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„Es genügt nicht nur Geld für den Wiederaufbau“
Die Weißeritztalbahn soll bald in Kipsdorf ankommen. Warum die Freude getrübt ist, erklärt eine Tourismus-Expertin.
22.05.2016

© Egbert Kamprath
Es ist nicht zu übersehen: Zwischen Dippoldiswalde und Kurort Kipsdorf wird am Wiederaufbau der Weißeritztalbahn gearbeitet. Rund 15,5 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Ziel ist, bis Jahresende fertig zu werden. Ob dann aber auch Züge auf der elf Kilometer langen Strecke rollen, ist offen. Denn es fehlt Geld, um die Weißeritztalbahn auch betreiben zu können. Die SZ sprach dazu mit Anke Eichler vom Tourismusverband Erzgebirge.
Frau Eichler, haben Sie 14 Jahre nach der Flut selbst noch daran geglaubt, dass die Strecke bis Kurort Kipsdorf wiederaufgebaut wird?
Da kam schon der eine oder andere Zweifel auf.
Was erwartet die Tourismusbranche davon, wenn die Weißeritztalbahn wieder bis Kurort Kipsdorf fährt?
Die Anziehungskraft einer Tourismusregion lebt von den landschaftlichen und infrastrukturellen Besonderheiten. Die Weißeritztalbahn ist die dienstälteste Schmalspurbahn Deutschlands, also eine Besonderheit, mit der wir Eisenbahn- und Technikbegeisterte, aber auch Familien mit Kindern zusätzlich gewinnen können.
Wie kann es gelingen, mit der Bahn mehr Gäste ins Osterzgebirge zu locken?
Um die Weißeritztalbahn in ihrer historischen und touristischen Bedeutung auf dem Markt platzieren zu können, bedarf es des Zusammenspieles aller Partner: der Verkehrsinfrastruktur, Kommunen links und rechts der Bahn, der Leistungsträger, der Hotellerie, Gastronomie, der Vereine und Freizeiteinrichtungen der Region …
Die Bahnfahrt an sich ist ein Erlebnis! Viele Gäste verbinden eine Bahnfahrt jedoch auch mit dem Erreichen eines Zieles oder der zusätzlichen Nutzung eines erstrebenswerten Angebotes. An der Weißeritztalbahn gibt es nicht das Highlight, was an der Strecke liegt und Gäste in Scharen anzieht.
Es gibt viele kleine, liebevolle „Lichtchen“, die es gilt, in Szene zu setzen.
Wie ist Ihrer Meinung nach die Region darauf vorbereitet?
Sicher ist dem einen oder anderen nach der ganzen Vorgeschichte erst jetzt, wo die Baumaßnahmen in vollem Gange sind, bewusst, dass die Bahn tatsächlich am Jahresende wieder nach Kipsdorf fahren wird. Wenn man durch die Orte entlang der Bahnstrecke fährt, kommt man nicht zu dem Schluss, dass die Orte vorbereitet wären. Allerdings weiß ich, dass es in den Orten viele Ideen gibt, die darauf warten, angepackt und umgesetzt zu werden.
Wie kann der Tourismusverband helfen, dass das Projekt im wahrsten Sinn des Wortes ins Rollen kommt?
Bereits vor zwei Jahren haben wir, der Tourismusverband Erzgebirge in Kooperation mit der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft und dem Verkehrsverbund Oberelbe, im Bahnhof Kipsdorf mit den Bürgermeistern und Interessenvertretern entlang der Bahn besprochen, wie wichtig es ist, das infrastrukturelle Umfeld links und rechts der Weißeritztalbahn sowie die Verknüpfung und Neuentwicklung von touristischen Angeboten parallel zu gestalten. In der Arbeitsgruppe Angebotsentwicklung wurde das Bahnumfeld mit seinen derzeitigen Möglichkeiten unter die Lupe genommen und geschaut, was mit vorhandenem Potenzial entwickelt werden könnte bzw. welche Ideen neu umgesetzt werden müssten. Daraus ist ein Ideenkatalog entstanden, den es gilt, nun zu realisieren.
Was müsste jetzt als Erstes angepackt werden und warum?
