Warum das Kleinbahnfest ausfällt
Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Freitag, 29. Oktober 2010
Von Matthias Weigel
Kleinbahn, Weißeritzpark und Freizeitzentrum Hains gehen am 1. Advent getrennte Wege. „Veranstaltungen vom Hains, vom Weißeritzpark zum 16. Centergeburtstag und der planmäßige Fahrverkehr der Bimmel finden jeweils statt. Allerdings nicht mehr unter dem gemeinsamen Namen Kleinbahnfest“, erklärt Hains-Chef Jörg Schneider gegenüber der SZ. Sonderzüge und Aktionen von Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) oder Sächsischer Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) gibt es nicht.
Was sind die Hintergründe zur Absage des festes?
Hains und Weißeritzpark finden, dass der Hauptakteur eines Kleinbahnfestes auch die Bahn sein sollte. Die Organisation könnten nicht Hains und Center nahezu alleine stemmen. „Die Gäste erwarten vom Namen her ja Bahn-Programm“, sagt Schneider. Das Angebot sei aber über Zugfahrten hinaus sehr verhalten gewesen. Unter den Bedingungen sei der Ausstieg lang angekündigt worden, sagt Centermanagerin Simone Theiß
Wie sehen die Macher der Bahn die Entwicklung?
Wie Mirko Froß von der SDG berichtet, waren 2009 die Sonderzüge zum Fest fast leer. „Das tut nicht nur von den Kosten her weh“, sagt er. Aufwand und Nutzen stünden da in keinem Verhältnis. Im VVO konzentriert man sich daher auf das eigene Kleinbahnfestival im Sommer, bei dem Sonderzüge und besondere Loks und Waggons eingesetzt werden – und an jedem Haltepunkt Aktionen und Programm Publikum anlocken. Der Sommer sei vom Wetter und den Besuchern her günstiger. Hains und Weißeritzpark wollen sich beim Festival auch weiter engagieren.
Welche Aktionen gibt es am 1.Advent dennoch?
Das Hains plant wie gehabt eine Modellbahnschau in der Hainsberger Turnhalle. Im Center gibt es zum Geburtstag am Sonnabend und zum verkaufsoffenen Sonntag Programm. Pyramidenanschieben in Spechtritz und Weihnachtsschau im Lohgerbermuseum Dipps finden seit jeher unabhängig statt.
Wie sind die Reaktionen auf die Entscheidung?
Bahnaktivist Wieland Büttner aus Freital wundert nichts: „Mit dem schlechten Marketing und den bescheidenen Aktionen war das absehbar“, sagt er. Einfach bedauerlich sei das. „Man verschenkt hier viel und schadet dem Image der Kleinbahn“, sagt er. Statt etwas zu streichen sollten VVO und SDG lieber mehr für die Bahn tun.
Der VVO weist die Vorwürfe zurück, verweist auf die hohen Kosten der Sonderzüge – und das vielseitige Engagement zur Vermarktung der Bahn. „Aber es fällt schwer, alle privaten Akteure und Kommunen entlang der Strecke zusammenzubringen. Ohne die geht es aber nicht“, sagt VVO-Sprecherin Frauke Zieschank.
Die IG Weißeritztalbahn bedauert zwar die Entwicklung, sieht sich aber am Ende der Kräfte. „Zwei Feste zu füllen und mehr Leute anzulocken ist wünschenswert, aber nicht einfach. Wir können mithelfen, aber nicht federführend sein“, sagt IG-Chef Ralf Kempe, der auf zahlreiche andere Aktionen der IG, wie den Nikolauszug, verweist.
Gibt es 2011 einen neuen Anlauf für das fest?
Der VVO hat angekündigt, die Fahrgastzahlen im Advent noch einmal zu prüfen. Hains und Weißeritzpark wollen sich dem Engagement für den Tourismus nicht verschließen. Eine Beteiligung an einem neuen Kleinbahnfest gehe aber nur, wenn VVO oder SDG federführend aktiv sind und alle Beteiligten ins Boot holen. Schneider regt eine Grundsatzdebatte an, die Weißeritztalbahn als Winter- und Weihnachtszug in Anlehnung ans Osterzgebirge zu vermarkten und so Abgrenzung zu anderen Kleinbahnen zu schaffen. Die SDG sieht dafür wenig Kapazitäten und sagt, jede Bahn sei anders und habe auch ohne Feste und Sonderzüge ihren Reiz. „Vieles ist auf den anderen Strecken auch langsam gewachsen und nicht in nur zwei Jahren“, sagt SDG-Mann Mirko Froß.
Worin hatte das fest seinen eigentlichen Ursprung?
Das Kleinbahnfest ist unmittelbar mit der Historie der Kleinbahn verbunden. Ursprünglich diente es dazu, die Weißeritztalbahn im Gedächtnis der Menschen und Behörden zu halten, als die Deutsche Bahn ans aufgeben dachte, als später die Flut schwere Schäden hinterließ. 2008 wurde zum 10. Fest-Geburtstag der sanierte Abschnitt bis Dipps mit viel Brimborium eingeweiht. Seitdem rollt die Bahn wieder regelmäßig auf der Strecke.