im Landkreis?

Da der VVO sein Investitionsprogramm stoppen will, steht der angekündigte Ausbau vom Bahnhof Hainsberg in den Sternen. Weit schlimmer sind aber die geplanten Streichungen in der Sächsischen Schweiz. So steht ein Streckenabschnitt des Sächsische-Schweiz-Rings vor dem Aus. „Wenn der Freistaat bei seiner Linie bleibt, fahren ab 2011 keine Züge mehr zwischen Neustadt und Bad Schandau“, sagt VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen. Von November bis März endet zudem jeder zweite Zug der S-Bahn-Linie S1 in Pirna.

Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2538931

Print Friendly, PDF & Email