Wenn es so leicht wäre, müssten zunächst die ganzen alten Bruchbauten verschwinden. Man sagt zwar, Eigentum verpflichtet, aber einige scheint dies nicht zu bewegen. Die Kommunen haben da, wie es scheint, wenig Handlungsspielraum. Eine weitere Grundvoraussetzung für die Angebotsentwicklung ist ein Fahrplan, dieser liegt bis heute nicht vor! Denn es genügt nicht, Gelder für den Wiederaufbau der Bahn bereitzustellen, wenn ein sinnvoller, regelmäßiger Bahnbetrieb finanziell nicht abgesichert ist. Denn für die Leistungsträger vor Ort ergeben sich viele offene Fragen: Wie oft fährt die Bahn? Wie lange haben die Gäste Aufenthalt? Welche Pakete können Hotels schnüren? Können zusätzlich gastronomische Leistungen angeboten werden? Rechnen sich neue Leistungsangebote? Wie kann ein begleitender bzw. ergänzender Nahverkehr zu und ab den Bahnhöfen erfolgen ? Die Zeit drängt, denn bereits Anfang Juli werden die Gruppenreisen für 2017 gebunden!
Steht noch mehr auf Ihrem Wunschzettel?
In der Prioritätenliste ganz vorn steht ein familienfreundlicher Wanderweg, der zunächst die Bahnhöfe Kipsdorf und Schmiedeberg verbindet. Perspektivisch ist allerdings denkbar, neben der gesamten Bahnstrecke Freital-Kipsdorf einen Wander- und Radweg mit vielen Spiel- und Erlebnispunkten zu etablieren. Weiterhin erhielt die Idee großen Zuspruch, die umliegenden Orte oberhalb von Kipsdorf zum Beispiel mit der Altenberger Bimmelbahn auf Rädern zu verbinden. Denn der Hauptteil der Gäste wohnt in den Kur- und Erholungsorten im oberen Kammgebiet, und diese brauchen gute Anschlüsse zu und ab den Bahnhöfen. Die Bimmelbahn auf Rädern könnte zudem die Müglitztal- mit der Weißeritztalbahn verbinden.
Was würden Sie denn persönlich als reizvoll empfinden, um an einer der Stationen zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf auszusteigen?
Also zunächst freue ich mich, dass Ende Juni der Generationspark direkt am Bahnhof Dippoldiswalde eröffnet wird. Für Familien ist das auf jeden Fall ein sehr schöner, neuer Verweilpunkt. In Obercarsdorf finde ich eine Wanderung zum Wildgehege und Hofladen der Familie Göbel weiter bis zum Aussichtspunkt „Otto’s Eck“ wunderbar. Wer in Schmiedeberg aussteigt, sollte sich auf jedem Fall die neu restaurierte Kirche ansehen. Sie ist ein echtes Schmuckstück, auch das Schulmuseum ist einen Besuch wert, allerdings müssten dort die Öffnungszeiten bei Bahnbetrieb etwas angepasst werden. Familie Dyroff, die im Bahnhof in Schmiedeberg eine Mosaikwerkstatt betreibt, will gern mit Veranstaltungen die Bahngäste zum Verweilen einladen.
Der Endstation in Kipsdorf kommt dabei sicher eine größere Bedeutung zu. Wie sieht es da aus Ihrer Sicht aus?
In Kipsdorf kann man in einer Gaststätte einkehren, Kaffee trinken oder auch eine Wanderung unternehmen. Allerdings müsste an den Endpunkt noch der ein oder andere „Knaller“, um wirklich ein lohnenswertes Ausflugsziel zu sein. Vorstellbar ist vieles: eine Wanderschaukel nach Oberkipsdorf oder Oberbärenburg, also ein Lift, der die Wanderer von einem Ort zum anderen bringt, oder eine Ausstellung „Vom Bauerndorf zum Kurort“, eine Art Museumsdorf, da es in Kipsdorf noch eine Reihe sehr gut erhaltene, aber geschlossene Einrichtungen gibt wie die alte Post, ein Tante-Emma-Laden. Oder was auch mal schön wäre zu sehen: Wie waren die Fremdenzimmer denn früher so eingerichtet, als nach Kipsdorf noch zur Sommerfrische gefahren wurde? Auch eine Kerzenzieherei oder eine Holzwerkstatt als Mitmach-Angebot für Kinder und gleichzeitig auch als Schlechtwetterangebot wären aus meiner Sicht super.
Das Interview führte Mandy Schaks.
Die Pläne für die Weißeritztalbahn
Wie es mit der Weißeritztalbahn bis Kipsdorf funktionieren soll, fragte die SZ bei VVO-Chef Burkhard Ehlen nach.
22.04.2016 Von Matthias Weigel

© Archivfoto: Egbert Kamprath
Herr Ehlen, der Wiederaufbau der Weißeritztalbahn bis Kipsdorf läuft seit ein paar Wochen. Jahresende könnte die Strecke fertig sein. Wird dann auch ein Zug fahren?
Zielstellung aller Beteiligten ist es, wenn die Strecke fertig ist, auch einen Fahrplan bis Kurort Kipsdorf zu haben und Züge fahren zu lassen.
Die Debatte geht ja nun schon Jahre. Ist das jetzt wieder nur ein Lippenbekenntnis oder wird dafür auch etwas getan?
Es gibt verschiedene Entwürfe, wie ein Fahrplan aussehen könnte. Die werden derzeit in den Gremien diskutiert. Vor allem sind intensive Gespräche mit der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft SDG als Betreiber nötig. Die muss das, was dort geplant ist, am Ende ja auch in Schichtpläne für ihre Mitarbeiter umsetzen können.
Von welchen Rahmenbedingungen gehen Sie denn überhaupt aus?
Sachsen hat in der Finanzierungsverordnung geregelt, dass 4,2 Millionen Euro pro Jahr zweckgebunden für Weißeritztal- und Lößnitzgrundbahn zusammen zur Verfügung stehen. 500 000 Euro sind davon explizit für den Abschnitt Dippoldiswalde-Kipsdorf vorgesehen, sobald die Strecke fertig ist. Das Budget wird auf den Bahnen jedoch bereits jetzt komplett ausgeschöpft. Insofern müssen wir bei der Planung von diesen Summen ausgehen.
Das sind keine guten Voraussetzungen für einen Fahrplan bis Kipsdorf …
Wir stehen vor der Quadratur des Kreises: Einerseits setzt die Finanzierungsverordnung des Freistaates die Grenzen nach oben, andererseits reicht der Zuschuss gerade aus, die vom Freistaat vorgegebenen sechs Zugpaare im unteren Abschnitt zu finanzieren. Diesen Widerspruch kann nur der Freistaat auflösen.
Wie könnte er das Problem denn lösen?
Entweder mit mehr Geld oder mit mehr Flexibilität – sprich, wir können den Fahrplan an die tatsächliche Nachfrage anpassen und uns von der starren Vorgabe der Zugpaare verabschieden.
Man könnte ja auch zugunsten der Weißeritztalbahn etwas bei der Lößnitzgrundbahn abknapsen …
Dort werden wir keine Einschnitte vornehmen. Es ist eine Lösung rein innerhalb der Weißeritztalbahn angestrebt.
Im Umkehrschluss bedeutet das doch aber: Wenn zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf Züge fahren sollen, werden zwischen Freital und Dippoldiswalde welche wegfallen.
Richtig. Alles, was oben fährt, geht zulasten des unteren Abschnitts. Je öfter Züge bis Kipsdorf fahren, desto weniger werden es insgesamt sein. Das ist jetzt Teil der Prüfung, wie diese Verschiebung sinnvoll aussehen kann.
Wie kann eine Fahrplanung unter den Vorzeichen überhaupt gelingen?
Wir schauen uns aktuell sehr intensiv die Auslastung der Züge im unteren Abschnitt aus den vergangenen Jahren an. Solche, die in der Regel gut besetzt sind, stehen nicht zur Disposition. Aber die, in denen nur wenige Leute drin sitzen – wie die am frühen Morgen –, könnten zugunsten der Fahrten bis Kipsdorf wegfallen.
Eine Bedingung für die Fördermillionen zum Wiederaufbau der Strecke war es, dass die Strecke als Nahverkehrsangebot läuft. Inwieweit ist überhaupt ein Angebot bis Kipsdorf zu machen, was dem Begriff Nahverkehr gerecht werden könnte?
Die Schmalspurbahnen bieten einen touristischen Nahverkehr. Unser Ziel wären beispielsweise saisonale Lösungen, wie die Ferien- oder die Winterzeit, oder die Wochenenden und Feiertage, an denen die Auslastung tendenziell immer höher ist. Die Frage bleibt halt am Ende was wir uns leisten können und wollen und was die Region touristisch hergibt. Es nützt nichts, gut ausgelastete Züge unten zu streichen, um leer bis nach oben zu fahren.
Damit würde man ja auch mittelfristig weitere Einbußen riskieren. Schon zuletzt sanken ja die Fahrgastzahlen leicht auf rund 145 000 im Jahr …
Wir wollen auf der Weißeritztalbahn insgesamt keine Fahrgäste verlieren – sondern brauchen ein Konzept, um idealerweise wieder welche dazuzugewinnen.
Wird die Strecke zwischen Freital, Dippoldiswalde und Kipsdorf dann auch als Gesamtes vermarktet?
Ja, in der entsprechenden Arbeitsgruppe ist die ganze Region vertreten. Sie hat ein großes Interesse am Wiederaufbau. Insofern hoffen wir, dass sich alle angespornt fühlen, zum Erfolg beizutragen.
Das klingt ein wenig unzufrieden mit den Aktivitäten.
So will ich das nicht sagen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass, wenn es ergänzende touristische Angebote gibt, die Bahnen besser ausgelastet sind. Und von volleren Zügen profitieren am Ende alle. Insofern begrüßen wir alle Aktivitäten, die der Bahn und damit der Region helfen – und unterstützen das kommunikativ.
Wann ist mit Ergebnissen in Sachen Fahrplan zu rechnen?
Spätestens im Herbst müssen wir uns gefunden haben. Es braucht dann ja noch genügend Zeit, um den Plan organisatorisch umzusetzen, ihn in Fahrplanbücher zu packen und bekannt zu machen. Das geht nicht erst drei Tage vor Betriebsbeginn. Ein paar Wochen vorher müssen es schon sein.
Staumauer Malter gesperrt!
Vom 18.April bis zum 30. November 2016 wird die Staumauer Malter auch für Fußgänger voll gesperrt. Grund sind Bauarbeiten an der Brücke über dem Überlauf.
Viele Fahrgäste der Weißeritztalbahn laufen gern eine Strecke. Oft ist der Bahnhof Malter Ausgangspunkt einer solchen Wanderung.
Ab Malter gibt es nun die Möglichkeit, rechts der Strecke in Höhe der Staumauer die Stufen der Stahltreppe zu erklimmen und dem Weg nach Seifersdorf zu folgen. Dort erreicht man wieder den Weg im Grund. Dieser Weg ist nicht kinderwagentauglich. Alternativ geht man am Eiscafé die Kurhausstraße hoch in die Dippoldiswalder Heide, um über Alte Rabenauer Straße und MüllersTorweg nach Seifersdorf abzusteigen (Grüner Strich).
Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Weißeritztalbahn in Dippoldiswalde zu verlassen und über Paulsdorf zur linken Seite der Staumauer zu gelangen. Ortskundige können in Dippoldiswalde über Gerbersteig und Birkenleite zur Vorsperre gelangen, allen anderen sei der Weg entlang der Weißeritz- und Talsperrenstraße empfohlen.
Wer es kürzer mag, steigt in Seifersdorf aus dem Zug.
Selbstverständlich kann man die Wege auch in Gegenrichtung nutzen.
(ds)
Wo die Bimmel Wasser zapft
Beim Wiederaufbau der Weißeritztalbahn wird auch der Wasserkran in Kipsdorf überholt. Die Bahn hat sogar ihre eigene Quelle.
05.04.2016 Von Franz Herz

© Egbert Kamprath
Kipsdorf. Wenn die Bimmelbahn mit einer schönen weißen Wolke aus dem Schornstein durchs Weißeritztal hoch ins Gebirge fährt, dann verdampft dabei eine ganze Menge Wasser. „Drei bis vier Kubikmeter auf der Strecke von Freital bis Kipsdorf“, schätzt Ralf Kempe, Lokführer und Vorsitzender der IG Weißeritztalbahn. Der Wasserverbrauch ist unterschiedlich, je nach Bedarf. Wenn viele Wagen angehängt sind, wird mehr Dampf benötigt, ebenso, wenn im Winter die Heizung läuft oder im Finstern der Generator Strom benötigt, um die Lok und den Zug zu beleuchten. Sie alle benötigen Dampf. Und um den zu erzeugen, muss die Lok einen Wasservorrat dabei haben.
Daher nehmen die Züge in Dippoldiswalde „Zwischenwasser“. In Dipps fasst der Wasserspeicher 40 Kubikmeter. Oben in Kipsdorf wird der Wassertank noch einmal aufgefüllt. „Dort haben wir besonders gutes Wasser“, sagt Kempe. Die Weißeritztalbahn hat eine eigene Quelle. Diese liegt an der Tellkoppe knapp einen halben Kilometer vom Bahnhof Kipsdorf entfernt. Das ist besonders gutes und weiches Wasser. Daher sind kaum Zusätze erforderlich, um das Verkalken der Leitungen zu verhindern. Außerdem hat die eigene Quelle den Vorteil, dass sie keine Rechnungen schreibt. So war es für die Lokführer immer günstig, ihre Vorräte in Kipsdorf aufzufüllen, bis es „rausschwepperte“, wie Kempe erzählt.
Leitung von innen abgedichtet
Diese Wasserversorgung wird im Zuge des Wiederaufbaus der Bahnstrecke auch saniert, wie Mirko Froß informiert, der Betriebsleiter bei der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft. Der sichtbarste Teil davon ist der Wasserkran auf dem Bahnhof. Auch er bekommt eine Generalüberholung. Froß sagt: „Er wird abgestrahlt, erhält einen neuen Anstrich, und defekte Teile werden ausgewechselt.“ Dichtungen beispielsweise werden nach 14 Jahren ohne Nutzung inzwischen spröde sein. Aber die Konstruktion an sich ist weiterhin brauchbar.
Aber auch die restliche Wasserversorgung wird in Ordnung gebracht. Dazu gehört das große Wasserreservoir, das man vom Bahnhof aus am östlichen Hang sieht. Der Wasserbehälter hier hat 50 Kubikmeter Fassungsvermögen. Außen ist eine Anzeige angebracht, wie voll er gerade ist. Die Bahnfahrgäste können vom Bahnsteig aus sogar den Füllstand des Reservoirs ablesen. In früheren Zeiten, wenn mehrere Züge in Kipsdorf angekommen sind, war dieser Vorrat durchaus erforderlich. In trockenen Sommerzeiten konnte es auch vorkommen, dass aus der Quelle etwas weniger Wasser lief, dann mussten die Eisenbahner den Wasserstand sorgsam im Blick behalten.
Talfahrt mit weniger Dampf
Von diesem großen Reservoir führt eine unterirdische Leitung zur Quelle. Auch diese ist in den Wiederaufbau mit einbezogen. Sie bekommt von innen eine neue Beschichtung, damit sie auch in künftigen Jahren dicht hält. An der Quelle selbst befindet sich ebenfalls noch eine Zisterne mit rund 20 Kubikmeter Fassungsvermögen, berichtet Kempe.
Wenn die Züge von Kipsdorf zurück nach Dippoldiswalde und Freital fahren, benötigen sie nicht mehr so viel Dampf, also auch weniger Wasser. „Nur zum Anfahren müssen sie etwas Dampf geben, dann rollt es meistens fast von alleine bis nach Dippoldiswalde“, sagt Kempe. Nur auf dem ebenen Abschnitt zwischen Obercarsdorf und Dippoldiswalde, wo die Bahnstrecke parallel zur B 170 verläuft, reicht das Gefälle allein nicht, und der Lokführer muss Dampf geben.
Die Ansprüche an die Wassertechnik sind hoch. Das Nachfüllen der Lokomotiven muss schnell gehen. Drei Kubikmeter ist ungefähr ein Zehntel des Jahresverbrauchs eines durchschnittlichen Deutschen. Diese Menge muss in kurzer Zeit in den Wassertank eingefüllt werden, damit die Fahrgäste nicht unnötig warten müssen. Daher sprudelt der Wasserkran beim Nachfüllen kräftig. Die Eisenbahnfreunde hoffen, dass er nach Abschluss der Bauarbeiten oft sprudeln wird, weil dann viele Züge auf der Weißeritztalbahn ins Osterzgebirge hoch dampfen.
Schmiedeberger bedauern Verlust der Wäscherolle
Vor anderthalb Jahren wurde die Rolle geschlossen. Jetzt ist sie entsorgt worden. Dabei gab es noch ganz andere Pläne.
25.02.2016

© Archivfoto: Egbert Kamprath
Schmiedeberg. Die Nachricht, dass die Stadtverwaltung Dippoldiswalde die Wäscherolle im Bahnhofsgebäude von Schmiedeberg-Naundorf abgebaut, verschrottet und entsorgt hat, beschäftigte diese Woche den Ortschaftsrat Schmiedeberg und auch den Stadtrat Dippoldiswalde. Es gab in Schmiedeberg andere Ideen für die alte Technik. Darauf wies Falko Uyma (Freie Wähler) im Stadtrat hin. Die IG Bahn, die den Ort im Hinblick auf den Wiederaufbau der Weißeritztalbahn, touristisch beleben will, hatte Gedanken, den Naundorfer Bahnhof mit der alten Rolle zu einem Museum zu machen. „Das ist jetzt alles hinfällig“, bedauert Schmiedebergs Ortsvorsteher Peter Hofmann (SPD). Die Stadt hat nach seinen Informationen die Rolle weggeräumt, den Raum in Ordnung gebracht und den Schlüssel für das Gebäude an die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft übergeben. Ihr gehört das Bahnhofsgebäude.
Über 50 Jahre Treue für die Rolle
Die Schmiedebergerin Monika Seifert bedauerte schon die Schließung der Rolle sehr. Sie ist mit ihrer Wäsche über 50 Jahre in die Rolle gegangen. Jahrelang hat sie sich auch als CDU-Gemeinderätin in Schmiedeberg dafür starkgemacht, dass diese Technik erhalten bleibt, obwohl sie schon lange ein Zuschussgeschäft war. Nach der Eingemeindung Schmiedebergs zu Dippoldiswalde ist die Rolle 2014 aus finanziellen Gründen geschlossen worden. „Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, mit Bügeleisen und der Heißmangel meine Wäsche zu machen“, sagt Monika Seifert. „Aber schade ist es schon.“ (SZ/fh)
Streit um Mehrkosten für Weißeritztalbahn beendet
Während der Wiederaufbau bis Kipsdorf anläuft, war noch nicht einmal die Finanzierung des ersten Abschnitts abschließend geklärt. Jetzt gibt es eine Einigung. Aber auch neue Sorgen.
25.02.2016 Von Matthias Weigel
Das Aufatmen muss spürbar zu hören gewesen sein in den Büros der Weißeritztalbahn-Betreiber. Jahrelang hat die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG), zu der auch Fichtelberg- und Lößnitzgrundbahn gehören, ein millionenschweres Risiko mit sich herumgeschleppt. Doch das ist nun endlich, nach mehr als sieben Jahren dauerndem Ringen, ausgeräumt.Konkret ging es um stattliche 3,5 Millionen Euro. Das sind die Mehrkosten, die beim Wiederaufbau des ersten Bauabschnittes aufgelaufen waren. Auf den 15 Kilometern zwischen Freital und Dippoldiswalde rollen seit dem Wiederaufbau 2008 die Züge. Die Gesamtkosten für die 2007/2008 ausgeführte Etappe beliefen sich – ohne Planung – auf 22,3 Millionen Euro, und damit einiges mehr, als über Fördermittelzusagen aus dem Bund-Länder-Fluthilfefonds und die Vorhersagen abgedeckt war. Wer das bezahlen soll? Genau darüber entbrannte zwischen SDG und Freistaat ein zäher Streit, der von Bürokratie und wechselnden Zuständigkeiten der Behörden in die Länge gezogen wurde.
Schon 2008 hatte die SDG die Mehrkosten unter anderem damit begründet, die Strecke entsprechend den Vorgaben besonders hochwassersicher ausgebaut zu haben – was sich beim Hochwasser 2013 denn auch ausgezahlt habe. Außerdem waren Bauwerke in viel schlechterem Zustand als erwartet, die einstigen Kostenschätzungen veraltet – schließlich zog sich auch der Beginn des Wiederaufbaus über Jahre hin. Vier Jahre vergingen, bevor überhaupt ein Bagger an der Strecke rollte.
75 Aktenordner Bauunterlagen
Sachsen aber stellte sich zunächst bockig. Nach knapp vier Jahren schickte der Freistaat schließlich nach „eingehender Prüfung“ der 75 Aktenordner Bauunterlagen – Gutachten, Rechnungen, Planungen, Berichte, Stellungnahmen zahlloser Stellen und Behörden – einen Bescheid. Und der sah für die SDG gar nicht gut aus. Über genaue Summen und Inhalte gibt es von den Behörden keine Auskunft. Fakt ist: Die SDG sah sich mit erheblichen finanziellen Belastungen konfrontiert. Die Gesellschaft ging in Widerspruch, legte auf 68 Seiten dar, warum die Forderungen unbegründet seien, warum man 100 Prozent wiederbekommen will – sonst müsste die SDG den Posten aus eigener Tasche stemmen und wohl oder übel weitere Kredite aufnehmen. 2014 weist die SDG einen Überschuss von 246 000 Euro aus, das Jahr zuvor wenig mehr. Es würde also viele Jahre dauern, diese Last aus dem laufenden Geschäft zu stemmen, und es würde auch die anderen beiden Bahnen belasten. Bislang wurde das Ganze größtenteils mittels Überbrückungsdarlehen der Gesellschafter, wie dem Verkehrsverbund Oberelbe und dem Regionalverkehr Erzgebirge, finanziert.
Zwischenzeitlich blockierte der Zwist sogar den weiteren Aufbau der gut elf Kilometer langen Strecke Dippoldiswalde – Kipsdorf, die von der Flut 2002 ebenfalls zerstört oder stark beschädigt wurde. Die Devise lautete, erst wenn Klarheit herrscht, geht es weiter. Davon löste sich Sachsen später aber. Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) stellte 2012 gar einen Blankoscheck aus und erklärte, dass der Freistaat für die förderfähigen Mehrkosten im ersten Abschnitt ohne Wenn und Aber aufkomme, solange der Nachweis von der SDG über die Notwendigkeit erbracht ist. Damit konnten zumindest auch wieder Planung und Finanzierung für den oberen, mit rund 17 Millionen Euro Fördergeldern eingepreisten Abschnitt laufen. Die „intensiven Prüfungen“ des ersten Abschnitts aber liefen weiter.
Auf SZ-Anfrage teilen nun SDG und Freistaat unisono mit, dass man sich Ende 2015 vertraglich geeinigt habe. „Letztlich wurden 21,6 Millionen Euro anerkannt, 12,6 Millionen Hochwasserschäden und neun für den grundhaften Ausbau“, erklärt SDG-Betriebsleiter Mirko Froß. Sprich: Die SDG bleibt auf 700 0000 Euro sitzen. „Wir halten das für einen akzeptablen Kompromiss“, sagt Froß. Das zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr bestätigt, dass die strittige Summe inzwischen an die SDG ausgezahlt worden ist. Der nicht abgedeckte Posten wird als Eigenmittel gewertet – als Beitrag der SDG also zum Wiederaufbau der Strecke. Nicht alle Kosten habe man als förderfähig anerkennen können, so das Landesamt.
Böse Überraschungen vermeiden
Eine Wiederholung des nervenaufreibenden Streits wollen beide Seiten für den zweiten Abschnitt vermeiden. Der Baustart hatte sich deswegen zwar verzögert. Doch sicher ist sicher, war die Devise. „Für den Abschnitt wurde ein detaillierter Bau- und Finanzierungsvertrag mit dem Wirtschaftsministerium geschlossen“, sagt Froß. Darin wurde auch der Umgang mit Mehrkosten geregelt. „Des Weiteren wurden die Kosten im Rahmen des Vertrages erst Ende 2015 auf Basis der aktuellen Marktpreise vereinbart“, sagt Froß. Kostensteigerungen oder Überraschungen wie 2007/08 sollen damit weitgehend ausgeschlossen sein.
Das Landesamt betont, dass man direkt mit der baufachlichen Betreuung der Weißeritztalbahn beauftragt worden sei. „Wir stehen in sehr engem Kontakt mit der SDG. Das Vorhaben trägt in der Abwicklung höchste Priorität“, sagt Sprecherin Isabell Siebert. Nachdem 2014/15 schon ein Schwung Brücken saniert werden konnte, soll der eigentliche Wiederaufbau in wenigen Tagen starten. Geht alles gut, könnte die Strecke Ende 2016 wieder intakt sein.
Ob dann Züge rollen? Das ist ein anderer Streit, den es mit dem Freistaat gibt. Bislang ist eine Finanzierung des Betriebs zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf offen. Zwischen Freital und Dipps rollen täglich sechs Zugpaare. Noch. Auch der Lößnitzdackel muss bangen. Schließlich wird der Fahrbetrieb aus einem gemeinsamen Topf mit der Weißeritztalbahn bezahlt.
Startschuss für den Wiederaufbau
Der letzte Dampfzug der Weißeritztalbahn rollte zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf im August 2002. Dann kam das Hochwasser. Nun gibt es für die Freunde der Schmalspurbahn eine gute Nachricht.
25.02.2016

Es geht voran mit der Weiperitztalbahn. Nun soll der Abschnitt bis Kipsdorf wieder aufgebaut werden. © Frank Baldauf
Freital/Dippoldiswalde. Im März startet der Wiederaufbau der flutzerstörten Weißeritztalbahn auf dem elf Kilometer langen Abschnitt zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf. „Wenn das Wetter mitspielt, steht dem nichts im Wege“, sagte Mirko Froß, Eisenbahnbetriebsleiter der Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft SDG, am Donnerstag. Nach seinen Worten sind die Bauaufträge am Dienstag an eine Bietergemeinschaft aus sächsischen Firmen erteilt worden. Es beteiligten sich insgesamt drei Arbeitsgemeinschaften an der europaweiten Ausschreibung. Die Kosten für den Wiederaufbau werden sich auf insgesamt auf rund 15,5 Millionen Euro belaufen. Eine weitere europaweite Ausschreibung soll planmäßig zwischen April und Juni erfolgen. Das betrifft die Errichtung der technischen Anlagen, zum Beispiel von Bahnübergängen mit Schranken. Bis Ende des Jahres wird die Strecke aus heutiger Sicht fertiggestellt sein.
Allerdings: Ob überhaupt einmal Züge – von Sonderfahrten einmal abgesehen – bis Kipsdorf rollen, steht in den Sternen. „Wir sind zum Betrieb der Strecke und zu einem eventuellen Fahrplan in Gesprächen“, hieß es Anfang dieses Monats unisono von SDG und Verkehrsverbund. Auf dem Abschnitt Freital–Dippoldiswalde rollen seit 2008 wieder Züge. Finanziert wird das aus einem Budget für den öffentlichen Nahverkehr. (SZ)
Weißeritztalbahn dampft im MDR
Ein Kamerateam ist diese Woche für eine Reportagereihe zwischen Freital und Altenberg unterwegs. Eine Reporterin ist dabei im besonderen Einsatz.
25.02.2016

© dpa
Dippoldiswalde/Freital.Ein MDR-Kamerateam ist in dieser Woche in der Region unterwegs, um für die Sendung „MDR um 4“ eine Reportagereihe zu filmen. MDR-Reporterin Juliane Henning war in dieser Woche schon auf der Bob- und Rodelbahn in Altenberg und bei den Vorbereitungen zu einer Treibjagd in Klingenberg. Am 25. Februar ist dann ab 16 Uhr ihr Ausflug auf die Biathlon-Anlage in Zinnwald zu sehen. Wie der MDR mitteilt, wird sie dort mit Kleinkaliber auf Klappscheiben schießen. Am Freitag, 26. Februar, folgt dann ein besonderer Einsatz. Henning ist die neue Heizerin der Weißeritztalbahn – zumindest für einen Tag. Dafür ist sie auf der Strecke von Freital bis Dippoldiswalde unterwegs.
Die Strecke führt von Freital-Hainsberg durch das Tal der Roten Weißeritz bis nach Dippoldiswalde. Der Teil von Dippoldiswalde nach Kipsdorf war beim Hochwasser 2002 zerstört worden, soll aber in diesem Jahr wieder aufgebaut werden. (SZ/win)